Mit Kraft und Stil am Berghang

Vorarlberg / 26.07.2022 • 05:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Mit Kraft und Stil am Berghang
Landwirt Maximilian Dalpez muss im Gelände auf die Heugabel setzen. VN/Hartmann

Im Walgau packen bei der Aktion Heugabel über 250 Freiwillige mit an, um die Kulturlandschaft zu bewahren.

Frastanz Sonnenschein, Heugeruch und ein Traktor mit Ballenpresse, der Richtung Berg unterwegs ist: Am Bazorahang in Frastanz hat die Heusaison begonnen.

Landwirt Marcel Regensburger lädt auf einer Wiese gerade einen sogenannten Heuschieber ab, der die Arbeit in steilen Lagen erleichtern soll. Sein Geschäftspartner Maximilian Dalpez hat gerade in Schnifis gemäht und setzt seine Arbeit jetzt ebenso am Bazorahang fort. Unterdessen sind auch bereits zahlreiche freiwillige Helfer mit Laubbläsern im Gelände im Einsatz.

In steileren Lagen setzt Marcel Regensburger auf einen Heuschieber.
In steileren Lagen setzt Marcel Regensburger auf einen Heuschieber.

Im Rahmen der Aktion Heugabel der Naturschutzinitiative “Walgau Wiesen Wunder Welt” erhalten die beiden jungen Landwirte bei ihren Heuarbeiten auch heuer wieder Unterstützung von etwa 20 bis 25 freiwilligen Helfern. Diese packen dabei mit Heugabel oder anderen Geräten mit an. Ziel dieser Aktion ist es, die Artenvielfalt im Walgau zu erhalten.

Über 250 Freiwillige waren im Vorjahr im Rahmen der Aktion Heugabel im Walgau im Einsatz. <br><span class="copyright">Regio im Walgau</span>
Über 250 Freiwillige waren im Vorjahr im Rahmen der Aktion Heugabel im Walgau im Einsatz.
Regio im Walgau

“Es läuft sehr gut”, berichtet Projektleiterin Marina Fischer. So schwitzten im Sommer und Herbst des vergangenen Jahres über 200 Erwachsene und rund 50 Kinder freiwillig bei der Arbeit mit, um Magerheu-, Ried- und Streuobstwiesen zu erhalten. Sie unterstützten dabei 19 Landwirte. 600 Halbtage lang hieß es mit Heugabel und Rechen ran an den Hang, um den Bauern der Region zu helfen.

Dalpez und Regensburger bewirtschaften gemeinsam 14 Hektar Wiesenfläche im Walgau. „Wir bewirtschaften die Mager- und Riedwiesen hauptsächlich zur Erhaltung der Kulturlandschaft“, erklärt Dalpez und fügt hinzu: „Der Ertrag dieser Hänge reicht uns vielleicht für ein bis zwei Wochen, immerhin haben wir mittlerweile 60 Blobe Ziegen und Böcke.”

Beim Heuen handelt es sich um eine schweißtreibende Angelegenheit. Laubbläser sollen die Arbeit im Gelände auf der Bazora in Frastanz erleichtern.
Beim Heuen handelt es sich um eine schweißtreibende Angelegenheit. Laubbläser sollen die Arbeit im Gelände auf der Bazora in Frastanz erleichtern.

Die beiden betreiben die Landwirtschaft im Nebenerwerb. Aufgrund der steilen Lage ist es den beiden jungen Landwirten nicht möglich, mit Maschinen zu fahren. “Das erschwert die Arbeit immens, hier ist alles Handarbeit“, sagt Dalpez. Obwohl die Helfer zwischenzeitlich mit modernen Laubbläsern statt mit Rechen das Heu zusammentragen, sei das gesamte Team mit einem Hektar Wiese in Hanglage dennoch einen ganzen Tag lang beschäftigt. 

Wir bewirtschaften die Mager- und Riedwiesen hauptsächlich zur Erhaltung der Kulturlandschaft.

Maximilian Dalpez, Landwirt

Die Aktion Heugabel soll den Landwirten bei ihrer Aufgabe helfen, die Wiesen vor sogenannter Verbuschung und Verwaldung zu bewahren. Sie ist mittlerweile auch über die Walgau-Grenzen hinaus bekannt. “Wir bekommen immer wieder Anfragen von Landwirten aus anderen Teilen des Landes”, sagt Projektleiterin Fischer. „Aber leider können wir ihnen da nicht weiterhelfen. Die Aktion gilt nur für den Walgau.”

Für die jungen Landwirte steht momentan Schwerstarbeit an.
Für die jungen Landwirte steht momentan Schwerstarbeit an.

Vorarlberg hat österreichweit gesehen den höchsten Anteil an Magerwiesen. Nach Angaben von Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger gibt es über das Land verteilt 2600 Hektar Magerwiesen, 2500 Hektar Streufläche und rund 2700 Hektar Gutweiden. „Vom finanziellen Ertrag her rechnet sich die Bewirtschaftung dieser Flächen nicht. Hier geht es um die Leidenschaft der Landwirte für ihre Arbeit und darum, das Landschafts- und Kulturbild des Landes zu erhalten“, betont auch der Landwirte-Chef. Er sieht die Bewirtschaftung dieser Flächen auch als einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Futterflächen.

Vom finanziellen Ertrag her rechnet sich die Bewirtschaftung dieser Flächen nicht.

Josef Moosbrugger, Landwirtschaftskammerpräsident

“Ob Vorarlberg in Zukunft auch noch so attraktiv sein würde, wenn diese Flächen nicht bewirtschaftet würden, ist ungewiss”, meint Moosbrugger. Bewusstseinsbildung bzw. Verständnis für die Arbeit der Landwirte, wie es im Walgau der Fall ist, sei daher immens wichtig. VN-SAH, MEF