Starker Präsident, schwache Regierung
Immer wieder wird zu Recht kritisiert, dass den Bregenzer Festspielen eine programmatische Rede fehlt. Es wäre der hellste Platz, um die anwesenden Regierungsvertreter aus Land und Bund vor großem Publikum auf drängende Probleme, gesellschaftliche (Fehl-)Entwicklungen hinzuweisen.
Gestern sprang Bundespräsident Alexander Van der Bellen ein – und zeigte im Rahmen seiner Eröffnungsworte, welche Wirkung eine Rede bei den Bregenzer Festspielen entfalten kann. Seine harten Worte über Putin, den Diktator, einige Hundert Kilometer östlich, der nicht ertragen kann, dass wir in Freiheit und Unabhängigkeit leben. Österreich nicht als unterwürfiger Verbündeter eines Diktators. Applaus.
Van der Bellen hat, anders als die österreichische Bundesregierung bislang, genau die richtigen Worte gefunden. Der Bundespräsident hat in Bregenz die Rede seiner Amtszeit gehalten. Eine Rede, die an Präzision, an Härte und Klarheit nichts vermissen ließ – insbesondere gegen die Bundesregierung, deren Zögerlichkeit er geißelt. Die er aufgrund der nötigen Stabilität dennoch stützt.
Die Menschen in Österreich werden nicht aus der Verantwortung genommen: Van der Bellen fordert große Solidarität ein, Zusammenhalt in dieser Notsituation.
Die Festspiel-Rede von Bregenz war Van der Bellens „Wir schaffen das“. Denn: Es nicht zu schaffen, ist keine Option. Er spricht Österreich an und lässt anschließend die Europa-Hymne spielen. Es geht um uns, um Österreich, um Europa.
Gerold Riedmann
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Gerold Riedmann ist Chefredakteur der Vorarlberger Nachrichten.
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