Vorarlberger streiten mehr. Und zwar, weil…

Vorarlberg / 15.07.2022 • 10:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Sind Woche für Woche für Menschen mit Sorgen ehrenamtlich und unentgeltlich im Einsatz: Gottfried Feurstein und Erich Schwärzler (v.l.). <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Sind Woche für Woche für Menschen mit Sorgen ehrenamtlich und unentgeltlich im Einsatz: Gottfried Feurstein und Erich Schwärzler (v.l.). VN/Hartinger

VN-Ombudsmänner Erich Schwärzler und Gottfried Feurstein ziehen Bilanz. Fazit: Die Zeiten werden rauer.

Schwarzach Die Sorgen und Ängste vieler Vorarlberger sind im Wesentlichen die selben geblieben: Es geht um finanzielle Probleme, Pflege, Pensionen, Alimente und anderes. Doch bei all diesen Schräglagen in einem menschlichen Leben, mit denen die VN-Ombudsmänner Erich Schwärzler und Gottfried Feurstein tagtäglich konfrontiert werden, gibt Schwärzler vor allem eines zu denken: “Die Menschen streiten viel mehr als ich das noch vor Kurzem feststellen konnte.”

Schwärzler führt das auf die durch Corona bedingte Isolation vieler Menschen zurück. “Viele waren sehr einsam, haben fast verlernt, in wohlwollenden Gesprächen gemeinsam Lösungen für gewisse Probleme zu finden. Es fehlt das Miteinander. Die Losung ‘Abstand halten, Abstand halten’ war offensichtlich zu viel.”

Ärger mit Anwälten

Schwärzler und Feurstein erleben dieses Defizit in zahlreichen Streitfällen. Schwärzler schildert ein Erlebnis. “Da ging es um einen zähen Nachbarschaftsstreit wegen einer Hecke, die einem der Beteiligten vom Nachbarn her auf sein Grundstück wuchs. Sie konnten das Problem nicht gütlich miteinander lösen.” Schwärzler schritt letztlich zur Tat und organisierte einen Facharbeiter, der das Problem löste.

Streitigkeiten wegen Baufragen hätten sich merklich gehäuft. “Und am Schlimmsten wird es”, weiß Schwärzler, “wenn Anwälte das Ruder übernehmen.” Da musste der frühere Sicherheitslandesrat zum Beispiel erleben, wie ein Anwalt ein Gespräch, welches er mit diesem führte, seinem Klienten verrechnete. “Dabei hatte ich den Anwalt angerufen.”

Sorgen wegen der Teuerung

Die VN-Ombudsleute, die unentgeltlich und ehrenamtlich Woche für Woche in den vier Bezirken des Landes ihre Sprechstunden abhalten, erfahren dort das pralle Leben mit all seinen mit Sorgen und Ängsten behafteten Facetten.

“Klar ist”, betont Gottfried Feurstein, “dass die wirtschaftlichen Sorgen mit der dramatischen Verteuerung des täglichen Lebens immer größer werden.” Dabei, so die beiden VN-Ombudsleute, könnte das erst der Anfang sein, da ein Ende der Teuerung noch nicht absehbar sei.

Ein Ärgernis ist laut Feurstein immer wieder die Einstufung von Pflegebedürftigen. “Hier erlebe ich stets Ungerechtigkeiten zulasten der Betroffenen, gegen die man sich wehren muss.” Wenn er den Namen einer Person aus der Ärzteliste lese, die eine Einstufung vorzunehmen habe, dann wisse er von vornherein, dass es gegen den Patienten/die Patientin gehe.

Problem Hacklerregelung

Lobend erwähnt Schwärzler die Kommunikation mit den verschiedensten Einrichtungen, an die sich die Ombudsmänner stets zu wenden haben. “Da gibt es in meinem Bereich klar zuzuordnende und kompetente Gesprächspartner, mit denen man die verschiedensten Fälle erörtern kann.” An Schwärzler sind in letzter Zeit vor allem viele Probleme im Zusammenhang mit der Hacklerregelung herangetragen worden. “Dort gibt es einiges zu verbessern. Zum Beispiel, dass man Jobs nicht einzeln beurteilen sollte, wenn ein arbeitender Mensch zwei Tätigkeiten ausübt.”

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