Bessere Kassenverträge müssen her

Sicherung der Medizin-Versorgung braucht alle Systempartner.
Bregenz Pensionierungswelle, vorübergehende Stationsschließungen, Zusammenlegung von Abteilungen, Bettensperren in Spitälern: Das Gesundheitssystem sorgt derzeit für ordentlich Schlagzeilen. Diese hat die FPÖ zum Anlass genommen, die Problematik in der „Aktuellen Stunde“ der letzten Landtagssitzung vor der Sommerpause zu thematisieren. Einigkeit herrschte darüber, dass zur langfristigen Sicherung der Gesundheitsversorgung sowohl im niedergelassenen wie im stationären Bereich etwas getan werden muss. Was? Auch in dieser Frage gab es gleichlautende Wortmeldungen.
Neue Modelle
Die Arbeitsbedingungen für Ärzte müssten verbessert, attraktivere Kassenverträge geschaffen und abseits von Primärversorgungseinheiten neue Modelle der Zusammenarbeit kreiert werden. Immer wieder hervorgehoben wurde außerdem die Notwendigkeit, die Gesundheitskompetenz schon im frühen Kindesalter zu stärken. Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) kündigte überdies die Vorlage eines Gesundheitsberichts an. Er ist derzeit in Arbeit und soll Aufschluss über die Gesundheit der Bevölkerung im Land geben.
Die „Aktuelle Stunde“ wurde von FPÖ-Gesundheitssprecher Hubert Kinz eröffnet. Er verwies darauf, dass die Lücken in der Gesundheitsversorgung alle träfen. Er prangerte unattraktive Rahmenbedingungen für Hausärzte sowie ein nicht leistungsgerechtes und bürokratisches Abrechnungssystem an. Durch den Ärztemangel komme weiters die Prävention zu kurz. Die Aufnahmekriterien für das Medizinstudium sollten ebenfalls überarbeitet werden. Mit dieser Forderung stand Kinz nicht alleine da. Den Zugang zu diesem Studienzweig sah auch Martina Rüscher als veränderungswürdig an.
Kommunen in der Pflicht
Manuela Auer (SPÖ) sprach sich dafür aus, Wahlärzte zumindest eine Zeitlang im Kassensystem arbeiten zu lassen und stellte klar: „Das ist eine Forderung der SPÖ!“ Wahlärzte sind, wie berichtet, derzeit nur bedingt versorgungswirksam. Nadine Kasper (Grüne) verteidigte die Berufsgruppe als wichtiges Zusatzangebot, räumte aber gleichzeitig die Problematik der mangelnden Versorgungswirksamkeit ein. Um Hausärzte zu halten, sieht Susanne Andexlinger (ÖVP) auch die Kommunen in der Pflicht. Bei den Spitalsärzten gelte es, die Abwanderung zu verhindern. Von einem Stipendienmodell, das Mediziner ans Land bindet, hält sie wenig. Ein solches sei schon bei den Zahnärzten gescheitert. Dass es in Vorarlberg mit den Primärversorgungseinheiten nicht funktioniert, liegt ihrer Ansicht nach an den uninteressanten Rahmenbedingungen. Überhaupt müsse die ÖGK für attraktivere Kassenverträge sorgen. In diese Kerbe schlug auch Johannes Gasser (Neos).
Martina Rüscher betonte: „Es braucht den Dialog und die Kooperation aller Systempartner.“ Unterstrichen wurde die Bereitschaft, im Land anzugehen, was möglich ist. Vieles im Gesundheitsbereich ist jedoch Bundessache. Die „Aktuelle Stunde“ verlief an sich ruhig. Lediglich am Schluss wurde es ein bisschen laut, weil Christoph Thoma (ÖVP) FPÖ-Frauensprecherin Nicole Hosp vorwarf, im Zusammenhang mit der zeitweisen Sperre der Geburtshilfe in Bludenz die Angst vor einer gänzlichen Schließung zu schüren, was diese ebenso emotional zurückwies. VN-MM
„Ein Stipendienmodell ist vor Jahren schon bei den Zahnärzten gescheitert.“

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