Streit um Livestream in Lech eskaliert

Oppositionelle Listenvertreter verlassen aus Protest Gemeindesitzung. Für Gemeindechef „übertriebene Reaktion“.
Lech Im Lecher Rathaus hängt der Haussegen schon länger schief. Die Stimmung unter den Fraktionen ist gereizt. Jetzt die nächste Eskalationsstufe: Weil bei der Gemeindevertretungssitzung am Montag die Bildschirme für die Bevölkerung schwarz blieben, verließen Vertreter der Listen „Unser Dorf“ und “Zukunft wagen” aus Protest die Sitzung.
Der Streit um den Livestream dürfte ein Nachspiel haben. „Wir werden eine Aufsichtsbeschwerde gegen den Bürgermeister in der Causa einbringen“, kündigt Thomas Eggler (Unser Dorf) an. „Die Zeiten, in denen einer allein darüber entschieden hat, was man der Bevölkerung erzählt und was nicht, sind in Lech Gott sei Dank vorbei“, so Eggler weiter. Bürgermeister Gerhard Lucian reagiert mit Unverständnis auf das Vorgehen der oppositionellen Listen. Er bezeichnet die Reaktion „als völlig überzogen“. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass man in so einer Situation einfach aufsteht und geht“, so der Gemeindechef zu den VN. Die angekündigte Aufsichtsbeschwerde nehme er jedenfalls „mit großer Gelassenheit“ zur Kenntnis.
Livestream für Lecher Bevölkerung
Seit einem Gemeindevertretungsbeschluss im Jänner 2021 werden die Rathaussitzungen für die Lecher Bevölkerung in einem Livestream übertragen. Dieser Beschluss sei jetzt vom Bürgermeister schlichtweg ignoriert worden, ärgert sich Thomas Eggler. An einen Zufall glaubt er nicht, wirft Lucian und Vizebürgermeisterin Cornelia Rieser vor, bewusst gehandelt zu haben. „Wir werden das nicht hinnehmen und weiterhin für Transparenz und Offenheit in unserer Gemeinde einstehen“, so Eggler. Transparenz ist auch Bürgermeister Gerhard Lucian, wie er im VN-Gespräch sagt, wichtig. Er rüttle auch nicht an den Livestreams, wenn sie auf breiter Basis gewünscht seien. Der Beschluss vom Jänner 2021 habe eine Gültigkeit von sechs Monaten. Nun solle erneut abgestimmt werden. Dem Vorwurf der Intransparenz widerspricht Lucian vehement. Es habe ausschließlich personelle Gründe gehabt, warum die Übertragung der Sitzung am Montag abgesagt werden musste. Equipment und Personal wurde demnach gleichzeitig für das Lech Classic Festival benötigt. „Ich wurde erst kurzfristig darüber informiert und fand es nicht für angebracht, die Gemeindevertretungssitzung deswegen zu verschieben“, so Bürgermeister Lucian.
Die Fronten in der Lecher Gemeindestube sind verhärtet. Für Beobachter gilt der Streit um das Gemeindezentrum wie ein Spaltpilz. Auch wenn Bürgermeister Lucian von einer „lebendigen Demokratie mit einem breiten Meinungsspektrum in der Gemeindevertretung“ spricht, ist der Unmut über die Opposition in Lech unüberhörbar. Die Liste „Unser Dorf“ lege sich ständig quer. Lucian: „Einfach immer nur dagegen sein, das ist nicht schwer.” VN-MIG, TW
