Warum Kleinschulen in Vorarlberg nicht mehr sakrosankt sind

Vorarlberg / 23.02.2022 • 05:50 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Warum Kleinschulen in Vorarlberg nicht mehr sakrosankt sind
Ein Idyll zum Unterrichten: Die Volksschule Dornbirn-Heilgereuthe hatte im Schuljahr 2020/2021 fünf Lehrpersonen für 15 Schüler. VN

Wegen dramatischen Lehrermangels sollten diese hinterfragt werden, sagt VS-Direktor Christof Wund.

Bregenz, Lustenau Direktor Christoph Wund von der Volksschule Lustenau-Kirchdorf sieht sich mächtig unter Druck. “Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie ich im kommenden Schuljahr für alle Klassen klassenführende Lehrer finden soll. Wir sind personalmäßig am Anschlag, haben jetzt schon drei Klassen mit 27 Schülern, fünf weitere mit 24 und andere mit 22 und 23 Kindern.” Wund begrüßt die soeben präsentierte Neuordnung der Ressourcenzuteilung, die sich am Bedarf der Schüler orientiert und nicht nach der Anzahl der Klassen.

Große Unterschiede

Doch der langjährige Direktor möchte noch ein anderes Kriterium berücksichtigt sehen: “Wir können meiner Meinung nach nicht umhin, auch die Kleinschulen verstärkt in die Ressourcenfrage miteinzubeziehen. Selbst wenn das bedeutet, dass die eine oder andere dieser Schulen schließt und dadurch Lehrer für große Schulen, die personell aus dem letzten Loch pfeifen, zur Verfügung stehen.”

“Wir können nicht umhin, auch die Kleinschulen verstärkt in die Ressourcenfrage miteinzubeziehen.

Christoph Wund, Direktor VS Lustenau-Kirchdorf

Wund nennt Beispiele. “Allein rund um Dornbirn befinden sich fünf Kleinschulen. Dort sind mehrere Lehrer für wenige Schüler im Einsatz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass überall die Schließung eines Standorts gleich den Zerfall einer Dorfgemeinschaft bedeutet.” Es bedeute einen Riesenunterschied, ob eine Lehrperson in einem unproblematischen Umfeld 15 Schüler unterrichte, “oder es in einem komplexen sozialen Umfeld mit 27 Kinder in einer Klasse zu tun hat.”

Tatsächlich gibt es Schulen mit bemerkenswerten Schüler-Lehrer-Zahlenverhältnissen. Ein Beispiel: Die Volksschule Dornbirn-Heilgereuthe meldete für das vergangene Schuljahr 15 Schüler, die von fünf Pädagogen unterrichtet wurden.

Kritik des Rechnungshofs

Wund möchte nicht die Kleinschulen per se in Frage stellen. “Über eine Dorfschule wie etwa jene in Damüls muss man nicht diskutieren.” Was er möchte, ist “eine emotionslose und analytische Diskussion über sinnvolle Ressourcenverschiebungen unter grundsätzlicher Einbeziehung von Kleinschulen.”

Kritisiert hat schon der Rechnungshof die Schulstruktur Vorarlbergs. Für das Jahr 2015/2016 verwies die Prüfungseinrichtung auf die hohe Zahl an nieder organisierten Volksschulen, das sind Volksschulen, an denen der Unterricht schulstufenübergreifend stattfindet. Als Beispiel wurden Alberschwende mit vier Volksschulen und St. Gallenkirch mit drei primären Bildungsstätten angegeben. Der Rechnungshof empfahl Optimierungen.

Land will Kleinschulen

Doch der Erhalt der Kleinschulen ist für Vorarlberg ein großes Anliegen und wird politisch so definiert, auch wenn Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink das nicht als Dogma verstanden wissen will. Sie macht jedoch unmissverständlich klar: “Wir stehen politisch zu den Kleinschulen. Die sind bei der nun in Angriff genommenen neuen Ressourcenzuteilung auch gewiss keine Gewinner. Aber eine Schule zu schließen, ist ein ein großer Schritt. Der darf nicht leichtfertig gesetzt werden. Schulen sind schließlich auch Teil einer dörflichen Infrastruktur.”

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