Vier Szenarien für den Herbst

Vorarlberg / 06.05.2022 • 22:38 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Die Regierung prüft zahlreiche Maßnahmen für eine mögliche nächste Corona-Welle.

Wien „Wir warten nicht mehr ab, was im Herbst kommt“, versprach Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Freitag bei einem Hintergrundgespräch mit Journalisten. Gemeinsam mit Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, ÖVP-Gesundheitssprecherin Gaby Schwarz und dem Virologen Andreas Bergthaler wurde ein Plan für den dritten Pandemieherbst präsentiert. Konkret haben rund 80 Fachleute einen Variantenmanagementplan (VMP) erarbeitet, der im Wesentlichen von vier Szenarien ausgeht. Der VMP wird nun der Gecko-Kommission zur inhaltlichen Bewertung vorgelegt und soll Anfang Juni präsentiert werden.

Die Bundesregierung muss von zahlreichen Szenarien ausgehen, da die nächste Variante nicht vorhersehbar ist. Das räumte auch Ostermann ein: „Auch die Wissenschaft hat keine Kristallkugel.“ Bergthaler begrüßte es, dass nach drei Jahren vom Prinzip Hoffnung auf vorausschauendes Agieren umgeschwenkt wurde. Auch bei psychosozialen Faktoren und in Schulen und Kindergärten soll die Situation nun breiter interdisziplinär evaluiert werden. „Wir wissen, da gibt es Baustellen“, sagt der Virologe.

Impfpflicht noch nicht vorgesehen

Konkret spannen sich die vier Szenarien vom Idealfall ohne erforderliche Einschränkungen bis hin zu dem ungünstigsten Fall mit unvorhersehbaren und häufigen Ausbrüchen neuer Varianten, die das gesellschaftliche und soziale Leben weitreichend stören würden. Dazwischen liegen günstigere und weniger günstige Fälle mit neuen Varianten und Effekten, ähnlich wie bei der Omikronwelle mit partiellen Einschränkungen.

Variante vier enthält den Worst Case mit hohen Infektions- und Hospitalisierungszahlen. Doch selbst bei diesem denkbar ungünstigsten Szenario wollte sich der Gesundheitsminister nicht auf das Scharfstellen der Impfpflicht festlegen.

Das Nationale Impfgremium empfiehlt bereits eine weitere Dosis, jedoch vorerst nur für Risikogruppen, also Hochbetagte über 80 Jahre und Menschen über 65 mit Vorerkrankungen. Wie Katharina Reich berichtete, soll vor dem Sommer eine Entscheidung über eine Empfehlung bezüglich weiterer Impfungen auch für die Restbevölkerung ohne Risikofaktoren und Vorerkrankungen kommen. Pfizer und Moderna würden bereits an einem adaptierten Impfstoff arbeiten, der vermutlich ab Herbst erhältlich ist. Zudem gebe es nun, im Gegensatz zum ersten Quartal, keinen Mangel an Covid-Arzneimitteln mehr. „Wir wollen diese Medikamente ganz niederschwellig verfügbar machen“, sagte Reich.

Schwieriges Datenmanagement

„Wir brauchen Daten, sonst helfen auch die Werbekampagnen nichts“, forderte Virologe Bergthaler. Beim Fund neuer Varianten müsse etwa die Wissenschaft in Echtzeit Daten zu den betroffenen Personen, ihrem Impfstatus und der Behandlung bekommen.

Ein Spitalsregister wurde etwa bereits im Jänner angekündigt, das sei nun laut Reich „startklar“. Derzeit gibt es in Österreich jeden Tag drei unterschiedliche Daten: Die Fallzahlen des nationalen Krisenstabs, jene des Epidemiologischen Meldesystems (EMS) und jene der Ages. Rauch gab auf Nachfrage unumwunden zu, dass er nicht versprechen könne, dass es im Herbst zuverlässige Zahlen geben werde und nannte den Föderalismus und die damit verbundene unterschiedliche Datenerhebung als einen Grund. VN-jus

„Wir müssen uns seriös auf Szenarien, die im Herbst kommen können, vorbereiten.“