Andreas Wassner: Durch Krisen zum Glück

Andreas Wassner erfüllte sich seine Jugendträume. Er fuhr zur See und wurde Schriftsteller.
Lochau Es gab viele Krisen in seinem Leben. „Rückblickend waren alle wertvoll, weil ich daran gewachsen und gereift bin“, sagt Andreas Wassner (50). Sie haben ihn zu dem Menschen gemacht, der er heute ist. „Ich bin ein zutiefst glücklicher Mensch, weil ich sehe, was ich alles habe. Ich bin für alles dankbar und kann mich auch über kleinste Dinge freuen.“
Bereits seine Kindheit war mit Herausforderungen gespickt. Die ersten acht Lebensjahre verbrachte Andreas in München. Dann zog er mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester nach Vorarlberg. Urplötzlich verlor das Kind seine gewohnte Umgebung und seine Freunde. Im Ländle wurde der Bub zum Außenseiter. „Weil ich stotterte und hochdeutsch sprach, hänselten mich meine Mitschüler.“ Sein Glück war, dass er Judo konnte. „Das half mir, die Unruhestifter mit der größten Klappe vom Hals zu halten.“ Aber nicht jeder Konflikt ließ sich mit einem Armhebel oder Würgegriff lösen. „Ich flüchtete mich ins Lesen und in den Sport. Ich habe Kampfsport, Kunstturnen und Leichtathletik gemacht und Basketball gespielt.“
Sinnkrise mit 16
Mit 16 geriet er in eine Sinnkrise. „Ich war mit meinem Leben unzufrieden. Ich überlegte, die Schule abzubrechen. Die Luft war raus. Deshalb entschied ich, ein Jahr Pause zu machen.“ Der Gymnasiast nutzte die Zeit, um ein Auslandsjahr in Amerika zu machen. Ein Jahr lebte er nahe Chikago und besuchte die Highschool. Als er mit dem Highschool-Abschluss und guten Sprachkenntnissen zurückkam, war er „der Coole von der Schule“. „Meine Außenseiterrolle war weg. Auf einmal hatte man Respekt vor mir.“
Nach der Matura studierte Andreas in Wien Wirtschaftswissenschaften. Noch während des Studiums begann er als Eventmanager zu arbeiten und (Firmen)Veranstaltungen zu organisieren. „Der Job hat mir gleich gut gefallen.“ Aber er forderte seinen Tribut. „Mehr als 300 Arbeitsstunden pro Monat waren die Regel. Ich war permanent im Stress.“ Seine erste Wirtschaftsmesse war ein voller Erfolg. Aber sein übertriebenes Arbeitspensum hatte Folgen: Panikattacken und Schlafstörungen quälten ihn jetzt. Doch Andreas nahm den Schuss vor den Bug nicht ernst. „Ich dachte noch immer, dass ich unverwundbar bin.“ Nach einer dreiwöchigen Pause machte er weiter wie bisher – und schlitterte geradewegs in eine schwere Depression. „Nach einem Nervenzusammenbruch fiel ich in ein tiefes, schwarzes Loch, aus dem ich alleine nicht mehr rauskam.“ Das ging so weit, dass er sich das Leben nehmen wollte. Andreas fragte sich, ob es einen Grund gibt, es nicht zu tun. Und es gab einen. „Ich wollte meinen Angehörigen kein Leid zufügen.“
“Die Depression lehrte mich, dass ich nicht Superman bin und es auch nicht sein muss.”
Andreas Wassner, Schriftsteller
Als Andreas professionelle Hilfe in Anspruch nahm, ging es mit ihm wieder aufwärts. „Die Depression war die wichtigste Lektion, die ich je in meinem Leben erhalten habe. Sie hat mich unter anderem gelehrt, dass das Leben stärker ist als man selbst und dass ich nicht Superman bin und es auch nicht sein muss.“ Nach dem Burnout schloss der junge Mann sein Studium in Rekordzeit ab. Danach machte er sich mit einer Eventagentur selbstständig. „Mein Partner und ich haben Firmen-Events in Europa und Amerika organisiert.“ Diese Arbeit hätte ihn beinahe wieder in ein Burnout gebracht. Aber Andreas zog früh genug die Reißleine und erfüllte sich einen Jugendtraum. „Ich fuhr drei Jahre zur See. Zuerst arbeitete ich als Matrose auf Millionärsjachten im Mittelmeer und in der Karibik. Dann machte ich mein Hochseepatent und führte als Skipper Segeltörns durch. 2011 brachte mich die Liebe zurück nach Vorarlberg.“

In diesem Jahr brach bei ihm auch die unheilbare Krankheit Multiple Sklerose (MS) aus, die bereits im Jahr 2002 diagnostiziert worden war. Sie beeinträchtigt ihn vor allem beim Gehen. „Für mich ist die Krankheit nicht lebensbestimmend. Ich gebe ihr nicht viel Raum in meinem Leben. Ich schaue auf die 90 Prozent, die gut sind. Dann stören mich die 10 Prozent, die schlecht sind, nicht. Die richtige Perspektive ist wichtig.“
Die Krankheit hinderte den Presseverantwortlichen des gemeinnützigen Vereins „Geben für Leben“ nicht daran, sich einen weiteren Jugendtraum zu erfüllen und Schriftsteller zu werden. „Ich wusste schon als Bub, dass ich einmal ein Buch schreiben werde und dass ich mit ihm Menschen berühren möchte.“ Mit „Der kleine Prinz wird erwachsen“, brachte er 2017 eine gelungene Fortsetzung zum Kultbuch „Der klein Prinz“ heraus, 2021 folgte mit „Lass uns offen reden – wie uns Krisen zu glücklichen Menschen machen“ ein autografisches Werk. Auch mit seinem aktuellen Buch „33 wundersame Geschichten von Geben für Leben“ schafft er es, Herz und Geist der Leser zu berühren.

Andreas Wassner
geboren 3. Dezember 1971
Wohnort Lochau
Familie ledig
Hobbys Schreiben, Lesen, Schwimmen, Gitarre spielen
Das neue Buch „33 wundersame Geschichten von Geben für Leben“ ist im sortierten Buchhandel (auch online) erhältlich. Die Bücher „Der kleine Prinz wird erwachsen“ und „Lass uns offen reden“ sind über die Homepage www.lassunsoffenreden.com online bestellbar.
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.