Vorarlberg ist wieder in Fahrt
Mobilität: Nach zweieinhalb Pandemie-Jahren normalisieren sich die Verhältnisse.
SCHWARZACH Corona-Pandemie und Beschränkungen, die damit einhergehen, haben das öffentliche Leben beinahe zum Stillstand gebracht. Vor allem im ersten Lockdown um Ostern 2020 ist das der Fall gewesen. Erst jetzt, nach zweieinhalb Jahren, normalisieren sich die Verhältnisse. Das zeigen Mobilitätsdaten, die der Internetkonzern „Google“ weltweit und damit auch für Vorarlberg erhebt.
Ähnlich viele Menschen unterwegs
Ausgewiesen werden Daten für einzelne Bereiche, wie „Arbeitsstätten“, „Einzelhandel und Freizeit“ sowie „Bahnhöfe und Haltestellen“. Seit Juni sind hier wieder ähnlich viele Menschen unterwegs oder anzutreffen wie vor der Corona-Pandemie. Zwischendurch war das anders. Im ersten Lockdown handelte es sich im Segment „Bahnhöfe und Haltestellen“ um ganze 75 Prozent weniger. Anders ausgedrückt: Es war um drei Viertel weniger „los“. Seit Mitte Juni herrscht hier zum Teil sogar mehr Betriebsamkeit (siehe Grafik). Das ist kein Zufall: Es gibt so gut wie keine Beschränkungen mehr.
Die Daten decken sich weitgehend mit den Entwicklungen, die beim „Verkehrsverbund Vorarlberg“ (VVV) festgestellt werden: „Es ist richtig, dass sich die Fahrgastzahlen nach mehreren Auf und Abs während der Pandemie seit diesem Frühjahr wieder erholen“, so VVV-Geschäftsführer Christian Hillbrand. Im Juli wurden im Land mehr als 300.000 Bus- und Bahntickets gekauft. Im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres hatte es sich um 256.914, 2020 gar nur um 231.523 gehandelt. Noch ist das Niveau von vor der Pandemie laut Hillbrand „nicht ganz“ erreicht, in den nächsten Monaten sollte es aber so weit sein – „immer vorausgesetzt, die Infektionslage bleibt beherrschbar und es werden keine drastischen Maßnahmen nötig“.
„Neue Normalität“
Für die Erholung sieht der VVV-Geschäftsführer zwei Gründe: Es sei eine „gewisse neue Normalität“ eingetreten, Fahrgäste müssten etwa keine Maske mehr tragen. Außerdem würden die hohen Spritpreise dazu motivieren, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.
Züge sind immer wieder voll besetzt. Auch hier dürfte die Teuerung mit ins Spiel kommen, wie ÖBB-Sprecher Johann Kapferer bestätigt: „Der Trend kommt nicht unerwartet, aber durch die stark steigenden Energiepreise früher als prognostiziert.“
Andererseits bleibt das Auto ein gefragtes Verkehrsmittel. Auf den Autobahnen sind da und dort so viele Fahrzeuge unterwegs wie noch nie. Auf der A14 wurden bei Wolfurt, Lauterach im heurigen Juni durchschnittlich rund 66.000 pro Tag gezählt, 2019 hatte es sich um knapp 65.000 gehandelt. Alexander Holzedl vom Autobahnerhalter ASFINAG berichtet denn auch, dass zu einem Effekt zunehmender Spritkosten keine verlässlichen Daten vorliegen würden: „Es ist jedoch denkbar, dass es je nach individueller Bewertung der Verkehrsteilnehmer:innen auch zum Verzicht auf die eine oder andere Fahrt kommt.“ JOH
„Die Fahrgastzahlen erholen sich nach mehreren Auf und Abs während der Pandemie seit diesem Frühjahr wieder.“