Energiegutschein verärgert Kunden

150-Euro-Energiekostenausgleich: Lange Hotline-Wartezeiten und abgelehnte Anträge sorgen für Frust.
Schwarzach, Feldkirch, Tschagguns Entweder besetzt oder endlose Warteschleifen: Horst Hefel ärgert sich maßlos über die Hotline zum Energiegutschein. Eigentlich hätte der 150-Euro-Gutschein in Zeiten der massiven Teuerung rasche Entlastung bringen sollen.
Stattdessen sorgt das Formular zum Antrag für den Energiekostenausgleich, der an rund vier Millionen Haushalte in Österreich versendet wurde, für Ärger. „Meine Frau wäre für den Gutschein berechtigt, wir haben aber keinen bekommen“, berichtet Hefel den VN. Er vermutet, dass er im falschen Briefkasten landete. Damit teilt das Paar aus Tschagguns das Schicksal vieler, die in einem Wohnblock wohnen.
Das Warteschleifen-Tonband der Hotline verweist auf die dazugehörige Onlineseite des Finanzministeriums. „Nur, dort wird bei so gut wie jeder Frage wieder auf die Hotline verwiesen“, fühlt sich Hefel an einen Schildbürgerstreich erinnert.
Eine Alternative, den Gutschein online neu anzufordern, gibt es nicht. Die technischen Probleme hätten eigentlich bis Anfang Juli behoben werden sollen, doch in der Realität gibt es weiterhin Schwierigkeiten. Auf der Website bittet das Finanzministerium um Verständnis, dass die Wartezeiten zu „bestimmten Tageszeiten“ etwas länger sein könnten.
Ein Selbsttest der VN zeigt, dass es am Freitagvormittag und am Montagnachmittag selbst nach mehreren Minuten Wartezeit kein Durchkommen bei der Hotline gibt. Das Ehepaar Hefel aus Tschagguns wendete sich in ihrer Verzweiflung nun per Rundmail an die Parlamentsklubs im Nationalrat und bat um Hilfe.
Von den an vier Millionen Haushalte in Österreich gegangenen 150-Euro-Energiegutscheinen sind laut Finanzministerium bisher mehr als 1,5 Millionen Gutscheine eingelöst worden. Einige Kundinnen und Kunden berichten von grundlos abgelehnten Anträgen, weiß Konsumentenschützer Paul Rusching von der Arbeiterkammer Vorarlberg. „Wir haben jeden Tag verärgerte Menschen, die zu Recht erzürnt sind. Nichts funktioniert, es ist eine Zumutung“, zeigt sich der Konsumentenschützer empört. „Wenn nach stundenlanger Wartezeit bei der Hotline überhaupt jemand abnimmt, wird gesagt, man solle in ein paar Wochen anrufen.“ Das Problem: Die Frist für eine Nachbestellung oder die richtige Einreichung läuft laut Finanzministerium nur noch bis 31. August 2022.
„Denkbar schlechteste Idee“
Die Umsetzung mit einem Energiekostenausgleich sei jedenfalls die denkbar schlechteste Idee gewesen. „Die Daten gäbe es durch das Melderegister und das Finanzamt, sodass man das unkomplizierter und datenschutzkonform abwickeln hätte können“, ist sich Rusching sicher. Nicht nur, dass der Gutschein wenig treffsicher sei, es wisse niemand, wie viele Menschen eigentlich um die Finanzspritze umfallen. Die AK arbeitet nun an Konzepten, die für Abhilfe sorgen sollten und in kommender Zeit vorgestellt werden sollen. VN-MIH

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