Nach Bozenau-Aus: Wo Rudi Längles Tiere jetzt grasen

Nach der Räumungsklage auf Gut Bozenau hat der Verein Tierhilfe Vorarlberg neuen Sitz in Lochau angemeldet.
Lochau Rudi Längles Gesicht ist schmerzverzerrt. Mit schweren Schritten nähert er sich seinem Liebling, dem sechs Jahre alten Esel Napoleon, und füttert ihn mit einer Karotte. “Ich bräuchte dringend eine Operation am Knie. Aber wer soll sich in meiner Abwesenheit um die Tiere kümmern? Sie brauchen mich.”
Der Obmann des Vereins Tierhilfe Vorarlberg hat turbulente Zeiten hinter sich. “Es war wild”, sagt er, wenn er die letzten Monate Revue passieren lässt. Im vergangenen Herbst musste Rudi Längle seinen Gnadenhof “Gut Bozenau” in Doren räumen. Vorausgegangen war ein jahrelanger Rechtsstreit mit der Eigentümerfamilie. “Wir hatten nur eineinhalb Monate Zeit, ein neues Zuhause für rund 100 Tiere zu finden. Es war ein Skandal, ich bin von der Justiz sehr enttäuscht. Für uns war es nicht einmal denkbar, dass wir den Prozess verlieren”, ist Längle noch immer enttäuscht. Rund 100 Tiere, vom Esel bis zur Katze, hatte er in Doren betreut, bevor die Räumungsklage ins Haus flatterte. “Wir sind Tag und Nacht gefahren, um die Tiere vom Hof wegzubringen, es war purer Stress.”

Inzwischen hat Längle einen Stall in Lochau mit angrenzenden Weiden als neuen Sitz des Vereins angemeldet. Bereitgestellt habe ihn eine Tierfreundin, die im Hintergrund bleiben möchte und ihren Namen daher nicht in der Zeitung lesen will. “In Vorarlberg ist es fast unmöglich, Platz für so viele Tiere zu finden. Wir haben uns daher sehr gefreut, dass sie uns den leerstehenden Stall zur Verfügung gestellt hat. Sie hat unsere Not gesehen und uns Unterstützung angeboten”, sagt Längle dankbar. Rund 20 Tiere, darunter Esel, Ponys und Ziegen betreut Rudi Längle dort gemeinsam mit seinem fest angestellten Helfer Khizar. “Für die restlichen Tiere konnten wir super private Plätze finden. Ein weiterer Teil wurde in Ställen untergebracht, für die wir natürlich weiterhin bezahlen”, führt er aus. Die Tiere, die Rudi Längle aufgenommen hat, stammen etwa aus Hofauflösungen oder Scheidungen, einige wurden aber auch vor der Schlachtung gerettet. “Wie zum Beispiel unsere Ziegenmama Sissi und ihre drei Jungtiere, die bei uns ein Zuhause auf Lebenszeit bekommen haben.”

Obwohl der Hof in Doren inzwischen leer ist, nimmt Längle noch täglich die Fahrt in den Bregenzwald auf sich, um zwei Streunerkatzen und vier Tauben zu versorgen. “Diese konnten wir leider nicht einfangen, aber jemand muss sich ja um die Tiere kümmern und sie füttern.” Den Stall in Lochau, der von Längle und seinen Helfern zuvor an die Bedürfnisse der Tiere angepasst worden sei, bezeichnet er aber als “Übergangslösung”. Ziel ist es, bis spätestens Herbst einen neuen Hof zu finden, um die älteren Tiere, die schon viele Jahre gemeinsam auf Gut Bozenau gelebt hatten, wieder zusammenführen. “Wir wollen uns aber auf jeden Fall verkleinern und nicht mehr so einen großen Hof führen wie damals in Doren.” Die Suche nach einem Hof in Vorarlberg gestalte sich jedoch schwierig.
Aufgeben war für den Obmann des Vereins aber noch nie eine Option, Kämpfen ist er gewohnt. “Ich mache das seit über 25 Jahren. Wenn man etwas aus Überzeugung tut, muss man auch schwierige Zeiten in Kauf nehmen.” Turbulent könnte es für den Hofbetreiber schon bald wieder werden. Mit dem Eigentümer in Doren sei schließlich noch eine Rechnung offen: “Wir fordern natürlich unsere Investitionen zurück, die wir damals in den Um- und Ausbau gesteckt haben. Das sind wir den Tieren, dem Verein und auch unseren Spendern schuldig.”







