Kein Hitzerekord für die Ewigkeit

72 Jahre hielt der Hitzerekord für Juni in Vorarlberg. Der neue dürfte weitaus schneller veraltet sein.
Feldkirch, Innsbruck Im Juni 1950 litt Feldkirch unter Temperaturen von 36,3 Grad Celsius. Bei der ZAMG wollte man am Sonntagvormittag nicht ausschließen, dass dieser Wert am Sonntag erstmals in einem Juni überboten wird. Um 14.40 Uhr war es dann soweit: Feldkirch knackte seinen eigenen Rekord, die Temperaturen überstiegen die Marke von 36,5° Celsius. Bludenz verzeichnete ebenfalls Temperaturen von über 35°. Selbst Mittelberg und Brand, beide auf über 1000 Höhenmetern, lagen jenseits der 30°-Grenze. Entsprechend stark war der Ansturm auf die Freibäder.
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Für die Rettungskräfte im Land blieb die befürchtete Einsatzwelle aus. “Angesichts der Hitze waren es erstaunlich wenige Einsätze” erklärt Patrick Zimmermann von der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL). Natürlich gab es Einsätze wegen Hitzekollaps bei Wanderern oder Bienenstiche im Freibad. Deren Anzahl blieb jedoch im leistbaren Rahmen, bei der RFL hatte man mit mehr Alarmierungen gerechnet.
Juni wird immer wärmer
Die Zahl der Hitzetage mit mindestens 30 Grad hat sich im Juni in den vergangenen Jahrzehnten in den tiefen Lagen Österreichs verdoppelt bis vervierfacht, wie eine Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigt. So gab es in den Landeshauptstädten in einem durchschnittlichen Juni im Zeitraum 1961 bis 1990 ein bis zwei Hitzetage. 1991 bis 2020 gab es in einem durchschnittlichen Juni schon zwischen zwei (Bregenz) und fünf (Innsbruck) Hitzetage.
Der Trend zeigt hier klar nach oben. An der Spitze liegt Innsbruck mit 17 Hitzetagen im Juni 2019. 2021 erlebte Österreichs den drittwärmsten Juni der Messgeschichte. Von den zehn wärmsten Juni-Monaten der 255-jährigen Messgeschichte Österreichs waren acht seit dem Jahr 2000.
Halbwertszeit in Jahren, nicht Jahrzehnten
Georg Ehrlacher von der ZAMG in Innsbruck rechnet nicht damit, dass dieser Monatsrekord ebenfalls über Jahrzehnte hinweg halten wird. “Der große Trend des Klimawandels macht es wahrscheinlich, dass er keine zehn Jahre halten wird. Auch ein neuer Rekord innerhalb der nächsten zwei Jahre ist denkbar”, erklärt der Meteorologe den VN.
Das Wetter und seine Entstehung folgt komplexen Regeln, es werde daher nicht jeder Juni automatisch heißer als der vorangehende, betont Ehrlacher. Man werde aber damit rechnen müssen, dass es im Juni immer mehr und immer früher Hitzetage geben wird. Auszuschließen, dass der nächste Rekord bereits in der ersten Junihälfte statt gegen Monatsende fallen wird, kann man daher nicht.
Unter der kostenlosen Hotline 050 555 555 geben Expert:innen am Hitzetelefon des Gesundheitsministerium und AGES Hilfestellung beim Umgang mit den hohen Temperaturen
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