Bewusst erleben

Vorarlberg / 10.05.2022 • 18:55 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Also gut: Auf einer Skala von null bis zehn läge dieser Tag leicht überm Durchschnitt. Ein paar nette Begegnungen, kleinere Erfolgserlebnisse, die Arbeit ging gut von der Hand. Der Straßenverkehr: gut akzeptabel. Der Abendtermin: anstandslos überstanden. Alles normal. Aber woher kommt dann dieses Glücksgefühl?

Es ist jetzt halb zehn. Um diese Zeit spannt sich der Himmel in einem satten, dunklen Blau übers Land. Der Tag hat frühsommerliche Wärme hinterlassen. Der Wind trägt den Duft von gemähtem Gras herüber. Jetzt ist es eine Lust, aufs Motorrad zu steigen. Nichts eilt. Der Motor schnurrt behaglich, als wollte er sagen: Jetzt sieh doch, man kann auch elegant Motorrad fahren! Geschwindigkeit? Geschenkt!

Man tanzt mehr nach Hause in langen, sanften Schwüngen und sieht dabei den Himmel vor sich stufenlos hinübergleiten in das samtene Schwarz der Nacht. Niemand kann solche Übergänge malen. Es ist ein Wunder. Jedes Mal aufs Neue. Tage, die so enden, hinterlassen wundersame Spuren. Obwohl die Beteiligten – Mensch und Maschine – schon reiferen Alters sind. Oder vielleicht gerade deshalb?