Ruf nach regionaler Macht im Kassensystem

Ärztekammerpräsident Burkhard Walla bezeichnet die Zusammenlegung als Rohrkrepierer und fordert Kompetenzen zurück.
WIEN „Sie glauben gar nicht, wie lange die Wege nach Wien sind.“ Seit der Zusammenlegung der Gebietskrankenkassen zur ÖGK sei alles sehr mühsam geworden, klagt der Vorarlberger Ärztekammerpräsident Burkhard Walla. Die Fusion sei ein Rohrkrepierer. „Die regionalen Ansprechpartner in der Krankenkasse haben keine Kompetenz mehr. Wir brauchen hier wieder Entscheidungsbefugnisse.“ Derzeit habe die stark reduzierte Funktionärsebene in Vorarlberg fast nichts mehr zu sagen: „Wir hatten das Land eigentlich gut im Griff, gemeinsam die Probleme beleuchtet und versucht, Lösungen zu finden“, erinnert sich Walla. Nun sei man von der Zentrale in Wien abhängig, wo die Entscheidungen nicht nur sehr lange dauerten, sondern Lösungsvorschläge abgeschmettert würden.
Walla erinnert in diesem Zusammenhang an die Misere bei den Augenärzten. Vergangenen Monat galten etwa sechs Kassenstellen als unbesetzt, für drei davon wurde mittlerweile eine Nachfolge gefunden. VN-Recherchen zeigen, dass neue Patienten kaum Chance auf einen Kontrolltermin haben. Von sechs Anfragen war eine erfolgreich. Wartezeit bis zum Termin: 229 Tage.
Bereits im Herbst habe ein Krisengipfel mit Beteiligung von Ärztekammer, ÖGK und Land Vorarlberg stattgefunden. Ein Vorschlag sei gewesen, das Honorarmodell so zu verändern, dass zusätzliche Leistungen besser honoriert würden. „Damit es sich für Augenärzte, wenn sie mehr Leistung bringen, auch rentiert“, erklärt Walla. Vereinfacht beschrieben sinkt mit dem aktuellen Kassenmodell bei steigender Zahl der Leistungen die Vergütung pro Behandlung (degressives Modell). Der Ärztekammerpräsident ist überzeugt, dass mit besserer Honorierung mehr Terminplätze für die Versicherten geschaffen worden wären: „Im Frühjahr hat man uns aber lapidar mitgeteilt, dass dieser Ansatz für die ÖGK kein Thema ist.“ Regionale Bedürfnisse und der akute Mangel seien von der Zentrale nicht berücksichtigt worden.
Seitens der Landesregierung wird auf diese Erzählung auf VN-Nachfrage kaum eingegangen. Nur so viel will man sagen: Die Versorgung im niedergelassenen Bereich sei Aufgabe der Selbstverwaltung, also von Sozialversicherung und Ärztekammer. Man habe aber mehrmals zu Abstimmungsrunden mit den Systempartnern eingeladen. Inhalte seien unter anderem die Förderung des Nachwuchses, Lehrpraxismodelle für Augenheilkunde oder Teilkassenverträge für Spitalsbedienstete gewesen. Auch sei die Degression in der ÖGK-Honorarordnung angesprochen worden. „Die Lösungsansätze werden Schritt für Schritt abgearbeitet.“
Im Hintergrund hört man aber auch, dass die ÖGK die Honorarordnung nicht einfach für eine Fachgruppe abändern wollte. Ebenso sei die Forderung nach mehr Bezahlung sachlich kaum gerechtfertigt, zumal die Ärzte zusätzliches Personal benötigt hätten, um mehr Termine zu schaffen. Solche Orthoptisten, die für Entlastung sorgen hätten können, gebe es in Vorarlberg aber nicht. Daher habe man den Vorschlag abgelehnt, heißt es.
Walla fordert „die Möglichkeit, dass wir im Vertragspartnerbereich wieder selbst entscheiden, wo wir die Vorarlberger Beiträge am besten einsetzen“. Manfred Brunner und Christoph Jenny, die halbjährlich den Vorsitz der Vorarlberger ÖGK-Landesstelle innehaben, müssten wieder die Befugnis erhalten, Zusagen zu machen. VN-ebi
„Man hat uns seitens der Zentrale lapidar mitgeteilt, dass dieser Ansatz kein Thema ist.“

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