Billige AUA
Letzte Woche wollte mich die AUA motivieren, mit einem One-way-Ticket um 69 Euro nach Bari zu fliegen. Abgesehen von den Temperaturen in Italien ist das auch in preislicher Hinsicht eine heiße Sache. Die zu erwartende Klimakatastrophe geht offenbar an der Preisgestaltung der AUA spurlos vorüber. Das wird erst recht deutlich, wenn man auf der Homepage der ÖBB sieht, dass eine Fahrkarte von Bregenz nach Wien 77,60 Euro kostet und bald noch teurer werden wird. Es wäre dringend notwendig, dass die grüne Umweltministerin Gewessler mit der Verkehrsministerin ein ernstes Wörtchen redet. Das müsste umso leichter fallen, als es sich ja um ein und dieselbe Person handelt.
Dass fossile Brennstoffe in nächster Zeit knapp und daher noch teurer werden, ist eine Binsenweisheit. Daher ist es notwendig, den Energieverbrauch durch eine Vielzahl von Maßnahmen zu reduzieren. Dazu gehört nicht nur das Absenken der Raumtemperatur in der kühleren Jahreszeit, sondern auch ein sparsamer Einsatz von Klimaanlagen. Und dass, wie kürzlich selbst beobachtet, in einem Museum in Wien nach Museumsschluss am späten Abend noch die Lichter brennen, wäre auch nicht notwendig.
Wie man wissen und selbst überprüfen kann, dass eine Reduzierung der Geschwindigkeit im Straßenverkehr den Treibstoffverbrauch deutlich senkt, darf man auch an diesem Thema nicht übergehen. Nach einer Berechnung des Bundesumweltamtes würde Tempo 100 statt 130 auf den Autobahnen sowohl den Spritverbrauch als auch den Schadstoffausstoß um fast ein Viertel senken. Die Kritik, dass damit eine etwas längere Fahrtzeit verbunden sei, darf Folgendes nicht übersehen: Im weiten Umfeld aller größeren Städte gilt auf Autobahnen derzeit schon Tempo 100, und bei einer Fahrt durch Tirol ist das eher die Regel als die Ausnahme, ohne dass deswegen die Welt der Autofahrer unterginge. Es müsste ja nicht gleich mit flächendeckenden Verboten gearbeitet werden, aber das Bewusstsein dafür könnte von der Umweltministerin durchaus mit mehr Engagement geschärft werden.
Der offenkundige Unwille der österreichischen Politik und von manchen Teilen der Bevölkerung, sich mit solchen Einsparungsmaßnahmen anzufreunden, lässt für wirklich harte Auswirkungen gedrosselter oder ganz ausbleibender Gaslieferungen Russlands nichts Gutes erwarten. Die unausweichlichen Verteilungskonflikte des Wohlstandsverlusts werden bald zur Forderung führen, Putin einfach machen zu lassen, ihn nicht mit Widerstand zu reizen und die Ukraine im Bombenhagel stehen zu lassen. Nach aller Erfahrung wäre es allerdings das erste Mal, dass der Appetit eines Gewalttäters auf diese Weise gestillt wird, er wird eher nach neuer Beute suchen. Die Forderung, den alten Ostblock unter Führung einer neuen Sowjetunion schrittweise wieder herzustellen, ist unüberhörbar.
„Das lässt für wirklich harte Auswirkungen nichts Gutes erwarten.“
Jürgen Weiss
juergen.weiss@vn.at
Jürgen Weiss vertrat das Land als Mitglied des Bundesrates zwanzig Jahre lang in Wien und gehörte von 1991 bis 1994 der Bundesregierung an.
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