Fördertopf statt Forschungsnächte

Vor einem Jahr ging das Almhotel Hochhäderich durch die Presse. Finanziell geschadet hat es wohl kaum.
Riefensberg Die Förderpolitik der COFAG (Covid-19-Finanzierungsagentur) zieht weite Kreise, großzügig wurde mit Steuergeld umgegangen, Kontrolle gab es kaum. Der Rechnungshof sieht sogar die Gefahr einer Überförderung einzelner Betriebe, da pauschal Geld ausgezahlt wurde. Auf der Liste jener Unternehmen in Vorarlberg, die besonders hohe Förderbeträge erhalten haben, findet sich auch ein Betrieb, der während der Pandemie besonders negativ auffiel.
Feldexperiment im Hotel
Die Rede ist von der Steurer GmbH in Riefensberg, allgemein bekannt als Alpenarena Hochhäderich. Im Winter 2020/21 wurde das Hotel im gesamten deutschsprachigen Bereich bekannt. Denn die Familie Steurer gründete damals den Verein „Alpenarena Gesundheitsinstitut“ und erklärte das Almhotel Hochhäderich zum Vereinshaus. Dieses Vereinshaus mit dem dazugehörigen Skigebiet wurde dem eigenen Verein vermietet mit dem Ziel, ein Experiment zu wagen: Ob das Verzichten auf den damals verpflichtenden Mund-Nasen-Schutz (MNS) bei gleichzeitiger Eigenverantwortung das Wohlbefinden verbessert.
Wien reagierte
Beworben wurde es online mit der Einleitung „Was wäre, wenn … Reiseeinschränkungen, Quarantäne oder andere Maßnahmen dir nichts anhaben können und du dennoch schöne Tage am Hochhäderich erleben kannst?“. Kostenlos wäre die Teilnahme am Experiment nicht gewesen, neben der Vereinsmitgliedschaft war auch das Zimmer zu bezahlen. Die Familie Steurer betonte gleichzeitig die Gemeinnützigkeit des Vereins, man sei nicht auf Gewinn aus.
Kritiker sahen darin dennoch vor allem einen Versuch, die Behördenauflagen zu umgehen, Berichte über die geplanten „Forschungsnächte“ füllten Zeitungen von den VN bis zur „Süddeutschen“. Selbst der damalige Innenminister Karl Nehammer und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger sahen sich genötigt, sich zu dem Almhotel zu äußern. Man werde nicht zulassen, dass durch solche Methoden die Branche in Verruf gebracht werde, betonte Köstinger im Jänner 2021. Bezirkshauptmannschaft und Finanzpolizei reagierten mit Aufklärungsgesprächen und regelmäßigen Kontrollen am Hochhäderich, letztlich fand das Feldexperiment nie statt.
Am Fördertopf
Schlussendlich war die Aufregung rund um das Gesundheitsinstitut für die Alpenarena zumindest bei einem Thema kein Nachteil: bei den Coronaförderungen durch die COFAG. Nach den auf EU-Ebene transparent gemachten Förderlisten erhielt die Steurer GmbH Förderungen in Höhe von 517.460,50 Euro von der Republik Österreich, um die durch die mit der Pandemie verbundenen Maßnahmen entstandenen Schäden abzufedern. Damit zählt die Alpenarena zu den 90 höchstgeförderten Unternehmungen in Vorarlberg.
Gesund und Grundgesetz
Gegenüber den VN will sich die Familie Steurer nicht äußern, auch weil die Aufregung rund um das geplante Experiment „ein alter Hut“ sei. Gleichzeitig sucht man auf der Webseite nach Personal mit folgenden Worten: „Wir lassen uns nicht unterkriegen und versichern DIR bei uns gelten mindestens diese G‘s: Geimpft, Getestet, Genesen …? Gesund & Grundgesetz!“
Der Hinweis auf das Grundgesetz dürfte zumindest die österreichischen Behörden wenig beeindrucken. Schließlich ist dies der Name jenes Gesetzes, das in Deutschland die Funktion des österreichischen Bundes-Verfassungsgesetzes (B-VG) erfüllt. Und auch die Webseite des „Alpenarena Gesundheitsinstituts“ war mit Stand Freitag noch online. VN-RAU
