Heiße Steine in der Stadt

Verbrannte Finger bei coolen Sitzsteinen in Dornbirn.
Dornbirn Im Februar wurde das alte Telefonhäuschen am südlichen Ende der Fußgängerzone abgetragen. Nun ist die Neugestaltung abgeschlossen: Drei anthrazitfarbene Beton-Basaltlava-Sitzsteine, in den Nachtstunden indirekt von unten aus einem Kieskreis beleuchtet, grenzen seit einer Woche die Fußgängerzone ab.
Sie sind die ersten drei von insgesamt zehn geplanten Sitzmöbeln rund um der Fußgängerzone. Ergänzt werden sie durch neue Sitzreihen aus demselben Material beim Rat- und Kulturhaus. Während Letztere im Schatten der Bäume sind, sind es die Steine am Ende der Fußgängerzone nicht.
Kopfschütteln
Eine Unternehmerin am Ende der Fußgängerzone bestätigt, dass die Gestaltung für Kopfschütteln sorgt. An Sommertagen würden die Steine zu warm. Sie fürchtet, dass sich Kinder weh tun, wenn sie unüberlegt in kurzen Hosen auf die heißen Steine wollen. „Da kann man dann doch Spiegeleier auf den Steinen braten“, ist sie überzeugt. Auch die Senioren würden untertags weiterhin lieber im Schatten der Kastanie des Bierlokals auf der Mauer sitzen als auf den neuen Steinen.
FPÖ-Stadtrat Christoph Waibel trägt seine Unzufriedenheit ebenfalls an die Öffentlichkeit. Die Steine erhitzen sich nach seiner Messung auf knapp 60 Grad. Gemessen habe er die Temperatur am Sonntag gegen 16 Uhr bei einer Außentemperatur von 27 Grad. Ihm ist rätselhaft, wer hier sitzen soll, wenn die Steine im Sommer heiß, im Winter kalt und bei Regen nass sind. „Diese Selbstverwirklichung mancher Personen im Rathaus ist nur noch lästig“, erklärt der FPÖ-Stadtrat.
SPÖ-Vizebürgermeister Markus Fäßler, zuständig für den Straßenbau in Dornbirn, weist die Verantwortung von sich. Das falle unter Stadtentwicklung, eine Agenda der Bürgermeisterin-Partei ÖVP. „Es ist mir unverständlich, wie man auf die Beschattung vergessen konnte“, betont Fäßler. Es sei offensichtlich, dass sich der Platz und mit ihm die Steine untertags aufheizen. Und dieses Problem werde mit dem Klimawandel noch zunehmen. Er sieht auch die eigenen Bemühungen für eine kühlende Straßengestaltung in Dornbirn konterkariert.
Stadt denkt über Busch nach
Vonseiten der Stadt Dornbirn betont man, dass die neue Stadtmöbilierung vor dem Rathaus, Kulturhaus und eben dem Ende der Fußgängerzone mit großer Zustimmung sowohl dem Planungsausschuss als auch dem Stadtrat vorgestellt wurde. Die Sitzsteine wurden beim Origano-Festival ebenfalls gut angenommen, versichert die Stadt. Laut VOL.AT investierte die Stadt insgesamt 90.000 Euro in die zehn neuen Sitzsteine.
Von der Hand zu weisen sei natürlich nicht, dass sich Stein- und Asphaltflächen bei den aktuellen Temperaturen aufheizen. Die umliegenden Häuser würden jedoch abseits der Mittagszeit durchaus ausreichend Schatten bieten, in diesen Zeiten seien die Steine auch gut frequentiert.
Die Idee, direkt bei den Steinen ein Baum zu pflanzen, scheitert jedoch am Untergrund. Zu viele Rohre und Leitungen verlaufen unter der Marktstraße, als dass ein Baum vertretbar wäre. „Geprüft wird allerdings, ob etwas seitlich versetzt ein mittelhoch wachsender Strauch die Gestaltung ergänzen könnte“, räumt die Stadt ein. VN-RAU


Ich finde die Steine recht ansprechend, es fehlt aus meiner Sicht aber etwas. Am anderen Ende der Fußgängerzone gibt es das Wasserspiel für die Kinder. Oder ein Baum als Schattenspender. Jetzt würde ich mich hier nicht hinsetzen wollen. Margit Beer, 48, Dornbirn

Aus meiner Sicht hätte man es etwas hübscher machen können. Jetzt gegen Mittag wäre es mir doch zu heiß auf den Steinen. Aber gestern spielten hier die Kinder, das war schon nett anzusehen. Doris Fuhrmann, 66, Tierärztin in Vertretung in Dornbirn
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