Das Luxusgehalt des Ex-Wirtschaftsbunddirektors

Mit Anzeigenprovisionen summierte sich das Brutto-Einkommen von Ex-Direktor Kessler in einzelnen Monaten auf rund 30.000 Euro.
DORNBIRN Die Inseratenerlöse der Wirtschaftsbundzeitung “Vorarlberger Wirtschaft” spülten der ÖVP-Teilorganisation kräftig Geld in die Kassen. Profitiert haben davon aber längst nicht nur Landespartei und Ortsgruppen mittels üppiger Zuwendungen, sondern über viele Jahre auch die Direktoren des Wirtschaftsbunds über Anzeigenprovisionen.
Mündliche Vereinbarung
2015 hatte der frühere Wirtschaftsbundobmann und Wirtschaftskammerpräsident Manfred Rein offenbar ein Provisionssystem vorgeschlagen, wie aus einem Gedächtnisprotokoll des langjährigen WB-Direktors Walter Natter (1982 bis 31. Dezember 2017) hervorgeht. Natter war aus dem Wirtschaftsbund ausgeschieden, sollte aber noch für ein paar Jahre bis zur Übernahme durch dessen damaligen Stellvertreter Jürgen Kessler die Geschicke des Wirtschaftsbunds operativ leiten. “Manfred Rein hat mir angeboten, die Inseratenakquise erfolgsabhängig zu übernehmen”, heißt es dazu in Unterlagen des ÖVP-Koruptionsuntersuchungsausschusses. Um eine “saubere Lösung” darzustellen, sei das Gehalt halbiert und die Akquisition von Inseraten mit branchenüblichen 15 Prozent Provision vereinbart worden, wird Natter im Zusammenhang mit der mündlichen Vereinbarung zitiert.

Die Wirtschaftsbund-Direktoren verdienten auch persönlich ab 2015 gut an den Magazinen mit. APA
Während Natters Grundgehalt von gut 10.000 Euro brutto monatlich auf 5000 Euro zurückgegangen war, kassierte er von 2015 bis 2017 zusätzlich zwischen 48.000 Euro (2015), 52.000 Euro (2016) und 53.200 Euro (2017) brutto. Die mündliche Vereinbarung zwischen Rein und Natter wurde, wie jetzt neue Unterlagen des U-Ausschusses vermuten lassen, eins-zu-eins auf den Nachfolger Jürgen Kessler übertragen. Nur mit einem gravierenden Unterschied: Es wurde auf die Rahmenbedingungen der “sauberen Lösung” verzichtet.

Natter im Gedächtnisprotokoll: “Sauber erklärt sich in dem Sinne, dass die entsprechende Zeit für die Bewerbung von Inseraten dadurch zur Verfügung stand, weil meine Arbeitszeit halbiert wurde.” Eine Vorgangsweise, die bei Kessler keine Anwendung fand. Bei vollem Gehalt, laut den letzten Aufzeichnungen aus dem Jahr 2020 rund 8600 Euro brutto monatlich, dürfte auch Kessler üppige 15 Prozent Provision für jedes verkaufte Inserat erhalten haben. Diesen Schluss lässt jedenfalls eine Abrechnung für die erste Ausgabe des Magazins im Jahr 2021 zu. Den Anzeigenerlösen für das Blatt in der Höhe von 120.000 Euro steht eine Provisionsforderung von 15 Prozent inkl. 20 Prozent Mehrwertsteuer gegenüber. In Summe: 21.702,42 Euro. Gezeichnet ist das Schreiben von Jürgen Kessler mit den Worten: “Ich bedanke mich für das Vertrauen und Überweisung des Betrags auf mein Konto,”
Anzeigenerlöse regelrecht explodiert
Weil unter Kessler die Anzeigenerlöse ab 2018 regelrecht explodiert waren, dürften auch die Provisionen in die Höhe geschnellt sein. In einzelnen Monaten, wie dem Jänner 2021, kam der Wirtschaftsbunddirektor auf ein Bruttoeinkommen im Bereich der 30.000 Euro. Allein für die Jahre 2018 bis inklusive 2021 könnte Kessler bei 15 Prozent Provision 585.356 Euro in Rechnung gestellt haben zuzüglich Mehrwertsteuer damit 702.400 Euro in seiner Direktorenzeit, freilich bei vollen Gehaltsbezügen. Kessler musste am 31. März den Direktorenposten räumen, sein Dienstvertrag endet mit 30. Juni.
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