Ein Chirurg mit Charisma

Primar i. R. Dr. Helmut Angelberger starb mit 92 Jahren.
HOHENEMS Am 7. Juli 2022 verstarb mit 92 Jahren der Facharzt für Chirurgie, Dr. med. univ. Helmut Angelberger. Sein Name ist mit dem erfolgreichen Auf- und Ausbau der Chirurgie am Krankenhaus Hohenems untrennbar verbunden. Nach Jahrzehnten berichten noch ehemalige Patienten, wie gut sie „ihr Primar“ operiert hat. Durch seine charismatische Art ist er auch noch heute vielen im Raum Hohenems in Erinnerung. Helmut Angelberger wurde am 28. März 1930 in Wien geboren. Sein Vater war Magister der Pharmazie, seine Mutter Lehrerin. Er wuchs im 18. Wiener Gemeindebezirk (Währing) auf und maturierte im Juli 1948 am Bundesrealgymnasium in der Schopenhauerstraße. Obwohl sein Vater schon zu Beginn seines Medizinstudiums an der Universität Wien starb, konnte Helmut Angelberger das Studium in Minimalzeit absolvieren. Schon am Anfang seines Studiums lernte er seine künftige Gattin Marianne Stöger, die aus einer Ärztefamilie stammte, kennen. Am 13. Juli 1955 konnten sie gemeinsam ihre Promotion feiern und am 30. Juni 1956 schlossen sie den Bund fürs Leben. Im Juli 1955 begann Helmut Angelberger seine Fachausbildung in Chirurgie und Geburtshilfe am Landeskrankenhaus in Tulln, was ein tägliches Pendeln mit dem Auto von Wien nach Tulln erforderlich machte. Dort zuerst als Assistenzarzt tätig, erlangte er am 16. Dezember 1961 die Anerkennung als Facharzt für Chirurgie sowie als praktischer Arzt. Ab 1964 war er als Oberarzt an der Chirurgischen Abteilung in Tulln tätig. Vom 1. Oktober 1965 bis 31. Dezember 1967 war Helmut Angelberger Oberarzt an der chirurgischen Abteilung des Gottfried von Preyer‘schen Kinderspitals der Stadt Wien. Dort lernte er die Feinheiten der Kinderchirugie und führte auch selbstständig größere Operationen durch. Am 1. Jänner 1968 wurde er als Primarius Vorstand der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Hohenems, was einen Wohnsitzwechsel nach Vorarlberg erforderlich machte. In Hohenems strukturierte er zuerst noch im alten Krankenhaus, dem Kaiserin Elisabeth Spital, die Abteilung für Chirurgie neu und baute sie aus. Dort führte er auch die gynäkologischen und geburtshilflichen Operationen aus, bis eine eigene Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe eröffnet wurde. Im Jahr 1974 wurde dann das neue Krankenhaus eröffnet, in dem eine Abteilung für Chirurgie mit einem modernen Operationssaal nach seinen Vorschlägen aufgebaut wurde. Helmut Angelberger hat sich schon damals sehr für die endoskopische Chirurgie, die noch in den Kinderschuhen steckte, interessiert und viele neue Operationsmethoden angewandt. Besonders die Tumorchirurgie des Darms war eines seiner Spezialgebiete. Damit wurden gewebeschonende Verfahren, die für den Patienten kürzere Spitalsaufenthalte und schnellere Heilung versprachen, durchgeführt. Aufgrund seiner Ausbildung im Kinderspital in Wien hat er auch viele Neugeborene und Kleinkinder operiert, was damals nur an Universitätskliniken durchgeführt wurde.
Zusätzlich führte Helmut Angelberger eine Kassenpraxis, in der kleinere chirurgische Eingriffe ambulant durchgeführt und auch andere Beschwerden behandelt wurden. Seine Frau war als Anästhesistin tätig, sein Sohn studierte Medizin. Durch viele Jahre unterrichtete er das Fach Chirurgie in der Krankenpflegeschule des Landeskrankenhauses Rankweil für angehende Diplompflegerinnen und -pfleger. Bis zu seiner Pensionierung 1995 und auch anschließend war Helmut Angelberger sehr an der Weiterentwicklung der neuesten Operationsmethoden interessiert und besuchte dazu noch zahlreiche Kongresse im In- und Ausland. Bis 1999 pflegte er aufopfernd seine kranke Ehegattin bis zu ihrem Tod. Dann hatte er Zeit für Reisen mit seiner Familie, seine bevorzugten Reiseziele waren Griechenland und Asien. Er verbrachte viele Stunden mit seinem Motorboot auf dem Bodensee und war darüber hinaus kulturell sehr interessiert. Seine Liebe galt der klassischen Musik. Er besuchte viele Konzerte und Opernaufführungen und war Mitglied beim Richard Wagner Verein. Weiters war Helmut Angelberger ein Bewunderer der bildenden Kunst. Immer wieder besuchte er die neuesten Ausstellungen und Vernissagen im In- und Ausland. Als Liebhaber der gehobenen Kulinarik war er von Anfang an bei der Slow-Food-Vereinigung engagiert. Bis nach seinem 91. Geburtstag konnte er selbständig allein zu Hause wohnen. Erst im letzten Halbjahr wurde sein Herz immer schwächer, bis es schließlich zu schlagen aufgehört hat. EE
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