„Ich dachte, das Tatütata kommt vom Fernsehen“

Beziehungstat in Meiningen: Was die Nachbarn berichten.
Meiningen Am Samstagnachmittag kam es in einem Mehrparteienhaus an der Schweizer Straße in Meiningen zu einer Beziehungstat (die VN berichteten). Eine 37-jährige Frau versetzte dabei ihrem 40-jährigen Freund mit einem Küchenmesser einen Stich in die Brust. Der Mann überlebte, die 37-Jährige wurde am Montag wegen Verdacht des versuchten Mordes in die Justizanstalt Feldkirch eingeliefert. Weitere Ermittlungen laufen.
Lokalaugenschein der VN an der Schweizer Straße 79, kurz vor der Grenze zur Schweiz: Im Garten des Mehrparteienhauses sonnt sich Brigitte Derold. Auf die Beziehungstat am Wochenende angesprochen, sagt die rüstige 76-jährige Pensionistin nur „Schrecklich!“.
„Keinen Lärm gehört“
Wie aber hatte sie den Vorfall selbst erlebt? Als unmittelbare Nachbarin vom Tatort im Mehrparteienhaus? Zunächst hätte ihr eine Nachbarin erzählt, dass „Romina“ (die Tatverdächtige, Name von der Redaktion geändert) mit zwei Kindern die Stiege hinaufgelaufen sei, in der Hand Einkaufstaschen. Dann – nur eine halbe Stunde später – sei es zu der furchtbaren Tat gekommen. „Ich saß gerade vor dem Fernseher und sah mir einen Krimi an“, fährt die 76-Jährige fort. „Aber ich habe keinen Lärm gehört und nichts von einem Streit wahrgenommen. Wissen Sie, diese Wohnungen sind sehr gut isoliert.“
Aufmerksame Katze
Schließlich aber habe sie die Folgetonhörner von den Einsatzfahrzeugen vernommen. Brigitte Derold war zunächst der Meinung, das „Tatütata“ käme aus dem Fernsehen. Vom Krimi. „Doch dann, ganz plötzlich, sprang meine Katze zum Fenster und starrte hinaus. Ich dachte mir noch, was hat sie denn jetzt? Dann wurde ich selbst Zeugin vom Einsatz.“
Ein weiterer Hausbewohner, ein Italiener, spricht gegenüber den VN von „molto tragico“ (sehr tragisch) und sagt, dass er selbst an jenem Samstagnachmittag noch „Fortuna“ (Glück) gehabt hätte. „Ich war im Interspar einkaufen. Da sagte etwas in mir, suche dir noch einen zweiten Aperitiv und lass‘ dir Zeit beim Einkauf. Und so verpasste ich das schreckliche Ereignis“, sagt er.
Differenziertes Verhältnis
Brigitte Derold möchte nicht verhehlen, dass zwischen dem betroffenen Paar und den übrigen Hausbewohnern ein differenziertes Verhältnis geherrscht habe. Grund seien die schwierigen sozialen Verhältnisse der Tatverdächtigen, der beiden Kinder (ein Bub der Sohn der Beschuldigten, der Zweite ihr Neffe) und des im Haus wohnenden Lebensgefährten (nicht der Vater des Kindes) gewesen. „Ich glaube, dass ich eigentlich die Einzige bin, die mit ihnen ausgekommen ist“, sagt die 76-Jährige.
