Kranke Frau verzweifelt an der Impfbefreiung

Vorarlberg / 01.02.2022 • 10:33 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Kranke Frau verzweifelt an der Impfbefreiung
Margot Uccia: „Es kann dir niemand sagen, an wen man sich wenden muss, damit das im Impfpass erfasst ist.“ Klaus Andorfer

Margot Uccia bemüht sich seit Wochen um ein Impfbefreiung. Heute verliert ihr Grüner Pass die Gültigkeit.

Lauterach Die vergangenen Monate haben bei Margot Uccia (60) Spuren hinterlassen. „Ich bin psychisch langsam am Rande meiner Kräfte“, sagt sie. Die Lauteracherin ist eine von rund 235.000 Österreichern, deren Grüner Pass heute, Dienstag, abläuft. Der Grund dafür liegt allerdings nicht bei ihr.

Seit die Regierung bekannt gegeben hat, dass die zweite Impfung mit 1. Februar nicht mehr neun, sondern nur noch sechs Monate gültig ist, versucht Margot Uccia herauszufinden, was sie tun muss, damit sie von dritten Impfung befreit wird. „Aber es kann dir bei der Landesregierung niemand sagen, an wen man sich wenden muss, damit das im Impfpass erfasst ist. Ich bin ja kein Impfverweigerer. Ich bin zweimal geimpft, ich will es aus medizinischen Gründen einfach nur rausschieben“, ärgert sie sich.

Schlimmer geworden

Die 60-Jährige hat sich im Mai das erste Mal impfen lassen. Sieben Tage danach machten sich unter der Haut plötzlich kleine Knoten bemerkbar. „Auf der Oberlippe, unten den Achseln, über den Augen“, zählt sie auf. Nach der zweiten Impfung wurde es nicht besser. „Es ist sogar noch schlimmer geworden. Ich habe es jetzt auch an den Augenlidern und auf den Armen.“ Margot Uccia war bereits bei mehreren Fachärzten, mittlerweile weiß sie: Es ist Sarkoidose, eine entzündliche Erkrankung, die verschiedene Organe und Gewebe im Körper befallen kann. Bei Margot Uccia ist es aktuell die Haut. Früher oder später könnte aber auch die Lunge oder der Bauchraum betroffen sein.

Margot Uccia zeigt die Knötchen am Augenlid.
Margot Uccia zeigt die Knötchen am Augenlid.

Die Ärzte gehen davon aus, dass die Impfung der „Anzünder“ für die Krankheit war. „Auch der Internist, bei dem ich schon mehrmals war, hat gesagt, er befürwortet es, dass ich meinem Körper zumindest ein halbes Jahr mal eine Pause geben darf. Ich habe aktuell auch die Osteoporose-Medikamente abgesetzt“, ergänzt die Lauteracherin.

„Gespräche laufen“

Noch immer ist nicht klar, wie Betroffene zu einer Impfbefreiung kommen. Die Landespressestelle teilte den VN am Montag mit: „Derzeit laufen die Gespräche zwischen Bund und Ländern nach wie vor auf Hochtouren.“ Das Gesetz gehe erst am Donnerstag durch den Bundesrat, die entsprechende Durchführungsverordnung könne erst im Anschluss beschlossen werden.

Margot Uccia macht das wütend: „Ich habe eine Skisaisonkarte, ich habe ein Fitnessstudioabo und kann ab morgen nirgends mehr hingehen. Es kann ja nicht sein, dass sie solche Verordnungen machen und einen dann in der Luft hängen lassen. Ich will meine Freiheit.“ VN-GER

Stichwort

Die Sarkoidose (Morbus Boeck) ist eine entzündliche Erkrankung, die akut oder chronisch verlaufen kann. Typisches Merkmal sind knötchenförmige Gewebeveränderungen, die sich überall im Körper bilden und die Funktion der betreffenden Organe stören können. Die Krankheit betrifft meistens die Lunge, aber auch Augen, Herz und Haut werden häufiger in Mitleidenschaft gezogen. 

In Westeuropa leiden schätzungsweise etwa 40 bis 50 von 100.000 Menschen an einer eine Sarkoidose. Die Erkrankung tritt in der Regel zwischen 20 und 40 Jahren auf. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.

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