Der heilige Fidelis – ein Narr Gottes?

Vorarlberg / 07.07.2022 • 16:17 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Das bewegte Heiligenleben von Markus Roy/Fidelis wurde von einer Vielzahl spiel- und sangesfreudiger Menschen aus der Sigmaringer Heimat Fidelis` in einem frischen Musical realisiert.Bezirkskantorat Sigmaringen/Bruno Hamm
Das bewegte Heiligenleben von Markus Roy/Fidelis wurde von einer Vielzahl spiel- und sangesfreudiger Menschen aus der Sigmaringer Heimat Fidelis` in einem frischen Musical realisiert.Bezirkskantorat Sigmaringen/Bruno Hamm

Das Musical „Fidelis“ als Gastspiel im Montforthaus.

Feldkirch Markus Roy (später Kapuzinerpater Fidelis) wurde 1578 in Sigmaringen als fünftes von sechs Kindern geboren. Der Vater war Katholik, wohlhabender Gastwirt, Fuhrunternehmer und auch Bürgermeister. Die Mutter stammte aus dem protestantischen Tübingen, doch wurden Markus und seine Geschwister streng katholisch erzogen. Gewisse frühe Spannungen der beiden Konfessionen konnten im Elternhaus nicht ausbleiben.

Der Vater starb jung, die Mutter heiratete wieder, was Markus als „Verrat“ an der Familie empfand, denn die Mutter wurde jetzt protestantisch. Diese familiären Verhältnisse waren gewiss verantwortlich dafür, dass der spätere Fidelis nicht die Trennung der Christen, sondern deren Einheit im Glauben anstrebte. Ein erstes Studium, die „Grand Tour“ einer Bildungsreise und nach dem Studium der Rechtswissenschaften Eintritt in den Kapuzinerorden 1612 mit Studium der Theologie folgten. Bekanntlich wirkte Pater Fidelis auch zwei Jahre lang als Guardian in Feldkirch, und sein Haupt ruht als wichtige Reliquie in der Kapuzinerkirche.

In den Wirren seiner kriegerischen Zeit war Fidelis ein standhafter Kämpfer für seinen katholischen Glauben, ein gütiger Seelsorger, als Jurist ein Kämpfer für Gerechtigkeit, ein berühmter Prediger „mit Ecken und Kanten“. Eine Bande hasserfüllter Gegner ermordete ihn am 24. April 1622 in Seewis. Papst Benedikt XIV sprach Fidelis, den Märtyrer, 1746 heilig.

Das Musical „Fidelis“

Und dieses bewegte Heiligenleben wurde von einer Vielzahl spiel- und sangesfreudiger Menschen aus der Sigmaringer Heimat Fidelis’ in einem frischen Musical realisiert, das dreimal in Sigmaringen und zum krönenden Abschluss der Fidelis-Feiern auch im Feldkircher Montforthaus vor viel Publikum aufgeführt wurde. Es folgen jetzt keine Aufführungen mehr. Der Komponist Wolfgang Klockewitz (Libretto: Helmut Schlegel, Regie: Nadja Kiesewetter) lässt die Biografie des Markus Roy/Fidelis in deftigem Bigband-Sound am Publikum vorüberziehen. Ein „Narrenkönig“ Bruno Hamm und eine Chronistin Miriam Schumacher sind die verbalen Moderatoren des Bühnengeschehens. Die Dame als seriöse Historikerin, der ominöse Narrenkönig Bruno Hamm (eine erfundene Figur) mit Pointen, die den lieben Fidelis nicht ganz ernst nehmen wollen. Resümee zum Schluss des Musicals: „Er war der Narr Gottes“. Eine Aussage, die dem sonst großartig gelungenen musikalischen Lebensbild des Heiligen wohl krass widerspricht.

Ein klangschöner gemischter Chor, Fabian Felbick als Fidelis mit ausdrucksstarkem Spiel und sonorer Stimme (neben vier weiteren Akteuren) und Komponist Klockewitz mit seiner tollen Jazzband sorgten beim Publikum für Jubel und auch oft Ergriffenheit – etwa beim innigen Gebet von Fidelis um Vergebung bei Feindeshass. SCH

Der heilige Fidelis – ein Narr Gottes?
Der heilige Fidelis – ein Narr Gottes?
Der heilige Fidelis – ein Narr Gottes?

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