Liebesglück im Alter: Fritz und Ilse haben Schmetterlinge im Bauch

Vorarlberg / 10.07.2022 • 12:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Ilse und Fritz, beide verwitwet, fanden vor ein paar Monaten zueinander. Beide sind immens dankbar für das unverhoffte Liebesglück.<span class="copyright"> kum</span>
Ilse und Fritz, beide verwitwet, fanden vor ein paar Monaten zueinander. Beide sind immens dankbar für das unverhoffte Liebesglück. kum

Witwer Fritz Pridgar (81) eroberte im Vorjahr Ilse Hubmann (74) im Sturm. Diese hätte nie gedacht, dass sie nach dem Tod ihres Mannes noch einmal eine Liebe erlebt.

Feldkirch Hinter ihnen liegt bereits ein Leben. Aber das zweite hat gerade erst begonnen. „Es ist wunderschön“, sagen Ilse Hubmann (74) und Fritz Pridgar (81) und meinen ihr neues Leben in Zweisamkeit. Beide sind verwitwet.

Fritz verlor seine Frau Rosalinde, mit der er knapp 40 Jahre verheiratet war, im Jänner 2021. Sie war im Jahr 2014 an Parkinson und Demenz erkrankt. „Manchmal meinte sie, ich sei ihr Bruder.“ Der pensionierte Elektriker aus Feldkirch pflegte seine Ehefrau zwei Jahre lang. „Nach meinem Herzinfarkt hatten wir uns versprochen, dass wir einander nicht ins Heim geben.“ Fritz löste dieses Versprechen ein. Rosalinde starb friedlich zu Hause. „Sie sah mich noch einmal an und schloss dann für immer die Augen.“

In tiefer Trauer

Ihr Tod war auch ein Stück weit sein Tod. „Das Schlimmste war, als die Bestatter sie hinaustrugen.“ Jetzt ist alles vorbei, dachte er sich da und meinte, dass auch sein Leben an ein Ende gekommen sei. Tiefe Trauer überschattete jetzt sein Dasein. „Das Alleinsein schlug mir aufs Gemüt. Ich sehnte mich nach einer Partnerin.“

Als einige Monate später Ilse in sein Leben trat, war seine Trauer auf einmal wie weggeblasen. Ilse war keine Unbekannte für ihn. „Wir kennen uns seit zwölf Jahren. Beim Kaffeetrinken im McDonalds saßen wir manchmal am selben Tisch, sie mit ihrem Mann Erwin und ich mit meiner Frau“, erinnert sich Fritz.

“Das Alleinsein schlug mir aufs Gemüt. Ich sehnte mich nach einer Partnerin.”

Fritz Pridgar, frischverliebter Rentner

Ilses Schicksal ähnelt dem seinen. Auch ihr Partner, mit dem sie knapp 50 Jahre zusammen war, erkrankte an Parkinson. „Ich habe Erwin drei Jahre intensiv gepflegt. Ein halbes Jahr vor seinem Tod musste ich ihn ins Heim geben, weil es anders nicht mehr ging“, berichtet Ilse. Als ihr Ehemann im Dezember 2018 starb, weinte sie fürchterlich. „Gleichzeitig fragte ich mich aber: ,Ilse, warum weinst du? Du hast dir doch gewünscht, dass dein Mann nicht so lange leiden muss.‘“ Als sie nach seinem Tod sein friedliches und zufriedenes Gesicht sah, war sie erleichtert. „Nun wusste ich, dass Erwin von seinem Leiden erlöst war.“

Die gebürtige Steirerin ging davon aus, dass Erwin ihre erste und letzte Liebe bleiben würde. „Ich war überzeugt, dass es für mich keinen Mann mehr gibt.“ Aber zu ihrem großen Erstaunen bescherte ihr das Leben noch einmal Liebesglück. Im Oktober 2021 begegnete sie Fritz zufällig in einem Möbelhaus. „Wir kannten uns ja schon. Ich fand sie nett und wollte sie wiedersehen. Deshalb fragte ich sie, ob sie mit mir Essen geht“, plaudert Fritz aus dem Nähkästchen. Einige Tage später trafen sie sich in einem Restaurant. „Wir redeten wie zwei alte Freunde.“

“Ilse, willst du meine Freundin werden?”

Das Treffen mit Ilse ließ Fritz nicht mehr los. Ständig waren jetzt seine Gedanken bei ihr. Im November rief er sie an und fragte sie, ob sie auch heuer wieder Tannenzweige für den Advent bräuchte. Zu seiner Freude bejahte Ilse dies. Kurze Zeit später marschierte der Witwer mit einem Bündel Tannenreisig bei ihr an und mit einem festen Vorsatz. Aber zunächst machte ihm Corona einen Strich durch die Rechnung.

Ilse war krank und konnte ihn nicht zur Tür hereinlassen. „Fritz legte die Zweige draußen ab. Dann sagte er zu mir durchs Fenster: ,Ich hätte noch eine Frage an dich: Willst du meine Freundin werden?’“, vergisst die verwitwete Frau diesen bedeutsamen Moment nie mehr. Aber Ilse war so angeschlagen und überrascht, dass sie Fritz eine Antwort schuldig blieb. Sie rief dann jedoch gleich ihre Tochter und ihren Sohn an. „Was mir jetzt passiert ist, das glaubt ihr nicht“, sagte sie zu ihnen und erzählte ihnen die erstaunliche Begebenheit. Die Kinder waren hocherfreut und meinten: „Mama, dir kann nichts Besseres passieren.“

“Ilse ist meine Traumfrau”

Drei Wochen lag Ilse darnieder. Als es ihr wieder besser ging, rief sie ihren Verehrer an. „Hallo Fritz, ich bin wieder gesund. Du kannst zu mir kommen. Und ich antworte mit ja auf deine Frage.“ Fritz, dem diese drei Wochen wie eine Ewigkeit vorgekommen waren, konnte sein Glück kaum fassen. „Ich hatte ein Riesengaudi und bin gleich zu ihr gefahren.“

Der Rentner wirft seiner Liebsten einen innigen Blick zu. Dann sagt er ohne den Blick von ihr abzuwenden: „Ich bin so dankbar, dass ich Ilse erobern konnte. Sie ist meine Traumfrau. Jetzt ist das Leben wieder so schön wie früher.“

Ein Küsschen für die Liebste und den Liebsten.
Ein Küsschen für die Liebste und den Liebsten.

Auch Ilse hat es mächtig erwischt. „Ich habe Schmetterlinge im Bauch“, gesteht die 74-Jährige und schaut Fritz verliebt an. Zu zweit, so finden beide, ist das Leben einfach viel schöner. „Wir unternehmen viel, gehen miteinander essen und in den Urlaub. Ja, sogar die Gräber unserer Ehepartner besuchen wir hin und wieder zusammen. Rosalinde und Erwin sind gestorben, aber nicht vergessen.“