Jessica Adams: von der Lehrerin zur Aufklärerin

Jessica Adams, dreifache Mutter aus Schnepfau, coacht Frauen in Sachen Sexualität.
Schnepfau Ein Schicksalsschlag führte Jessica Adams (40) im Jahr 2018 abrupt vor Augen, dass das Leben endlich ist. „Ich fing an, über mein Leben nachzudenken und hinterfragte viele Dinge. Mir wurde deutlich, dass ich die Verbindung zu mir selbst stärken und dies dann auch leben muss.“ Die Trauer setzte bei der Schnepfauerin einen Prozess in Gang, der nicht nur sie und ihre Sichtweise auf das Leben veränderte, sondern auch zu einem Berufswechsel führte.
Viele Jahre lang war Jessica eine leidenschaftliche Pädagogin. „Ich bin Lehrerin geworden, weil ich die Chance sah, als solche etwas auszurichten.“ Der Lehrerin für Englisch und Geschichte an den Bezauer Wirtschaftsschulen ging es nie bloß um reine Wissens- bzw. Stoffvermittlung. Ihr war es auch ein Anliegen, den Jugendlichen die Welt zu erklären und sie aufs Leben neugierig zu machen. „Ich habe im Unterricht oft meinen Opa zitiert, der als Schiffskoch um die Welt reiste und zu mir einmal gesagt hat: „Mädchen, geh‘ zuerst die Welt anschauen. Für alles andere bleibt noch genug Zeit.‘“
Der Großvater als Vorbild
Der vielgereiste und belesene Großvater war für Jessica nicht nur eine wichtige Bezugsperson, sondern auch ein Vorbild, dem die kleine Jessica nacheiferte. „Er machte mir das Lesen und das Reisen schmackhaft.“ Da ist es wohl kein Zufall, dass es die Wälderin nach der Matura an der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik ins Ausland zog. „Ich bin als Au-pair-Mädchen für sieben Monate nach Sydney gegangen.“ In Australien entdeckte sie die Großstadt für sich. „Ich liebe das laute und bunte Großstadtleben. Ich finde es unglaublich toll, wenn die verschiedenen Kulturen zusammentreffen. Da entstehen Energien und eine Vielfalt, die für alle bereichernd sind.“
Ihre absolute Lieblingsstadt ist Kapstadt. „Einmal im Jahr sind meine Familie und ich für ein paar Wochen dort. Wenn ich ankomme, habe ich das Gefühl, dass ich heimkomme.“ In der südafrikanischen Metropole am Atlantischen Ozean wuchs ihr Mann Brendan auf, den Jessica – damals Lehramtsstudentin und 28 Jahre alt – in Dornbirn bei einem Konzert kennenlernte. „Brendan ist Singer-Songwriter. Als ich mit ihm ins Gespräch kam, wusste ich: Mit diesem Mann möchte ich durchs Leben gehen.“ Mittlerweile haben die beiden drei Söhne. Die Familie lebt in Schnepfau.

Einige Monate nach dem Schicksalsschlag stieg Jessica aus dem Lehrberuf aus, „weil ich merkte, dass es für mich nicht mehr passte“. Als Studentin hatte sie sich einst das Versprechen gegeben, „dass ich zu unterrichten aufhöre, wenn es mir nicht mehr gefällt“. 2019 löste sie es ein. Die Pädagogin nahm all ihren Mut zusammen und kündigte in der Schule. „Mit 40 war es Zeit für eine Veränderung.“ Wie bei jeder Entscheidung vertraute sie ihrem Bauchgefühl. „Der Bauch sagte mir: ,Du musst das tun.‘“
Nach der Kündigung widmete sie sich zunächst sich selbst. „Weil ich meinen Körper besser spüren wollte, begann ich Yoga zu praktizieren.“ Überhaupt wollte Jessica, die sich derzeit gerade zur Yogalehrerin ausbilden lässt, mehr über ihren Körper wissen. „Die weibliche Sexualität interessierte mich. Ich merkte, dass ich viele Sachen nicht weiß und begann im Internet zu recherchieren.“ Sie wurde auf Betty Dodson aufmerksam, eine Pionierin der sexuellen Befreiung der Frau. Die amerikanische Sexualaufklärerin entwickelte eine Praxis, die Frauen darin unterstützt, ihren Körper und ihre erogenen Zonen zu erforschen. In ihren Bodysex-Workshops lernen Frauen also viel über ihren Körper und ihr sexuelles Erleben.

Jessica fackelte nicht lange und nahm online an einem solchen Workshop teil. „Das machte ich ausschließlich für mich.“ Danach war der Wälderin aber klar: „Ich kann das, was ich jetzt weiß, nicht für mich behalten. Dieses Wissen muss man unbedingt anderen Frauen zugänglich machen.“ Das veranlasste die 40-Jährige, eine Ausbildung zur Bodysex-Coachin zu machen. Als solche hat sie jetzt ihre Berufung gefunden. „Ich brenne dafür. Das ist das, was ich tun will.“ Jessica, die derzeit noch zusätzlich eine Fortbildung zur Sexualberaterin macht, sieht Potenzial für Trainerinnen wie sie. Denn: „Mädchen und Frauen fehlt oft das nötige Wissen über ihre Sexualität.“ Je nach Wunsch sucht die Coachin ihre Klientinnen auf oder sie kommen zu ihr ins Studio. Ihre ersten Bodysex-Workshop bietet die Schnepfauerin Mitte Juli in Hohenems an, im August folgt der zweite. Dabei kommen Themen wie Anatomie der weiblichen Geschlechtsorgane, sexuelle Traumata und Scham zur Sprache.
Jessica Adams
geboren 11. November 1981 in Bezau
Wohnort Schnepfau
Familie verheiratet, drei Söhne
Hobbys Lesen, Reisen, Kochen