Grünflächen statt Beton

Vorarlberg / 10.08.2022 • 18:39 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Ginge es nach den Grünen, muss künftig jede Flächenentnahme aus der Landesgrünzone 1:1 kompensiert werden. VN/Lerch
Ginge es nach den Grünen, muss künftig jede Flächenentnahme aus der Landesgrünzone 1:1 kompensiert werden. VN/Lerch

Versiegelte Bodenflächen sind insbesondere in Zeiten der Klimakrise ein Problem.

Lustenau Er ist Grundlage unserer Ernährung, zentral für Biodiversität und sein Verlust hat enorme Auswirkungen auf das Klima: Die Rede ist von Boden. Durchschnittlich werden in Vorarlberg jeden Tag rund 8000 Quadratmeter Boden verbraucht, was in etwa der Fläche eines Fußballfeldes entspricht. Ein Großteil dieses verbrauchten Bodens wird dabei versiegelt, das heißt mit einer luft- und wasserundurchlässigen Schicht abgedeckt. Dieser Entwicklung wollen die Grünen Vorarlberg nun einen Riegel vorschieben.

Extremwetterereignisse

Versiegelte Böden sind in Hinblick auf den Klimawandel und damit einhergehende Extremwetter­ereignissen wie Hitzetage und Starkregen ein Problem, betont Bodenexperte Walter Fitz vom Ingenieurbüro boden land wasser. Denn dadurch entstehen nicht nur mehr Hitzeinseln, sondern das Wasser kann nicht mehr versickern. „Die Bodenversiegelung ist sehr schwer rückgängig zu machen, denn die Neubildung von zehn Zentimetern Humus dauert 1000 bis 2000 Jahre“, warnt Grünen-Klubobfrau Eva Hammerer. Vor allem müssen ungenutzte voll- und teilversiegelte Flächen in Vorarlberg vermehrt entsiegelt werden, wie Christoph Metzler betont. Potenzial gebe es in Vorarlberg nach Ansicht der Landtagsabgeordneten genügend, zum Beispiel bei Flächen rund um Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern oder rund um Einkaufszentren sowie Parkplätze oder Straßen. „Ich glaube auch, dass nicht jeder Radweg asphaltiert sein muss“, so Metzler. Funktionale Radwege seien auch mit einer Schotterdecke oder Gittersteinen möglich. Positivbeispiel seien etwa die Flächen rund um das Lustenauer Rathaus, die entsiegelt und zu Begegnungszonen umgestaltet wurden.

„Es ist wichtig, künftig verbindlichere Vorgaben zu schaffen, wie Boden in Vorarlberg versiegelt oder nicht versiegelt werden darf“, sagt Bernie Weber. Derzeit gebe es keinen Parameter, der das Versiegelungsmaß bezeichnet. „Zum Beispiel beim Landesraumplan EKZ (Planung und Regelung von Einkaufszentren) hätte das Land bei einer gesetzlichen Änderung die Möglichkeit, dass künftig auf den Versiegelungsgrad von Verkehrswegen und Parkplätzen bei der Neuerrichtung von Einkaufszentren Rücksicht genommen werden muss.“

Antrag im Landtag

Weiters fordern die Grünen neben einem Öko-Konto unter anderem einen Entsiegelungsfonds, damit Städte und Gemeinden bei der Entsiegelung unterstützt werden. Der Landesraumplan Grünzone soll außerdem dahingehend abgeändert werden, dass künftig jede Flächenentnahme aus der Grünzone in Bezug auf Fläche und Bodenqualität 1:1 kompensiert werden muss. Nach dem Vorbild Schweiz und deren Fruchtfolgeflächen soll für jede entnommene Fläche außerdem eine bereits versiegelte Fläche im Verhältnis 1:1 entsiegelt werden. Doch nicht nur das Land, sondern auch die Gemeinden seien gefordert: Diese sollen die Themen Ver- und Entsiegelung in ihre Bebauungspläne aufnehmen. Im Herbst wollen die Grünen zum Thema einen Antrag im Landtag einbringen. VN-MIH

„Es braucht hinsichtlich Bodenversiegelung künftig verbindlichere Vorgaben im Land.“

Grünflächen statt Beton

Bodenversiegelung in Vorarlberg

Ein FUSSBALLFELD (8000 m2) wird in Vorarlberg täglich verbaut.

IN 10 JAHREN geht eine Fläche, die der gesamten landwirtschaftlichen Anbaufläche Vorarlbergs entspricht, bei diesem Tempo verloren.

BIS ZU 18 GRAD kühler ist es unter Bäumen als auf unbeschatteten Plätzen.

100.000 LITER fallen bei einem Starkregenereignis auf die gewidmete Bau- und Verkehrsfläche Lustenaus.

30.000 TONNEN GETREIDE könnten österreichweit auf der Fläche, die jährlich verloren geht, angebaut werden.

1000-2000 JAHRE dauert es, um 10 Zentimeter Humus neu zu bilden.

100 bis 200 Euro kostet den Bauträger die Versiegelung von 1 m2 Boden Nicht versiegeln ist billiger als versiegeln.

BIS ZU 181 TONNEN CO2 können durch einen Hektar Grünfläche gebunden werden