Ein Hohenemser, der es in New York zu Ruhm brachte

Jüdische Lebensgeschichten aus Hohenems: Rudolf Rosenthal
Hohenems VN.at widmet diese Episode der Biografienreihe einem ehemaligen Bewohner jenes Gebäudes, in welchem vor 31 Jahren das Jüdische Museum Hohenems eröffnet wurde. Rudolf Rosenthal kam am 30. Juli 1873 als Sohn des Textilfabrikanten Anton Rosenthal und dessen Gattin Charlotte zur Welt.
Die Villa wurde später nach seiner älteren Schwester Clara benannt, deren Hochzeit mit Josef Heyman 1891 bereits in einer früheren Ausgabe beleuchtet wurde. Rudolf Rosenthal verbrachte im Gegensatz zu ihr jedoch lediglich das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts dauerhaft in Hohenems, ehe er in die Vereinigten Staaten von Amerika übersiedelte.
Hochzeit in Manhattan
Rudolf, der vor dem Jahrhundertwechsel einige Zeit im englischen Middleton verbracht hatte, trat, wie die Wiener Zeitung am 21. Juli 1900 vermeldete, im Alter von knapp 27 Jahren als Prokurist in den Hohenemser Familienbetrieb ein. Ein gutes Jahr später, genauer am 16. Oktober 1901, heiratete er im New Yorker Stadtteil Manhattan die künstlerisch versierte Rena Kahn, deren Familie ebenfalls aus Hohenems stammte.

Renas Vater Jacques Kahn war dreißig Jahre zuvor in die Metropole an der amerikanischen Ostküste emigriert, um dort eine Glas- und Spiegelfabrik zu begründen. Ihr jüngerer Bruder Ely Jacques Kahn sollte es an selber Stelle schon bald zu einem führenden Architekten bringen.
Autounfall in Feldkirch
In Hohenems gehörte Rudolf Rosenthal zu den technischen Vorreitern der Zeit. So berichtete etwa die Zeitung „Vorarlberger Volksfreund“ im November 1902, dass im Vormonat sowohl am Firmenareal als auch im Wohnhaus von Rudolf Rosenthal Fernsprechstellen mit den Nummern 2f bzw. 4 in Betrieb genommen wurden. Zur gleichen Zeit waren etwa in Bregenz bereits rund 70 Telefonapparate ans Netz angeschlossen. Rudolf Rosenthal zählte auch zu den frühen Automobilisten und war 1903 – zehn Jahre nachdem erstmals ein Motorwagen in Vorarlberg verkehrte – auch prompt in einen Verkehrsunfall in Feldkirch nahe der Eisenbahnunterführung Altenstadt verwickelt.
Rückkehr nach Amerika
1910 zog es das kinderlos gebliebene Ehepaar wieder zurück nach New York City. Der Abschied aus Hohenems wurde am 19. April noch mit einem Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Spitalbaufonds im Gasthof „zur Post“ zelebriert. Dem Bericht in der Vorarlberger Landes-Zeitung folgend, wurde Rudolf Rosenthal dabei auch vom Grafen Waldburg-Zeil sowie dem Hohenemser Bürgermeister Alois Peter die Aufwartung gemacht. Zudem spielte die Bregenzer Regimentsmusik „in vortrefflicher Weise“ auf.
Kurz darauf überquerte das Ehepaar auf dem Schiff „Kaiser Wilhelm II“, das im Hafen von Cherbourg ablegte, den Atlantik. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs war Rudolf Rosenthal noch als „Assistant Manager“ in der Spiegelfabrik seines Schwiegervaters, der jedoch im August 1918 verstarb, angestellt. Im Februar 1919 suchte Rudolf schließlich um die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an, die ihm zwei Jahre später bewilligt wurde. Von nun an führte er mit seiner Frau Rena unter dem Namen „Rena Rosenthal Inc.“ ein Design-Studio für Innenausstattung in der Madison Avenue.
Berühmtes Designgeschäft
Das Studio wurde bald um die „Rena Rosenthal Gallery“ erweitert und bestand bis 1952. Das legendär gewordene Design- und Einrichtungsgeschäft importierte Wiener Kunsthandwerk in die USA, verkaufte aber auch Dekorationsobjekte aus Holz, Porzellan oder Glas, die Rena Rosenthal selbst entwarf. 1948 brachte Rudolf Rosenthal außerdem zusammen mit Helena L. Ratzka das Buch „The story of modern applied art“ auf den Markt. Im Alter von 81 Jahren verstarb er im Dezember 1954 in New York City; seine Frau überlebte ihn um fast zwölf Jahre. RAE