Sommerwelle hat sich stabilisiert
In Vorarlberg und der Schweiz geht das Infektionsgeschehen sogar leicht zurück.
SCHWARZACH In der Coronapandemie gibt es zu selten gute Nachrichten. Also: Auch die gegenwärtige Sommerwelle zieht sich wieder zurück. In Portugal, wo sie vor zwei Monaten in Europa ihren Anfang genommen hat, ist es sogar schon soweit. Dort werden nicht nur weniger Neuinfektionen festgestellt als unmittelbar davor im heurigen Frühjahr, sondern so wenige wie seit dem vergangenen Herbst nicht mehr. In Österreich ist immerhin das eingetreten, womit das Prognosekonsortium des Gesundheitsministeriums zuletzt gerechnet hat: Es ist zu einer Stabilisierung und da und dort auch zu einer leichten Entspannung gekommen. Für Vorarlberg wies die staatliche Gesundheitsbehörde AGES gestern 839 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche aus. Das waren weniger als in den Tagen zuvor, als die Inzidenz bis zu 900 betragen hatte.
Ferieneffekt eingetreten
Die Experten vom Prognosekonsortium sprechen von einem „Ferieneffekt“, der sich hier bemerkbar machen dürfte: Es kommen weniger Schüler zusammen und auch in vielen Unternehmen herrscht weniger Betriebsamkeit. Damit gibt es auch weniger Ansteckungsmöglichkeiten. Wenn der Gesundheitsexperte Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien (IHS) daran denkt, wie es etwa auf Flughäfen zugeht, wird er jedoch sorgenvoll: Das könnte das Infektionsgeschehen wieder befeuern. Auch nach Ansicht des Prognosekonsortiums könnte an die Stelle des Ferieneffekts bald ein sogenannter Reiseeffekt treten.
Vorerst aber gibt es keine Verschärfung der Lage. Darauf deuten auch Abwasserproben hin, über die die Virenkonzentration erfasst wird. Genauso wie die Hospitalisierungen: Mit 44 Coronapatienten mussten gestern etwa so viele stationär behandelt werden in Vorarlberg wie seit geraumer Zeit. Wobei es sich immer nur um eine Momentaufnahme handelt. Laut Krankenhausbetriebsgesellschaft wurden am Montag beispielsweise 13 Personen aufgenommen und 16 entlassen. Dabei ist außerdem zu beachten, dass rund 80 Prozent der Patienten nicht wegen einer Infektion im Spital gelandet sind, sondern aus einem anderen Grund dorthin gebracht werden mussten; die Infektion ist in ihrem Fall erst im Rahmen eine Routinetestung festgestellt worden.
Bemerkenswert ähnlich wie in Vorarlberg sind die Entwicklungen in der unmittelbaren Nachbarschaft. Rudolf Hauri, Präsident der eidgenössischen Kantonsärzte, könnte vor zwei Wochen mit seiner Einschätzung richtig gelegen sein, dass diese Sommerwelle noch im Juli ihren Höhepunkt erreicht und daher Achtsamkeit, aber keine Alarmstimmung angebracht sei: Seit einigen Tagen gehen die Fallzahlen schweizweit, aber auch in St. Gallen und Graubünden zurück.
Gelassenheit in Bayern
In Bayern gibt man sich ebenfalls gelassen. Die Lage sei „beherrschbar stabil“, erklärte der Chef der Staatskanzlei, Florian Herrmann (CSU). Es wird daher keine Notwendigkeit gesehen, Maßnahmen zu verschärfen. In Lindau ist die Inzidenz bestätigter Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 1082 aktuell ebenso höher als in Vorarlberg wie im Oberallgäu (847). In Summe gibt es in den beiden Landkreisen einen Intensivpatienten mit Corona. JOH
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