Wolfsrudelalarm an unserer Grenze
Landesjägermeister Christoph Breier weiß von eindeutigen Aktivitäten unweit des Montafons.
Schwarzach Die Talschaft Prättigau in Graubünden ist ein wunderschöner Flecken Erde. Grüne Wiesen, imposante Bergkulisse, der romantische Fluss Landquart. Bald könnte dieses Naturidyll um eine Attraktion reicher sein: um ein Wolfsrudel. „Man hat dort im letzten Jahr ein Wolfspaar gesichtet. Der Verdacht einer Rudelbildung liegt nahe“, sagt Christoph Breier (72), der Landesjägermeister.
Nur circa fünf Kilometer vom Gauertal im Montafon entfernt liegt der Prättigau. Und es war im Gauertal, wo es unlängst einen Schafsriss durch einen Wolf gab.
Bald Klarheit
Ende August, Anfang September erwartet Breier Klarheit. „Dann kommen die Wölfe aus dem Bau heraus. Und dann wird sich feststellen lassen, ob es tatsächlich ein Rudel gibt.“ Ob die Wölfe im Prättigau oder im Gauertal ihre Familiengründung vorantreiben, wäre einerlei. „Wenn man um die Dimension von Wolfsjagdgebieten weiß, die sich über fast 300 Kilometer erstrecken, ist das tatsächlich egal.“
Ein Wolf frisst im Schnitt zwei bis drei Kilo Fleisch pro Tag. „Bei einem Rudel, das aus bis zu zehn Tieren besteht, kann man sich vorstellen, wie groß dieser Fleischbedarf wird“, sagt der Landesjägermeister.
Im österreichischen Jagdverband ist das Thema Wolf allgegenwärtig. Entnahmen, sprich Abschüsse von Problemwölfen, sind zwar möglich, so wurden in Tirol zwei Raubtiere zum Abschuss freigegeben, doch kompliziert. „Man muss ja trotz behördlicher Genehmigung noch die Einsprüche abwarten. Bis dahin kann der zur Entnahme freigegebene Wolf längst wieder weg sein.“ Andere Faktoren machen den Abschuss von Wölfen bei den Jägern zu einem äußerst unbeliebten Unterfangen. „Ein Wolf wird nur unter einem genetischen Code, einer Nummer, zum Abschuss freigegeben. Wie soll der Jäger wissen, ob die Nummer mit dem Tier, das er abschießen sollte, auch übereinstimmt? Das ist sehr schwer festzustellen“, erläutert der pensionierte Internist. Noch eines macht den Jägern zu schaffen: „In Österreich wird bis jetzt noch keine Anonymität für einen Jäger gewährleistet, der einen Wolf schießt. Kennt man dessen Identität, kann er zur Zielscheibe von Angriffen werden. Das will sich kein Weidmann antun“, beschreibt Breier das Problem.
Problem TBC
Besser gewappnet als beim Wolf sieht der Landesjägermeister seine Weidmänner im Kampf gegen den TBC-Erreger. „Wir wissen um die Problemregion Silbertal/Bartholomäberg. Ich denke, dass mit der verbindlichen Aufteilung des Sonderkontingents von Abschüssen auf die jeweiligen Jagden ein entscheidender Schritt gelungen ist. Diese kommen ja zu den normalen Abschussquoten dazu und waren bisher eine unverbindliche Verpflichtung, für die sich niemand wirklich verantwortlich fühlte.“ Explizit lobt Breier die in der bisherigen Jagdsaison getätigten Aktivitäten der Jäger in der betroffenen Region. „Sie haben schon sehr viel Rotwild erlegt.“ Auch von der Erhöhung der Abschussquote im Beobachtungsgebiet südlich der Ill verspricht sich Breier einiges. „Wenn man das Gebiet Silbertal/Bartholomäberg in den Griff bekommt, ist das Problem so gut wie gelöst, denn im Rest des Landes ist die TBC-Prävalenz sehr gering.“
„Im Prättigau wurden Wolf und Wölfin gesichtet. Der Verdacht einer Rudelbildung liegt nahe.“