Babyfreuden inmitten von Krieg und Krisen

Julia Falkner ist Hebamme und immer wieder für Ärzte ohne Grenzen im Einsatz.
Dornbirn Sie ist längst schon wieder eingetaucht in ihren normalen Alltag als Hebamme im Stadtspital Dornbirn. Dennoch bedeutet die Rückkehr für Julia Falkner (32) immer wieder eine Umstellung. Hier alle medizinischen Möglichkeiten für werdende Mütter, andernorts oft nicht einmal das Notwendigste: Erst kürzlich kam Falkner von einem sieben Monate dauernden Einsatz für Ärzte ohne Grenzen im Jemen zurück. Davor war sie im Südsudan, im irakischen Mossul sowie auf der griechischen Insel Lesbos tätig. „Kinder sind überall Ursprung für Freude, auch in Kriegsgebieten“, erzählt Julia Falkner und ergänzt: „Dort ganz besonders, denn sie bringen trotz allem Hoffnung.“ Noch etwas hat die junge Frau bei ihrer Arbeit erfahren: „Wo Menschen in Not sind, ist große Dankbarkeit, wenn sich jemand um sie kümmert.“
Viel Entgegenkommen
Seit neun Jahren arbeitet Julia Falkner im Krankenhaus Dornbirn. Die gebürtige Tirolerin hat ihre Hebammen-Ausbildung in Krems absolviert, wollte danach jedoch wieder zurück in den Westen. Es zog sie nach Dornbirn, wo auch ihre Oma lebt. Julia brauchte nur einen Tag, um sich für das städtische Spital als neuen Arbeitgeber zu entscheiden. „Es hat mir sofort gefallen.“ Humanitäre Einsätze waren ebenfalls etwas, für das sich Falkner interessierte. Bei Ärzte ohne Grenzen fühlte und fühlt sie sich gut aufgehoben. Sie schätzt vor allem die stets neutrale Haltung, die die Organisation zeigt. Außerdem sieht sie bei ihrer Arbeit konkret, was die Spenden an Ärzte ohne Grenzen bewirken. Sie kann sich auch der Unterstützung ihres Arbeitgebers sicher sein, berichtet Falkner von einem großartigen Entgegenkommen, wenn sie wieder einmal für Ärzte ohne Grenzen ausrückt.
Zuletzt packte sie ihre Koffer für Jemen. In Mocca, wo die Infrastruktur aufgrund des Kriegs komplett zusammengebrochen ist, war Julia Falkner für Frauengesundheit und Geburtshilfe zuständig. In dieser Region des Landes gibt es für die Bevölkerung keinen Zugang zu Geburtshilfe außer zu der von Ärzte ohne Grenzen. Die Vorarlbergerin kümmerte sich mit einem Team von Hebammen vorrangig um Schwangere, bei denen die Geburt mit Komplikationen verbunden war. „Oft sind die Frauen zu spät ins Spital gekommen“, berichtet Falkner. Dann ging es nicht selten um Leben und Tod. Dass ihre Einsätze nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind, will die engagierte Frau nicht gelten lassen: „So darf man nicht denken.“ Man lasse immer etwas zurück, nämlich Wissen.
Auch darum gehe es. „Das medizinische Personal vor Ort hat ein großes Bedürfnis, sich weiterzubilden. Was wir an Wissen mitbringen, wird aufgesaugt wie ein Schwamm.“ Dieses weitergeben zu können, erfüllt auch Julia Falkner mit tiefer Zufriedenheit. „Ich liebe diese Arbeit“, sagt sie ohne Pathos, und räumt ebenso ehrlich ein, dass sie einen durchaus an Grenzen bringt. Kraft holt sich Falkner am liebsten in der Natur. Dennoch verliert sie nie den Blick auf die Menschen, „denen man helfen könnte“. Deshalb wird Jemen nicht der letzte Einsatz für Ärzte ohne Grenzen gewesen sein. „Man muss es machen wollen“, betont Julia Falkner, und sie will es machen. VN-MM
„Wo Menschen in Not sind, ist große Dankbarkeit, wenn sich jemand um sie kümmert.“


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