Geschafft, endlich 100!

Vorarlberg / 17.08.2022 • 17:19 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Ernst Winsauer in jungen Jahren.
Ernst Winsauer in jungen Jahren.

Ernst Winsauer ­feiert seinen 100. Geburtstag.

Hard Heute vor genau 100 Jahren erblickte Ing. Ernst Winsauer in Bregenz das Licht der Welt. Seine Eltern, Emma und Ernst Winsauer, benannten den Bub nach seinem Vater, der von 1934 bis 1938 Vorarlberger Landeshauptmann und nach Kriegsende in der ersten Bundesregierung als Unterstaatssekretär tätig war. Viele Abenteuer erlebte „das Ernstle“ mit seinem Bruder Fritz und seinen Nachbarn. Er besuchte die Volksschule Belruptstraße, das Gymnasium Gallusstraße und bis zum Umsturz die Stella Matutina in Feldkirch. „Im Krieg verlor ich dann meinen lieben Bruder Fritz, er fiel 1945 in Russland. Ich kam in französische Gefangenschaft, und obwohl ich nicht Französisch konnte, gelang es mir, eine gute Beziehung und sogar eine lebenslange Freundschaft mit französischen Bauern aufzubauen“, erzählt der Jubilar. Seine Kinder sollten später auch einmal bei Madame Mimi und Bauer Michel auf dem Bauernhof Französisch lernen können.

Einstieg ins Berufsleben

Seine Matura absolvierte Ernst 1946 an der HTL Bregenz im Fach Maschinenbau. Er machte die Meisterprüfung und arbeitete drei Jahre in Berneck in der Schweiz, bis er am 1. Jänner 1950 eine Anstellung in der Abteilung für Maschinenbau im Raiffeisen-Verband annahm. Dann eröffnete die LAMAG im Bregenzer Vorkloster eine neue Werkstatt, die Ernst Winsauer bis zu seiner Pensionierung 1982 leitete. Neben dem Aufbau der Werkstatt unterrichtete er als Maschinenbauingenieur in den Landwirtschaftsschulen Mehrerau und Hohenems. Es war ihm immer ein großes Anliegen, sein technisches Wissen weiterzugeben.

Auch nach seiner Pensionierung blieb sein erfinderischer Geist ungebrochen, etliche Patente für lenkbare Rückachsen von Lkws und andere Erfindungen wurden in München registriert. Als lebenslanger Lernender suchte er sich immer wieder neue Projekte: angefangen bei der Benützung seines ersten iMac im Alter von 80 Jahren, über die Erforschung des Mondes mittels Fernrohr und die Nutzung der unterschiedlichsten Apps an seinem iPad, bis hin zum Umgang mit seinem iPhone.

Privates Glück

Im November 1952 heiratete Ernst seine Trudi (Gertrud Haider), die er bei einem Spaziergang in Bregenz kennengelernt hatte. Gemeinsam zogen sie ihre Kinder Heinz (1953), Kurt (1955) und Edith (1959) groß. „Als die Kinder klein waren, sind wir in den Ferien nach Jugoslawien gefahren – und das jedes Jahr mit meinem selbstgebauten und vorarlbergweit erstzugelassenen Wohnwagen, samt Motorboot auf dem Dach des Pkw. Es war einfach schön, Wasserski zu fahren, die Zeit mit der Familie zu genießen und Menschen aus anderen Nationen kennenzulernen“, berichtet Ernst.

Ein weiteres großes Ereignis im Leben des Jubilars war 1978 der Umzug ins neu errichtete Heim in Hard. Als die Kinder selbstständig waren, bereisten er und seine Trudi fast die ganze Welt. Südamerika, Südafrika, Nordamerika, Moskau, Israel und viele andere Reiseziele erweiterten seinen Horizont. Alle Reisen hielt er in seiner großen Diasammlung fest. Zu Hause in Vorarlberg arbeitete er in seiner wohlverdienten Pension viele Jahre gemeinsam mit seiner Frau und seinem besten Freund Hugo in seinen Wäldern oberhalb von Dornbirn.

Neuer Lebensabschnitt

Bis ins hohe Alter lebte das Ehepaar Winsauer allein im Haus in Hard. 2013 folgte eine 24-Stunden-Pflege aufgrund von Trudis Erblindung. Die Pfleger Peter und Juraj unterstützten die beiden liebevoll im Alltag. Trudi starb 2017 im Alter von 92 Jahren und hinterließ eine große Lücke in der Familie.

Seine positive Lebensfreude hat Ernst allerdings nicht verloren. Mit seinen mittlerweile sieben Enkelkindern und einer Urenkelin hat er viel Spaß. Sie lieben seine liebevolle und lustige Art, seine vielen Sprüche und Gedichte, die er immer gerne zum Besten gibt. „Wer lange hustet, wird alt“ (er hustet viel) ist einer seiner Lieblingssprüche, der immer wieder seine Lieben erheitert.

Vor kurzem überstand Ernst seine Covid-Erkrankung und wird von seinen 24-Stunden-Hilfen Anita und Katarina sowie von vielen Pflegerinnen vom MOHI Hard liebevoll umsorgt. So kann er weiter in seinem Haus bleiben und sich über Besuche der Kinder, Schwiegerkinder, Enkel und der Urenkelin freuen.

Der Jubilar hat seine Lebensfreude und Neugier behalten. Winsauer
Der Jubilar hat seine Lebensfreude und Neugier behalten. Winsauer
Ernst hat ein umfangreiches Repertoire an lustigen Sprüchen.
Ernst hat ein umfangreiches Repertoire an lustigen Sprüchen.