“Ich nehme die Sorgen der Fischer sehr ernst”

Vorarlberg / 08.08.2022 • 18:01 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Landwirtschaftslandesrat Christian Gantner. VOL.at/Mayer
Landwirtschaftslandesrat Christian Gantner. VOL.at/Mayer

Agrar-Landesrat Christian Gantner stellt kooperatives Kormoranmanagement in Aussicht.

Bregenz Im VN-Interview warf Berufsfischer Franz Blum (42) der Politik mangelndes Engagement im Kampf gegen die Störfaktoren der Fischerei vor. Es müsse mehr geschehen und die Fischer in ihrem Stellenwert anderen in der Landwirtschaft tätigen Erwerbstätigen gleichgestellt werden.

Landwirtschaftslandesrat Christian Gantner (41, ÖVP) versteht zwar die Sorgen der Petrijünger am heimischen Bodenseeufer, sieht sich in der Problematik jedoch nicht als untätig. „Ich informiere mich sehr wohl über die Situation unserer Fischer, stehe in ständigem Kontakt mit dem Obmann der Vorarlberger Berufsfischer, Albert Bösch. Ich nehme die Anliegen und Sorgen der Berufsfischer verantwortungsbewusst wahr und sehr ernst.“

Von 60 auf 23

Die Dramatik der Situation erkennt Gantner vor allem anhand der Fangzahlen. „Von 60 Tonnen im Jahr 2012 auf 23 Tonnen im Jahr 2021 bedeuten eine Halbierung des Ertrags. Wir unterstützen daher die Berufsfischerei bei ihren Bestrebungen nach Diversifizierung – die Markteinführung bisher wenig genutzter Arten wie Hecht, Wels, Rotauge und Brachse.“ Das Land habe den Berufsfischern zudem Direktzahlungen als Überbrückungshilfen geleistet.

Er habe sich in der Fußacher Bucht persönlich einen Eindruck verschafft und dabei auch die Problematik mit den Kormoranen erkannt, betont Gantner. Diesbezüglich gebe es Positives zu berichten. „Wir sind hoffentlich bald nicht mehr allein mit der Umsetzung von Vergrämungsmaßnahmen. Die Landesverwaltung in Baden-Württemberg hat vor Kurzem eine neue Studie veröffentlicht, welche die erhebliche Beeinträchtigung der Fischbestände durch Kormorane bestätigt. Ich sehe das als wichtiges Signal auf dem Weg zur Umsetzung von gemeinsamen Maßnahmen im Sinne des Kormoranmanagements“, sagt der Vorarlberger Landwirtschaftslandesrat. Er spricht dabei von einem „entscheidenden Instrument zur Abminderung der Auswirkungen auf den Fischbestand“.

Wissenschaftliches Projekt

Gantner verweist jedoch auch auf die anderen Faktoren für den Einbruch der Fangerträge, speziell den Stichling und die Quaggamuschel. Das Land Vorarlberg beteilige sich fachlich und finanziell an laufenden Forschungsvorhaben zur wissenschaftlichen Abklärung der maßgeblichen Ursachen für den Rückgang der Erträge.

Die Berufsfischerei am Bodensee steckt durch den dramatischen Rückgang der Fänge in ihrer bislang größten Krise. Und auch wenn die heurige Saison noch nicht zu Ende ist, scheint bereits jetzt festzustehen: Der Ertrag wird so gering ausfallen wie noch nie. VN-HK

Felchen zum Verkauf: Das ist eine Seltenheit geworden. Der schmackhafte Bodenseefisch wird kaum noch gefangen. VN/Steurer
Felchen zum Verkauf: Das ist eine Seltenheit geworden. Der schmackhafte Bodenseefisch wird kaum noch gefangen. VN/Steurer