Ist Notar Kasseroler auch Bauer? Die Rätsel darüber, warum das Land “ewig” prüft

Vorarlberg / 10.05.2022 • 05:15 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ist Notar Kasseroler auch Bauer? Die Rätsel darüber, warum das Land "ewig" prüft
Schallert (links) und Kasseroler (rechts) warten auf die Entscheidung des Landes.

Nenzinger Jurist erwarb 13.000 Quadratmeter Grund unter irritierenden Umständen. War alles rechtens?

Nenzing Die Bestätigung der Rechtmäßigkeit von landwirtschaftlichen Grundstückskäufen des Nenzinger Notars Egon Kasseroler, Bruder von Bürgermeister Florian Kasseroler, lässt weiterhin auf sich warten.

Wie vn.at berichtete, erwarb der Jurist in zwei Tranchen insgesamt fast 13.000 Quadratmeter landwirtschaftlicher Flächen in Nenzing. Der größte Teil davon, nämlich über 12.000 Quadratmeter, ging bereits im Dezember 2019 in seinen Besitz über, 900 Quadratmeter im Oktober 2019.

Die Kritikpunkte

Sauer aufgestoßen war der Kauf der Grundstücke dem ÖVP-Gemeindevertreter und Anwalt Johannes Schallert. Und das aus verschiedensten Gründen. So forderte Schallert ein unabhängiges Gutachten über den Wert der Liegenschaft. Das wurde ihm von Vizebürgermeister Herbert Greussing zuerst zugesagt, doch dann widerrufen. Des Weiteren kritisiert Schallert die Einbringung eines Tauschgrundstückes durch Egon Kasseroler, das dieser für den Erwerb von landwirtschaftlichem Gemeindegrund anbot. Eine gesetzliche Verpflichtung, da die Gemeinde keinen landwirtschaftlichen Grund verkaufen darf, höchstens für eine gleichwertige Fläche eintauschen. Das von Kasseroler dafür angebotene Grundstück gehörte ihm zum Zeitpunkt des Deals noch gar nicht. Der Hauptkritikpunkt: Notar Egon Kasseroler fehlt der Nachweis für seine Befähigung als anerkannter Landwirt.

Ein paar junge Nussbäumchen wurden mittlerweile auf dem viel diskutierten Grundstück von Egon Kasseroler gepflanzt. Aber ist der Notar auch tatsächlich Landwirt?  <span class="copyright">VN</span>
Ein paar junge Nussbäumchen wurden mittlerweile auf dem viel diskutierten Grundstück von Egon Kasseroler gepflanzt. Aber ist der Notar auch tatsächlich Landwirt? VN

Land prüft und prüft und. . .

Aufgrund der Brisanz des Grundstücksdeals befasst sich seit mehreren Monaten das Land Vorarlberg mit dieser Angelegenheit. Eine Klärung dieser Frage ist bis heute nicht erfolgt. Auf vn.at-Anfrage gab es am Montag keine Antwort von der Abteilung Landwirtschaft und ländlicher Raum. Im Februar sprach Abteilungsleiter Wolfgang Burtscher von einem fundierten Prüfungsverfahren, bei dem Akten zu prüfen und dritte Stellen zu hören seien.

Für Johannes Schallert bleiben die ganzen Umstände des Grundstücksdeals samt undurchsichtiger Prüfungs(in)aktivitäten des Landes bedenklich. Für ihn hat der Grundstücksdeal mehr als nur ein “Gschmäckle”. “Mehrere Monate hat sich offensichtlich nichts getan. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum man beim Land so lange braucht, um festzustellen, ob Egon Kasseroler Landwirt ist.”

“Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum man beim Land so lange braucht, um festzustellen, ob Notar Egon Kasseroler auch Landwirt ist.”

Johannes Schallert, Gemeindevertreter Nenzing

In der Gemeindevertretersitzung am 19. Mai will Schallert erneut den Finger in die Wunde des Grundstücksdeals legen. “Ich stelle einen Antrag auf Zusendung des gesamten Akts an alle Gemeindevertreter.”

Einzelkämpfer

Viel Freunde hat sich Schallert mit seiner forschen Vorgangsweise in der Gemeindestube nicht gemacht. In seiner eigenen Fraktion schwindet die Unterstützung, und auch die Grünen kritisieren den resoluten Anwalt zwar nicht in der Sache, jedoch in der Art und Weise seines Vorgehens. “Restlose Aufklärung wollen wir jedoch schon”, sagt Grünen-Vertreter Benedikt Drexel. Beim Land habe er sich auch schon über den Stand der Dinge erkundigen wollen. “Doch man teilte mir mit, man könne über ein laufendes Verfahren nichts sagen.”

Johannes Schallert will sich nicht mehr länger gedulden. Er will endlich Antworten auf Fragen und droht mit der Gründung einer eigenen Liste, sollte ihn die eigene Fraktion im Stich lassen.