Kuhriss entlarvt Problemwölfe

„Das ist eine neue Dimension“, sagt Agrarlandesrat Gantner. Trotzdem keine Panik bei uns.
Schwarzach David Gerke (36) mag Wölfe. Als einer der führenden Köpfe der „Gruppe Wolf Schweiz“ setzt er sich mit seinem Team für die Einbindung des Wolfes in den Lebensraum des Schweizer Naturraumes ein. Doch das, was in der Nacht vom vergangenen Freitag auf Samstag passierte, hat auch den Wolfsfreund stark irritiert. Auf der Alp Nurdagn in Graubünden wurde eine Mutterkuh von gleich mehreren Wölfen gerissen. Das ist eine neue Dimension von Wolfsattacken auf Nutztiere. Denn noch nie zuvor hatte ein Wolf in Graubünden eine ausgewachsene Kuh gerissen.
Berüchtigtes Rudel
Bei David Gerke steht seit dem beunruhigenden Vorfall das Telefon nicht mehr still. Den VN ließ er eine schriftliche Stellungnahme zukommen. „Es handelt sich um einen bedauerlichen, aber extrem seltenen Fall. Der kam zwar überraschend, es gibt andererseits vereinzelt solche Fälle im europäischen Ausland.“
Bei den Wölfen handelt es sich um das berüchtigte Beverin-Rudel, das vor zwei Jahren einen Esel gerissen hat. Seit 2019 existiert dieses Rudel. Damals gab es zum ersten Mal Welpen. Sogar Gerke hält fest, dass dieses Verhalten nicht akzeptiert werden müsse. Eine Regulierung, allenfalls auch Tötung des Leitrüden, betrachtet Gerke in diesem Fall für richtig. Dieser Angriff sei eine „absolut neue Dimension“, sagte der Graubündner Amtsleiter für Jagd und Fischerei, Adrian Arquint.
Neue Dimension
Dieser Meinung schließt sich der Vorarlberger Landwirtschaftslandesrat Christian Gantner (41) an. „Ich hoffe nur, dass die EU sich über dieses Problem ernsthaft Gedanken macht. Die Vorfälle in der Schweiz sind mahnende Beispiele.“ Vorarlberg sei durch solche Vorkommnisse natürlich beunruhigt, „auch wenn es bis zu einer solchen Attacke bei uns noch einige Stufen brauchen würde“, betont Gantner. Noch gebe es bei uns keine Wolfsrudel. „Und wir haben ja eine Rechtslage geschaffen, die eine Entnahme von Wölfen bei solchen Ereignissen erlauben würde“, hält Gantner fest.
Wiederholungstäter?
August Elsensohn, beim Land Experte für Jagdwesen und Ansprechpartner bei den Bezirkshauptmannschaften, spricht ebenfalls von einer neuen Qualität des Problems mit Wölfen – auf alle Fälle in der Schweiz. „Allein in Graubünden gibt es ja bereits sechs Rudel. Dort hat man auch schon tote Wölfe gefunden, die in Revierkämpfen zwischen zwei Rudeln getötet wurden. Die Lage ist auch für uns beunruhigend, weil die Population exponenziell zunimmt.“
Für Elsensohn ist klar: „Haben Wölfe einmal Kühe gerissen, dann werden sie das wieder tun, weil sie das Muster verinnerlichen.“ VN-HK
„Eine Regulierung, allenfalls auch die Entnahme des Leitrüden, ist in diesem Fall richtig.“

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