Nicht heilbar, aber gut behandelbar

Vorarlberger HIV-Fachtagung 2022 stellte medizinischen Alltag in den Mittelpunkt.
Feldkirch 240 Menschen in Vorarlberg leben mit der Diagnose einer HIV-Infektion. Im vergangenen Jahr wurden 17 Personen positiv auf das Virus getestet. Die gute Nachricht: Dank des medizinischen Fortschritts bedeutet HIV kein verfrühtes Todesurteil mehr, sondern hat sich zu einer gut behandelbaren chronischen Infektion entwickelt.
„Das ist etwas, was in der Bevölkerung noch nicht angekommen ist“, sagt Angela Knill, Leiterin der Aidshilfe Vorarlberg. „Bei guter Behandlung ist HIV außerdem nicht mehr ansteckend“, fügt Knill hinzu. Voraussetzung für diese beiden guten Nachrichten ist, dass Betroffene über ihren HIV-Status Bescheid wissen und nach einer Ansteckung sofort mit der medizinischen Behandlung begonnen werden kann. Diese beiden Kernbotschaften gilt es nicht nur in der Bevölkerung zu streuen, sondern auch bei Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Aus diesem Grund ging am Freitag zum neunten Mal die Vorarlberger HIV-Fachtagung im Landeskrankenhaus Feldkirch über die Bühne, die von dem Verein initiiert wurde und das Thema HIV im medizinischen Alltag in den Mittelpunkt stellte.
Späte Diagnosen
40 Prozent aller HIV-Diagnosen in Österreich werden zu einem späten Zeitpunkt gestellt. Solche Spätdiagnosen, zu denen Mediziner Martin Gisinger von der Uniklinik Innsbruck referierte, stellen ein höheres Risiko für einen schwereren Krankheitsverlauf und frühzeitige Sterblichkeit dar. Auf gesellschaftlicher Ebene kann der verzögerte Zugang zur Therapie zu weiteren Infektionen sowie höheren Behandlungskosten führen.
Diskriminierungsfreier Umgang
Die Fachtagung fokussierte außerdem auf die Lebenserwartung und Langzeitprognose mit HIV und was dies für Menschen im Gesundheitssystem bedeutet. Durch Information und Akzeptanzarbeit sollen Ängste und Unsicherheiten beleuchtet werden, um den Umgang mit der chronischen Erkrankung zu verändern. Nach wie vor finden immer noch Stigmatisierung und Diskriminierung statt, betonten die Verantwortlichen. „Gerade im Gesundheitswesen kann ein sensibler und diskriminierungsfreier Umgang mit HIV förderlich sein. So können die Testbereitschaft nach Risikosituationen gesteigert und Neuinfektionen früher diagnostiziert werden“, erklärt Knill. Diskriminierung würde bereits dort stattfinden, wo Menschen nicht zum Test gehen oder keinen Test angeboten bekommen, aus Angst vor möglichen negativen Reaktionen. Bei der Aidshilfe Vorarlberg kann man sich jeden Dienstag von 17 bis 19 Uhr anonym und kostenlos testen lassen.
Eine Besonderheit der Fachtagung in diesem Jahr war ein Satellitensymposium von Mikrobiologin Birgit Leichsenring, die einen Überblick über das Thema „Chemsex“, also den Substanzkonsum im sexuellen Kontext, gab. VN-MIH
HIV in Vorarlberg
240 Menschen in Vorarlberg leben mit der Diagnose HIV
17 Personen in Vorarlberg wurden 2021 positiv auf das Virus getestet.
40 Prozent aller HIV-Diagnosen in Österreich werden zu einem späten Zeitpunkt gestellt.
8000 bis 9000 Menschen leben in Österreich mit HIV (inkl. Dunkelziffer).
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