Entdecker und Wegbereiter

Vorarlberg / 29.07.2022 • 16:50 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Kuno Erich Mayer hat seine Liebe zur Gotik der Nachwelt erhalten.
Kuno Erich Mayer hat seine Liebe zur Gotik der Nachwelt erhalten.

Der Kunstsammler Dipl. Ing. Kuno Erich Mayer hinterlässt ein großes Vermächtnis.

GÖTZIS Am 12. Juli 2022 starb Dipl.-Ing. Kuno Erich Mayer nach längerem Leiden. Mit seiner Leidenschaft für das Schöne und Gute in Kunst und Kultur hinterlässt er ein großes Vermächtnis. Seine Liebe zur Gotik ist in den Museen in Admont in der Steiermark und in Leogang in Salzburg der Nachwelt erhalten. Kuno Erich Mayer führte zu seiner Sammlertätigkeit aus: „Eine Kunstsammlung ist geprägt von Leidenschaft und Freude, von dem Bedürfnis nach Besitzen und Ordnen. Kunstsammeln ist eine Tätigkeit zwischen Enthusiasmus und Kenntnis, im Spannungsbogen der Ökonomie und des Mäzenatentums, sie ist Entdecker und Wegbereiter für vieles, das später museale Weihen erhält. Kunst und Kultur stehen für Werte, die Halt und Ordnung geben und die Menschen innerlich bereichern.”

Kuno Erich Mayer wurde am 7. Juni 1941 in Götzis in eine Unternehmerfamilie geboren. Nach dem Abschluss als „Ingenieur für das Bekleidungswesen“ an der Hochschule Rheydt/Mönchengladbach bei Köln wurde ihm von seinem Vater, Komm.-Rat Armin Mayer, der Aufbau der Firmen in Wien und Frauenkirchen (Burgenland) übertragen. Sein exzellentes Fachwissen und seine Kreativität zeichneten ihn als Mit-Firmeninhaber und international bekannten Designer aus. Insbesondere bei der Damen­oberbekleidung und der Trachtenmode war er federführend. Am 1. Juli 1972 heiratete er.

Die mehr als 25 Jahre seines Wien-Aufenthaltes waren für Kuno Mayer prägend. Der Stephansdom brachte ihm die Schönheit der Gotik nahe und regelmäßige Besuche im Gotteshaus sowie auch in der russisch-orthodoxen Kirche und der Besuch zahlreicher kirchlicher und profaner Events mit klassischer Musik und Kultur mit seiner Frau vermittelten ihm einen umfassenden Weitblick. Außergewöhnlich ist auch seine große Bibliothek. Während seiner Zeit in Wien besuchte er viele Antiquitätenhändler, die bald mit ihm Freundschaft schlossen. Nach Ende seiner Berufstätigkeit übersiedelte Kuno Mayer wieder nach Götzis. Aus seinem Hobby wurde wieder ein Beruf und so wurde er Händler mit dem Spezialgebiet Gotik. Sogar die große Antiquitätenmesse in München hatte ihn eingeladen, auszustellen. Bald wurden seine Fachkenntnis und seine Bereicherung dieser Messe sehr geschätzt und Kuno Mayer wurde im europäischen Raum bekannt.

Mag. Barbara Eisner, freie Kuratorin, erklärt dazu gegenüber den VN: „Grundsätzlich sind private Kunstsammler bestrebt, ihre Sammlung zusammenzuhalten und einen geeigneten Platz in einem musealen Kontext zu finden, um diese für die Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. In diesem Sinne ventilierte Kuno Mayer österreichweit mögliche Lokalitäten, um eine Schenkung unter klar gesetzten Bedingungen und Vorstellungen zu realisieren.

So fand er bei den Admonter Benediktinern jene finanziellen, räumlichen und gestalterischen Möglichkeiten zur Umsetzung einer permanenten Präsentation ausgewählter Meisterwerke sakraler Kunst nach seinen Vorstellungen. Unter dem Titel ,Dem Himmel nahe – Sammlung Mayer‘ bereichert diese Dauerausstellung seit 2017 die Museumslandschaft des Benediktinerstiftes Admont. Die 85 spätgotischen Objekte aus dem sakralen Teil seiner Sammlung von Kunst des Mittelalters fügen sich bestens in das über die Jahrhunderte gewachsene heutige ,Universum‘ des 1074 gegründeten Benediktinerstiftes Admont ein und ergänzen die Lücken in den historischen Kunstbeständen.“

Gewürdigt wurde die kultur- und kunsthistorische Bedeutung der Dauerausstellung von der Österreichischen Post 2019 mit der Sonderbriefmarke “Gotik-Sammlung Mayer im Museum Stift Admont“. Für sein beherztes Engagement um bewahrtes Kulturgut erhielt Kuno Mayer im Auftrag von Papst Franziskus den Silvester-Ritterorden im Rahmen eines Festaktes im Stift Admont von Bischof Wilhelm Krautwaschl verliehen. Einblicke in den profanen Teil der Sammlung mittelalterlicher Kunst von Kuno Mayer eröffnete im Jahr 2021 die Sonderausstellung „Wir Friedrich III. & Maximilian I. – Ihre Welt und ihre Zeit“, die gemeinsam mit 46 Leihgeberinstitutionen den Auftakt zum Themenfeld der Habsburger im Stift Admont markierte und von Kuno Mayer aus Begeisterung für Maximilian I. initiiert wurde.

Auch in seinem zweiten Wirkungskreis – dem Gotik- und Bergbaumuseum Leogang – ist seine Handschrift deutlich erkennbar.

In seinem großen Haus und Garten lebte Kuno Erich Mayer die letzten fünf Jahre ohne seine geliebte Frau Helga. Täglich besuchte und pflegte er Ihre Grabstätte. Nach ­jahrelanger Krankheit wurde er am 12. Juli 2022 von seinen Leiden ­erlöst. EE

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