Von wegen Hundswetter: Heiß, heißer, Hundstage

Vorarlberg / 31.07.2022 • 17:42 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
In Hitzezeiten freuen sich nicht nur Zweibeiner über eine Erfrischung. Auch Maxi fährt voll auf Wasser ab. VN/Serra
In Hitzezeiten freuen sich nicht nur Zweibeiner über eine Erfrischung. Auch Maxi fährt voll auf Wasser ab. VN/Serra

Die heißeste Zeit hat begonnen. Was man darüber wissen muss.

Schwarzach Tropennächte und Wüstentage: Derzeit geht es in Vorarlberg und weiten Teilen Europas ganz schön heiß her. Die Hundstage machen ihrem Namen damit alle Ehre. Die Tage zwischen 23. Juli und 23. August sind statistisch gesehen die heißesten Tage des Jahres. Die Bezeichnung Hundstage geht auf das Sternbild Großer Hund zurück. Es wird als Hund dargestellt, der auf seinen Hinterbeinen steht und einen Hasen verfolgt, der durch das Sternbild Lepus repräsentiert wird.

Eine aktuelle Auswertung der ZAMG zeigt, dass sich die Zahl der Hitzetage in Österreich in den letzten Jahrzehnten verdoppelt bis verdreifacht hat. Laut Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien sollte man das nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Während einer Hitzewelle kommt es vor allem bei älteren und geschwächten Menschen, aber auch bei jüngeren Personen, die eine mangelnde Fitness haben, zu einer deutlichen Zunahme an Stress, Ängsten und Depressionen. Die Aussicht, dieser Hitze nicht entfliehen zu können, führt zu seelischen Problemen, die nicht unterschätzt werden dürfen, erläutert er in seinem Buch „Klimawandel und Gesundheit“. In Nordkorea bekommt die Bezeichnung „Hundstage“ übrigens eine zweite, traurige Bedeutung. In der heißesten Zeit des Jahrs wird dort traditionell Hund gegessen. Auch in Südkorea werden jährlich rund zwei Millionen Hunde geschlachtet und gegessen.

Von wegen Hundswetter: Heiß, heißer, Hundstage
Der „Große Hund“ stellt einen der beiden Hunde dar, die Himmelsjäger Orion in der griechischen Mythologie auf den Fuß folgen.
Der „Große Hund“ stellt einen der beiden Hunde dar, die Himmelsjäger Orion in der griechischen Mythologie auf den Fuß folgen.

32 Tage dauern die Hundstage (23. Juli bis 23. August). In diesem Zeitraum ist es im Jahresverlauf statistisch gesehen am heißesten. Ihren Namen verdanken die Hundstage dem Aufgang des Hundssterns Sirius, des hellsten Himmelskörpers im Sternbild Großer Hund (lat. Canis Major). Der Name Sirius kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „verbrennen“, „glühen“ oder „brennen“. In der Antike stieg der Stern kurz vor Sonnenaufgang während der heißesten Sommerzeit, den sogenannten Hundetagen, auf. Die Griechen und Römer glaubten, dass der Stern irgendwie für die Sommerhitze verantwortlich war.

30 Grad: Ab dieser Temperatur sprechen Meteorologen von einem heißen Tag. Ab 25 Grad ist es ein Sommertag und ab 35 Grad ein Wüstentag. In einer Tropennacht fallen die Temperaturen nicht unter 20 Grad.

40 Grad und es wurde noch heißer: Der 8. August 2013 ging in die Geschichte der heimischen Meteorologie ein. An diesem Tag wurden in Österreich erstmals Temperaturen über 40 Grad gemessen. Den offiziellen Höchstwert konnte Bad Deutsch-Altenburg (NÖ) mit 40,5 Grad für sich verbuchen.

3 Tage in Folge muss es mindestens 30 Grad auf dem Thermometer anzeigen damit in der Meteorologie von einer Hitzewelle die Rede ist.

36,5 Grad Celsius hatte es heuer am 19. Juni 2022 um 15 Uhr in Feldkirch. Damit wurde der 72 Jahre alte ­Allzeit-Hitzerekord geknackt. Am 30. Juni 1950 war es in Feldkirch 36,3 Grad war.

70 bis 80 Grad heiß wird es in einem Auto, das bei 30 Grad Außentemperatur in der prallen Sonne steht. Das hat der ÖAMTC bei einem Vergleichstest in Wien mit vier Kleinwagen und einem Familienvan herausgefunden. Auf den Sitzflächen und den Armaturenbrettern war es demnach am heißesten. Die Lufttemperatur in Kopfhöhe lag bei rund 60 Grad. Im Kofferraum wurden 50 Grad gemessen.

32,5 Grad im Schatten muss es laut Bauarbeiter-Schlechtwetterentschädigungsgesetz mindestens haben, damit Bauarbeiter hitzefrei bekommen können. Als Richtwerte gelten die jeweils aktuellen Daten der nächstgelegenen Messstelle der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die in der Hitze.App angezeigt werden. Einen Rechtsanspruch auf Hitzefrei gibt es nicht. Der Arbeitgeber muss es anordnen. Übrigens: Für Fiaker in Wien gilt erst ab einer Temperatur von 35 Grad ein Hitzefahrverbot.

5245 Baufirmen österreichweit haben ihren Mitarbeitern während der Hitzewelle 2019 hitzefrei gegeben. Das ist jedes zweite Unternehmen. 39.122 Bauarbeiter bekamen damals frei, rechnet die Gewerkschaft Bau-Holz vor.

37 Grad konstante Kerntemperatur benötigt der menschliche Körper laut Universitätsspital Zürich für ein reibungsloses Funktionieren. Wenn die Luftfeuchtigkeit hoch und es sehr schwül ist, verdampft der Schweiß auf der Haut langsamer und der Körper kann die Wärme nicht mehr optimal regulieren

10 Liter Wasser, in Extremfällen sogar bis zu 15 Liter Wasser, kann der Mensch Schätzungen zufolge bei entsprechenden Bedingungen (intensive körperliche Betätigung durch Arbeit oder Sport sowie bei hohen Umgebungstemperaturen) verlieren. Insgesamt sind in der Haut zwei bis vier Millionen Schweißdrüsen verteilt, die meisten davon mit einer Dichte von 370 Drüsen pro Qudratzentimeter an den Fußsohlen. Deshalb schwitzen wir dort am meisten. Die einzigen Stellen des Körpers, an denen es keine Schweißdrüsen gibt, sind die Lippen und die Eichel des Mannes.

2022 wird ein überdurchschnittlich heißes Jahr. Das steht laut ZAMG bereits jetzt fest. Marc Olefs, Leiter der Klimaforschung, geht davon aus, dass Ende Juli im Großteil Österreichs bereits das Soll an Hitzetagen erreicht wurde. In Bregenz wurden demnach zwischen 1961 und 1990 pro Jahr durchschnittlich drei Hitzetage verzeichnet, zwischen 1991 und 2020 waren es neun. Der bisherige Rekord wurde im Jahr 2015 mit 29 Hitzetagen verzeichnet. In diesem Jahr hat die ZAMG in der Landeshauptstadt mit Stand 21. Juli bereits zwölf Tage mit Temperaturen über 30 Grad gemessen.

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