“Ich knalle euch alle ab”

Vorarlberg / 29.04.2022 • 22:35 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Der Angeklagte hatte sich während der psychiatrischen Behandlung positiv entwickelt, deshalb keine unbedingte Einweisung in eine Anstalt.eckert
Der Angeklagte hatte sich während der psychiatrischen Behandlung positiv entwickelt, deshalb keine unbedingte Einweisung in eine Anstalt.eckert

Renitenter Frühpensionist bedrohte Sozialarbeiter und legte sich mit der Polizei an.

feldkirch Ein Eigenbrötler und Sonderling war der jetzige Pensionist angeblich schon immer. Er hatte mit vielen Menschen ein Problem, das bereitete ihm auch bei der Arbeitssuche Schwierigkeiten. Vor Gericht ist er allerdings höflich, macht einen gebildeten, eloquenten Eindruck und beantwortet bereitwillig alle Fragen.

Auch bei seiner derzeitigen psychiatrischen Behandlung ist er kooperativ und engagiert. Der Mann leidet seit vielen Jahren an einer Persönlichkeitsstörung und einer paranoiden Schizophrenie. Als sein Psychiater in Pension ging, setzte er einfach alle Medikamente ab, ein neuer Krankheitsschub ließ nicht lange auf sich warten. Es kam zu Problemen.

Vermeintlicher Suizidversuch

Der Betroffene hat einen Erwachsenenvertreter, besser als „Sachwalter“ bekannt, dennoch gibt es immer wieder finanzielle Probleme und Dinge zu regeln.

Als sich der psychisch Kranke von einer Sozialarbeiterin nicht gut betreut fühlte, rastete er aus. „Ihr werdet schon sehen, was noch passiert, ich knalle euch alle ab“, machte der Mann seinem Ärger Luft. Ein zweiter Vorfall, der zur Anzeige führte, war eigentlich ein Missverständnis. Der Patient ist suizidgefährdet. Als er im November vergangenen Jahres mit seinem Handkarren einige Dinge aus seiner Wohnung brachte, machte er Pause an einem Brückengeländer.

Bei der betreffenden Brücke geht es weit in die Tiefe, Beobachter befürchteten, der im Dorf längst Bekannte würde sich hinunterstürzen. Sie schlugen Alarm, ein Arzt und die Polizei kamen.

Man forderte den 56-jährigen, verwirrt Wirkenden behutsam auf, mitzukommen. Der wollte wiederum seinen Karren nicht einfach stehen lassen. Er wollte seine Sachen ins Polizeiauto einladen, das wiederum missfiel dem Beamten. Es kam zu einem Gerangel. Der psychisch Kranke machte, wie dem Polizisten ebenfalls bereits bekannt, mit einem rund zwei Meter langen Stock chinesische Kampfübungen. Plötzlich stieß er dem Beamten mit dem Stock gegen die Brust. Der drohte daraufhin, den Pfefferspray einzusetzen. Ohne Erfolg. Dann sprühte der Polizist, doch der Gegner erwies sich als zäh. „Erst nach einigen Minuten ließ der Widerstand nach“, erinnert sich der Beamte. Gerichtspsychiater Reinhard Haller führt aus, dass sich der Betroffene seit seiner mehrmonatigen stationären Behandlung im Landeskrankenhaus Rankweil positiv entwickelt hat. Somit kommt das Gericht mit einer bedingten Einweisung aus.