Familien-Deal: Oligarch verkauft Lecher Hotel Aurelio

Verkauf von Deripaska-Hotel: von Karibik-Firmen an eine russische Hotelgruppe – inklusive familiärer Überraschung
LECH, MOSKAU Seit der Lustenauer Biobauer Simon Vetter beschlossen hat, sein Gemüse nicht mehr an den Oligarchen Oleg Deripaska nach Lech zu liefern, ist das Hotel „Aurelio“ wieder in den Schlagzeilen. Erfreut ist man darüber am Arlberg überhaupt nicht.
„Ich bin tief enttäuscht, weil wir Simon Vetters Waren erst nach Lech gebracht haben“, sagt Axel Pfefferkorn, Aurelio-Geschäftsführer, den VN. Das Aurelio sei ein österreichischer Betrieb mit österreichischen Mitarbeitern. „Wir sollten in Vorarlberg zusammenhalten. Bei uns hier gibt es nichts Russisches“, so Pfefferkorn. Ganz so einfach ist es freilich nicht.
In den vergangenen Wochen hat sich zwar die Eigentümerschaft des Luxushotels verändert, wie VN-Recherchen ergaben. Dabei sieht es nur auf den ersten Blick so aus, dass der russische Aluminium-Oligarch Oleg Deripaska nicht mehr länger Eigentümer wäre, wie man sich im Dorf erzählt. Dass Deripaska das Hotel vor wenigen Wochen verkauft hat, ist im zypriotischen Firmenbuch ersichtlich. Man muss wissen: das Grundstück, auf dem das Hotel steht, gehört einer österreichischen Firma.

Wie viel Deripaska für das 4500 Quadratmeter große Grundstück in bester Lage 2007 bezahlt hat, ist nicht bekannt. Es wurde über 9 Millionen Euro spekuliert, der Preis von 2000 Euro pro Quadratmeter wäre aus heutiger Sicht ein Schnäppchen. Über 30 Millionen Euro soll der russische Unternehmer in das Top-Haus am Arlberg investiert haben.
Ski- und Steuerparadies
Das Aurelio gehört in weiterer Folge der „Dornton Ltd.“, einer Firma, die auf Zypern registriert ist. Jenem Land, wo Deripaska auch für sich und seine Familie die EU-Staatsbürgerschaft per Goldenem Pass erworben hat. Diese „Dornton Ltd.“ ist offenbar steuerschonend herumgereicht worden. 2018 zum Beispiel wurde das „Aurelio“ auf die Britischen Jungferninseln verschoben, wie die VN-Infografik zeigt.

Nun wurde per 13. Jänner 2022 aber die bisher privat auf Deripaska zurückführbare „Dornton Ltd.“ an die russische Gost-Hotelgruppe verkauft. Nach Eigenbezeichnung eine der größten Hotelgruppen Russlands. Sie betreibt und besitzt rund 40 Hotels und Kurhäuser in Moskau und zehn weiteren Städten – von Sotschi an der Schwarzmeerküste über Krasnodar, Moskau bis nach Sibirien. Und neuerdings Lech am Arlberg.
Bleibt in der Familie
Mit Deripaska hat aber auch „Gost“ genug zu tun: der Geschäftsführer von Gost ist Evgeny Tonkacheev, der vormals in Deripaskas Konzern „Basic Element“ Manager war. Insgesamt war „Gost“ Deripaskas Hotelgruppe – bis es 2018 zu den US-Sanktionen gegen Oleg Deripaska kam. Seitdem ist Pavel Ezubov Eigentümer, Deripaskas Cousin. Dabei ist „Gost“ nicht die einzige Firma, die Deripaska in Sanktions-Not seinem Cousin anvertraut hat.
Aurelio-Geschäftsführer Axel Pfefferkorn möchte VN-Fragen zur Eigentümerschaft nicht beantworten. Oleg Deripaska hat gestern dazu aufgerufen, „so bald wie möglich“ Frieden zu schließen. Nach dem Konflikt werde „die ganze Welt anders sein, und Russland wird anders sein“. Lecher Einheimische wollen Deripaska selbst zuletzt vor drei Jahren am Arlberg gesehen haben, angereist mit dem zwischenzeitlich berühmten VIP-Heli.