Experte über Vorstoß verwundert

Vorarlberg / 06.07.2022 • 21:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Mit der Bahn durch den Pfänder? Bregenz hätte keine Bahnhof mehr.PS
Mit der Bahn durch den Pfänder? Bregenz hätte keine Bahnhof mehr.PS

Schöbi-Fink bringt beim Bahnausbau neue Variante ins Spiel und sorgt damit für Irritationen.

Bregenz Die Diskussionen um einen Bahnausbau im Unteren Rheintal schlagen weiter Wellen. Während am Montag im Landhaus Bürgermeistern der Anrainergemeinden und Verkehrssprechern der Landtagsparteien Zwischenergebnisse einer Variantenstudie (Unterflur bzw. auf Niveaulage) präsentiert wurden, ließ zeitgleich Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink im Vorarlberg-LIVE-Studio in Schwarzach aufhorchen. „Wenn Sie mich fragen, müssen wir weiter nachdenken und brauchen vielleicht eine dritte Variante“, sagte die ÖVP-Politikerin und konkretisierte einen Tunnel, der vielleicht direkt durch den Pfänder verlaufen könnte. „Vielleicht eine Variante über die man nachdenken müsste, sie könnte eventuell realistischer sein“.

„Es ist bereits alles untersucht“

Bei Bahnexperten sorgte die neuerliche Variantensuche der Landesstatthalterin unterdessen für Verwunderung. Günther Zierl beschäftigt sich mit seinem Unternehmen bereits seit den 70er-Jahren mit möglichen Eisenbahntrassen im Großraum Bregenz. „Es gibt nichts, das wir nicht bereits untersucht hätten. Es ist nichts mehr offen“, sagt der 66-jährige Bludenzer, der weltweit viele Hundert Kilometer Bahnstrecken geplant hat. Auch ein Pfändertunnel für die Bahn sei bereits untersucht – und das mit Mitteln des Landes. Offensichtlich seien die Ergebnisse aber noch nicht einmal diskutiert worden. An der jetzt von Schöbi-Fink neuerlich ins Spiel gebrachten Variante merke man, welchen Stellenwert das Thema in der Landesregierung habe, zeigt sich der Experte irritiert.

Bregenz ohne Bahnhof

Die Pfändertunnelvariante hätte etwa zur Folge, dass Bregenz seinen Bahnhof verlieren würde. „Eine Landeshauptstadt ohne Bahnhof kann ich mir nur schwer vorstellen“, so die Analyse. Komplex wäre auch die betriebliche Situation am Güterbahnhof Wolfurt. „Es wäre ein elendslanger und extrem teurer Bogen notwendig, um die Einbindung zu ermöglichen“. Einfach entlang der Flächen an der Autobahn, das würde sich laut Zierl jedenfalls nicht spielen.

Mehrere Pfändertunnel-Varianten

Eine andere Pfändertunnel-Variante, die eine Tieferlegung der Trasse von Lauterach bis zum Bahnhof Bregenz vorsah und dort als Tunneltrasse unter dem Landhaus durch in den Pfänderhang und zurück zum See geführt werden sollte, wurde zuletzt ebenfalls begraben. Zwischenzeitlich stünde etwa die Bezirkshauptmannschaft Bregenz auf Flächen, die es dafür bräuchte, so Zierl weiter.

Für ihn, der federführend an der Machbarkeitsstudie der ARGE Rhomberg-Zierl-BDO mitwirkte, führt unverändert kein Weg an einer Unterflurführung der Bahn unterhalb der Bestandstrasse vorbei. Die jetzt präsentierten Zwischenergebnisse würden ganz den Interessen der ÖBB entsprechen, die die Studie auch in Auftrag gegeben hätten. Es habe keine sachliche Diskussion stattgefunden, vielmehr habe man am Montag ein Geheimdokument präsentiert. „Es sollte wohl die Phalanx der Bürgermeister auseinanderdividiert werden“, mutmaßt Zierl.

Bahnexperte Günther Zierl: „Es wurde alles geprüft.“hartinger
Bahnexperte Günther Zierl: „Es wurde alles geprüft.“hartinger
VN-Bericht vom 5. Juli.
VN-Bericht vom 5. Juli.

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