Talschaften sind mit Trachtennachwuchs gut aufgestellt

Vorarlberg / 01.08.2022 • 10:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Traditionsvereine haben es in der Regel auf dem Land und in den Talschaften leichter. Durch den Nachwuchs haben die Vereine auch ein niedriges Durchschnittalter.  <span class="copyright">Vorarlberger Trachtenverband</span>
Traditionsvereine haben es in der Regel auf dem Land und in den Talschaften leichter. Durch den Nachwuchs haben die Vereine auch ein niedriges Durchschnittalter. Vorarlberger Trachtenverband

In den Städten haben es die Trachtenvereine schwerer, Nachwuchs zu finden. Augenmerk auf Ausbildung der Tanzleiter.

Vandans Wirft der Vorarlberger Trachtenverband einen Blick über die Grenze nach Bayern, so ist er in einer glücklichen Lage. Den bayerischen Traditionsvereinen gehen nämlich die Mitglieder aus. So sind bei der „Alt Monachia gesellige Bürgerzunft“, auch als Biedermeierverein bekannt, viele Mitglieder zwischen 80 und 90 Jahre alt. Die meisten von ihnen schaffen die 7,5 Kilometer lange Strecke des Oktoberfest-Umzuges nicht mehr und Nachwuchs ist kaum vorhanden. Abhilfe wurde über einen Aufruf in sozialen Netzwerken geschaffen. Ein Dutzend Frauen werden beim Umzug mitgehen. Aber auch weitere bayerische Trachtenvereine haben Probleme Mitglieder zu finden. Sogar auf dem Land, wo Traditionsvereine es in der Regel leichter haben als in der Stadt. Das sei dem Zeitgeist geschuldet, in der Traditionen immer mehr verloren gingen.

2019 war der Vorarlberger Trachtenverband, hier die Vertretung aus dem Montafon, am siebeneinhalb Kilometer langen Oktoberfest-Umzug beteiligt. <span class="copyright">Vorarlberger Trachtenverband</span>
2019 war der Vorarlberger Trachtenverband, hier die Vertretung aus dem Montafon, am siebeneinhalb Kilometer langen Oktoberfest-Umzug beteiligt. Vorarlberger Trachtenverband

Ulrike Bitschnau, Landesobfrau des Vorarlberger Landestrachtenverbandes, bestätigt, dass es Kulturvereine generell schwer haben, Menschen zu begeistern. „Da es in den Städten ein größeres Angebot gibt, ist es für die Vereine dort schwerer, Nachwuchs zu finden“, kann auch die 60-Jährige nach einem Rundruf unter einigen Vereinen bestätigen. In den Städten lassen sich Menschen nur zu einer Mitgliedschaft in einem Trachtenverein begeistern, wenn Familienmitglieder schon dabei sind und darüber erzählen, weiß Bitschnau.

Nachwuchs in den Tälern

In den Tälern hingegen haben die Trachtenvereine kaum Probleme Nachwuchs zu finden. „Alleine in Partenen sind 30 Kinder beim Verein dabei. Es sind viele neue dazugekommen“, zählt Ulrike Bitschnau auf. Insgesamt gibt es 14 Kindergruppen im Verband, der 60 Vereine mit etwa 4500 Mitgliedern zählt. „Wenn wir uns mit anderen Verbänden vergleichen, ist auffällig, dass wir viele Junge haben“, weiß Ulrike Bitschnau. Damit keine Generation versäumt wird, legt der Verband viel Wert auf die Ausbildung der Kinder- und Jugendtanzleiter. „Kinder verlangen nach anderen Tänzen als Erwachsene“, erklärt die Landesobfrau, die durch Weiterbildung auch auf Qualitätssicherung setzt. Durch dieses Engagement ist die Altersstruktur der Trachtenvereine in den Tälern jünger. Der Vorarlberger Landestrachtenverband hätte auch dieses Jahr kein Problem damit, den Wiesn-Umzug zu besetzen. „Schon 2019 waren wir auf Einladung des bayerischen Verbands zum zweiten Mal dabei. Etwa 130 Vereinsmitglieder sind damals die sieben Kilometer mitgelaufen“, erinnert sich Bitschnau.

In Partenen sind 30 Kinder beim Verein dabei. Es sind viele neu dazugekommen.

Ulrike Bitschnau, Landesobfrau Vorarlberger Trachtenverband

Was den Mitgliederschwund betrifft, so hat sich die Befürchtung der meisten Vereine nicht bewahrheitet. Die Verantwortlichen hatten Angst, dass durch die coronabedingte Zwangspause die Mitglieder nicht mehr kommen. „Bei uns sind gleich alle wiedergekommen“, erzählt Bitschnau, die seit 1976 bei der Trachtengruppe Vandans aktiv ist. In den anderen Vereinen hätten sich vereinzelt Mitglieder dazu entschieden, nicht mehr mitzumachen. „Wir sind alle motiviert und freuen sich, dass wir wieder singen und tanzen dürfen“, fasst Obmann Andreas Tschann die Stimmung in der Sonnenberger Trachtengruppe Nüziders zusammen.

Neue Trachten

Ein Thema hat die zweijährige Pause allerdings zutage gefördert. Die Vereine berichten übereinstimmend, dass sie neue Trachten benötigen. „Wir sammeln die Trachten der Kinder jährlich ein, richten sie her und verteilen sie neu“, erklärt Tanzleiterin Monika Arnold die Vorgehensweise in der Kindertrachtengruppe Hittisau. Damit die Tracht als Zeichen der Identität, Zusammengehörigkeit und Kunsthandwerk präsent bleibt, unterstützt der Verband „die einzelnen Vereine finanziell und mit der Vermittlung von Fachleuten“, so Ulrike Bitschnau. Denn Trachten sind ein Teil des heimischen Brauchtums.

Umfrage: Wie schaut es mit dem Nachwuchs aus?

Wir haben 37 Kinder in der Kinder- und Jugendgruppe. Während der Coronazeit haben wir kein Kind verloren. Wegen eines Schulwechsels haben nur ganz wenige Kinder aufgehört. Die ersten Auftritte haben wir erfolgreich absolviert. Das Herausfordernde daran war, alle Dirndl zuvor zu ändern. <strong>Andreas Tschann, 52, Obmann Sonnenberger Trachtengruppe Nüziders</strong>
Wir haben 37 Kinder in der Kinder- und Jugendgruppe. Während der Coronazeit haben wir kein Kind verloren. Wegen eines Schulwechsels haben nur ganz wenige Kinder aufgehört. Die ersten Auftritte haben wir erfolgreich absolviert. Das Herausfordernde daran war, alle Dirndl zuvor zu ändern. Andreas Tschann, 52, Obmann Sonnenberger Trachtengruppe Nüziders
Von den 30 Kindern hat sich noch keines abgemeldet. Wir haben vereinsintern beschlossen, noch eine Pause einzulegen und mit den Proben eventuell im Spätsommer zu beginnen. Wir sind positiv gestimmt, dass wir 2023 wieder auftreten werden. <strong>Monika Arnold, 59, Tanzleiterin Kindertrachtengruppe Hittisau</strong>
Von den 30 Kindern hat sich noch keines abgemeldet. Wir haben vereinsintern beschlossen, noch eine Pause einzulegen und mit den Proben eventuell im Spätsommer zu beginnen. Wir sind positiv gestimmt, dass wir 2023 wieder auftreten werden. Monika Arnold, 59, Tanzleiterin Kindertrachtengruppe Hittisau