Die „Insel Mainau“ stromert auf dem Bodensee

Schifffahrt.
Konstanz Das Elektroschiff „Insel Mainau“ soll nach fast 200 Jahren nichts weniger als das Ende des Zeitalters von Dampf und Diesel auf dem Bodensee einläuten. Am Sonntag stand am Anleger der Blumeninsel die feierliche Taufe an. Der Katamaran wird als erstes Passagierschiff mit E-Antrieb auf dem See die Insel Mainau mit dem nördlichen Ufer verbinden.
Dazu verfügt das Schiff, das 300 Personen befördern kann, über eine 1000 Kilowattstunden umfassende Batterie, die in der Mittagspause und nachts aufgeladen wird. Für den möglichst sparsamen Verbrauch beträgt die Geschwindigkeit 15 Kilometer pro Stunde.
See als Modellregion
Die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) in Konstanz wollen bis 2035 alle 16 Schiffe der Flotte auf umweltfreundliche Antriebe umstellen. Das ehrgeizige Ziel: Der Bodensee soll eine Modellregion für eine klimaneutrale Zukunft der Fahrgastschifffahrt werden. Bislang sind alle Ausflugsschiffe und Fähren der BSB, die größte Passagierflotte auf dem See, ausnahmslos mit Diesel unterwegs.
„Angesichts des Klimawandels müssen alle erforderlichen Anstrengungen unternommen werden, um das Ziel klimaneutrale Mobilität bei allen Verkehrsträgern zu erreichen“, bekräftigte etwa Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann bei der Schiffstaufe der MS „Insel Mainau“. Der Grünen-Politiker sieht den Bodensee gar „als Modellregion für CO2-freie Schifffahrt mit überregionaler Strahlkraft“.
Auf dem Bodensee sollen bis in drei Jahren immerhin zwei weitere klimaschonend angetriebene Schiffe zur BSB-Flotte stoßen. Bewährt sich E-Katamaran Artemis bis Ende 2023 im Fährbetrieb, will die BSB ein weiteres baugleiches Elektroschiff in Auftrag geben. Die Schwesterfähre könnte dann 2025 in Betrieb gehen.
61.600 Boote am See
Doch selbst wenn die komplette BSB-Flotte nachhaltiger unterwegs ist, bleibt der Weg zu klimaneutraler Schifffahrt auf dem Bodensee lang. Den Angaben aus dem Amt der Vorarlberger Landesregierung zufolge waren zum Jahresende 2020 mehr als 61.600 Boote insgesamt am Bodensee zugelassen, davon rund 38.500 mit Verbrenner-Motoren. Elektroantriebe hatten nur knapp 2000 Boote, umweltschonend unterwegs waren auch mehr als
15 000 Segelboote und knapp 6000 Boote ohne Motoren.
Fürs Erste muss nun aber die 3,6 Millionen Euro teure E-Fähre Fahrt aufnehmen – was sich nach einem Leck bei den letzten Arbeiten vor der Taufe schwieriger gestaltet als erhofft. Durch den Schaden an der Schiffshülle ist Wasser in einen Batterieraum gelangt. Nun gilt es,
beschädigte Batteriemodule zu ersetzen. Die Übergabe wird sich also um einige Wochen verzögern. Der Anfang vom Ende des Zeitalters von Dampf und Diesel auf dem Bodensee lässt also noch ein wenig länger auf sich warten. DPA

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