Ein Land sucht Lehrer

Vorarlberg / 26.07.2022 • 18:01 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Schule lebt von Engagement von Lehrern und Schülern. Viel Engagement braucht auch die Bildungsdirektion derzeit für die Rekrutierung von Lehrpersonal. SYMBOLBILD APA
Schule lebt von Engagement von Lehrern und Schülern. Viel Engagement braucht auch die Bildungsdirektion derzeit für die Rekrutierung von Lehrpersonal. SYMBOLBILD APA

Noch sind bei Weitem nicht alle Schulstunden für das kommende Schuljahr abgedeckt.

Bregenz An exakt 30 Pflichtschulen im Land werden noch Lehrer, zumeist im Ausmaß einer Vollbeschäftigung, gesucht. Darunter sind die Kleinschulen von Dalaas-Wald, Partenen und Raggal, die ohne klassenführende Pädagogen nicht weitergeführt werden können.

Insgesamt 534 Stunden (Stand Montag) harren im Pflichtschulbereich für kommendes Schuljahr noch einer Besetzung. „Wir suchen derzeit unter anderem sieben Deutschlehrer für die Sekundarstufe“, berichtet Michael Dünser von der Präsidiale der Bildungsdirektion, zuständig für das Personal. Grundsätzlich herrscht Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern für sämtliche Hauptfächer, macht der BID-Mitarbeiter deutlich. Bildungsdirektorin Evelyn Marte-Stefani ergänzt: „Vier klassenführende Stellen und 19 Planstellen im Bereich Mittelschule, Sonderschule, Polytechnische Schulen.“

Die Herausforderung sei eine durchaus große, heißt es von der Bildungsdirektion. Die Rekrutierungsversuche laufen unentwegt. Was bei der Schulbehörde auch in schweren Zeiten zuversichtlich stimmt: „Es melden sich doch mehrere Quereinsteiger und signalisieren Interesse“, sagt Dünser.

Bildungsdirektorin Evelyn Marte-Stefani räumt ein, dass der Lehrermangel in diesem Jahr ganz besonders ausgeprägt ist. „Wir kennen das Problem ja schon länger, aber so dramatisch wie heuer war es noch nie.“

Immerhin ist die Situation an den höheren Schulen besser. „Dort sind gegenwärtig noch zwölf Vollzeitstellen offen“, informiert Marte-Stefani.

Klarheit Ende August

Auf Fächer bezogen sind es die Gegenstände Mathematik, Informatik, Physik/Chemie, Sport, Bildnerische Erziehung, Werkerziehung und Musik, in denen es an Pädagogen mangelt. Auch in einigen fachspezifischen Gegenständen der Bereiche Technik und Wirtschaft herrscht Lehrermangel.

„Ich denke, dass sich bis Ende August die tatsächliche Situation vor Schulbeginn herauskristallisieren wird“, prognostiziert die Bildungsdirektorin.

Die Suche nach Lehrkräften vollzieht sich auf mehreren Ebenen. „Wir werben um Lehrer in anderen Bundesländern, versuchen KollegInnen zu überzeugen, ihre Lehrverpflichtung auszuweiten, bauen auf LehramtsstudentInnen, die unterrichten, und appellieren an PensionistInnen, sich in dieser schwierigen Situation noch einmal zur Verfügung zu stellen“, beschreibt Marte-Stefani die Bemühungen der Bildungsdirektion.

Burn-out bei Lehrern

Willi Witzemann, oberster Vertreter der Pflichtschullehrer, warnt vor einer zu großen Belastung der PädagogInnen. „Es haben allein im letzten Jahr 15 KollegInnen aufgehört, wir verzeichneten so viele Burn-out-Fälle wie noch nie zuvor.“ Es sei daher unklug, Anträge von LehrerInnen für eine Auszeit abzulehnen. Man müsse diesbezüglich toleranter sein.

Zu wenig bemüht habe man sich von der Schulbehörde zudem um abwanderungswillige KollegInnen sowie um frische PensionistInnen. „Das haben manche beklagt, die nicht abgeneigt gewesen wären, bei uns weiter zu unterrichten.“ Dem widerspricht Marte-Stefani. „Die PensionistInnen werden zunächst von der eigenen Direktion gefragt, ob sie noch bleiben können und zusätzlich von der Personalabteilung und den SchulqualitätsmanagerInnen. Auch von der Bildungslandesrätin und von mir wurden viele gefragt, ob sie sich nicht noch länger zur Verfügung stellen würden.“

„Wir kennen das Problem Lehrermangel. Aber so ausgeprägt wie jetzt war es noch nie.“

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