Ein Pionier der Wälder Kochkunst sagte adieu

35 Jahre in Wirtschaftsschulen-Küche: Josef Schneider geht in Pension.
Bezau Die Erfolgsgeschichte der Bezauer Wirtschaftsschulen ist mit seinem Namen untrennbar verbunden: Josef Schneider, 35 Jahre lang Küchenmeister der Bildungsstätte für den Tourismus-Nachwuchs in der Region. Im März hat er das Pensionsalter erreicht, aber er hat gebeten, ein paar Monate anhängen zu dürfen, damit er seine letzte Klasse bis zur Zeugnisverteilung begleiten konnte. Es wäre nicht seine Art gewesen, sich während des Schuljahres zu verabschieden, denn die Ausbildung seiner Schülerinnen und Schüler war ihm immer an ein Herzensanliegen.
In der Gaststube der Bizauer Taube, deren Wirtin Monika Moosbrugger 1987 der ersten Klasse angehörte, ließ Josef Schneider im Gespräch mit der VN Heimat seine 35 Jahre an der Bezauer Schule Revue passieren. „Es gab in all den Jahren viel positives Feedback, das hat mich motiviert und gleichzeitig bestätigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, ist er stolz auf „eine gute Nachred“.
Viele Kontakte sind geblieben
Denn Monika Moosbrugger ist nicht die einzige Ehemalige, zu der Schneiders Kontakte nie abgerissen sind. „Natürlich interessiert es mich, was aus meinen ehemaligen Schülerinnen und Schülern geworden ist“, so Schneider. Viele von ihnen haben ihren Weg gemacht und dafür gesorgt, dass ihr Lehrmeister stolz auf sie sein darf. „Er war mein Lieblingslehrer“ so die Bizauer Tauben-Wirtin. Er hat seinen Schützlingen viel abverlangt, die von ihm viel lernen durften. In der damaligen ersten Klasse der Tourismusfachschule lernten u. a. die Mellauer Sonnen-Wirtin Natalie Lässer oder Simone Matt von Sport-Matt. „Josef war ein strenger Lehrer – seine klare Vorgabe lautete, ,wer einen Einser will, muss mehr können, als im Buch steht‘, das war ihm wichtig“, erinnert sich Monika Moosbrugger.
Glücksgriff für die Schule
Die Bezauer Schule, im Herbst 1972 als private Handelsschule eröffnet, hatte schon damals die touristische Ausbildung im Fokus. Es dauerte jedoch 15 Jahre, bis im Herbst 1987 zur Handelsschule die Tourismusfachschule installiert werden konnte. Mit zwei Starköchen: Engelbert Kaufmann hat gemeinsam mit Josef Schneider die Aufgabe übernommen, die Lehrküche aufzubauen. Während Kaufmann seine Karriereplanung auf die Tätigkeit im Schwarzenberger Adler ausgerichtet hatte und sich bald dorthin verabschiedete, hatte sich Schneider für die Bezauer Schule entschieden. Ein Glücksgriff für die Schule und ein Garant dafür, dass sich die dortige Kochausbildung einen hervorragenden Ruf erwerben konnte.
„Nach vielen Jahren des Lernens bei den besten Köchen weitum war es an der Zeit, an die Familiengründung zu denken und sesshaft zu werden“, schmunzelt der Neo-Pensionist und listet seine berufliche Laufbahn auf: Nach der Lehre im Adler in Sulzberg machte er u. a. Station bei Eckart Witzigmann, Heinz Winkler oder Franz Keller. Er hatte auch Kontakt zum legendären Paul Bocuse. Das Hotel Bad Schachen in Lindau, das Schlosshotel in Pontresina/St. Moritz, der Adler in Hinterzarten, das 4-Jahreszeiten in München oder das Tantris stehen in seiner imposanten Referenzliste. Zuletzt war er im Winter im Zürser Hof und im Sommer im Bellevue in Gstaad tätig, ehe er in Bezau landete.
Pendler Bezau – Bludenz
Und nicht nur in Bezau, denn „in den ersten Jahren hätte er nicht genügend Stunden zusammenbekommen und hat deshalb auch in Bludenz unterrichtet und ist zwischen den Schulen gependelt. In Bludenz gelang ihm in den 1990er-Jahren ein spektakulärer Erfolg: „Wir haben mit 2000 anderen Schulen an einem internationalen Wettbewerb in Gent/Belgien teilgenommen und haben am Ende sensationell gewonnen“, erinnert sich der Starkoch, der maßgeblich mitverantwortlich war, dass sich der Tourismus-Nachwuchs vielfach auszeichnen konnte, etwa mit Auftritten bei Olympia im Austria Haus in Rio 2016 oder in Pyeongchang. Highlights für den Küchenmeister und die Schule. Dass zuletzt die Auftritte bei der Olympiade in Tokyo und der EXPO in Dubai wegen Corona abgesagt werden mussten, „ist bedauerlich, aber ich kann es verschmerzen und mich damit ,trösten‘, dass wir bei unzähligen Anlässen zeigen durften, was wir drauf haben“, verweist Schneider u. a. auf Handwerksausstellungen in Bezau, den Auftritt bei der Dornbirner Messe, bei Senioren-Ausfahrten auf dem Bodensee und zahllosen Catering-Einsätzen bei Events. STP

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