Warum Nachhilfestunden in diesem Sommer sehr gefragt sind

Für viele Schüler in Vorarlberg heißt es derzeit lernen statt baden.
Feldkirch Schauplatz Bildungsabteilung der Arbeiterkammer Feldkirch: Die beiden angehenden Lehrerinnen Ricarda Vogt (26) aus Zwischenwasser und Laura Seebacher (23) aus Bludenz sammeln momentan im Rahmen des Projekts “Lernhilfe auf Abruf” Praxiserfahrung. “Es macht Spaß, jungen Menschen zu helfen und Freude an der Mathematik zu vermitteln”, erklärt Laura Seebacher ihre Motivation für den Nachhilfeeinsatz. “Ich möchte die Kinder für Sprache begeistern und dabei helfen, Coronalücken zu schließen”, sagt Ricarda Vogt.

86 Kinder und Jugendliche haben sich in diesem Sommer für Gratisnachhilfestunden in der Arbeiterkammer angemeldet. “Wir hatten heuer so viele Anmeldungen wie noch nie”, berichtet Projektleiterin Sarah Isele. Alle Termine sind vergeben und es musste eine Warteliste eingerichtet werden.
Es gab vor Corona schon eine große Nachfrage nach Nachhilfeangeboten. Aber nun trifft es jene, die sich eh schon schwer tun, gleich doppelt.
Sahra Isele, AK-Bildungsexpertin
Für viele Kinder und Jugendliche stehen im Herbst Nachprüfungen an. “Einige sind die ganzen Ferien da. Oft braucht es auch Unterstützung in allen drei Hauptfächern.” Rückmeldungen von Eltern hätten aufgezeigt, dass es aufgrund des Distance Learnings bwz. des veränderten Schulbetriebs während der Coronapandemie großen Aufholbedarf gibt. “Es gab vorher schon eine große Nachfrage nach Nachhilfeangeboten. Aber nun trifft es jene, die sich eh schon schwer tun, gleich doppelt”, sagt die AK-Bildungsexpertin.
Das Angebot “Lernhilfe auf Abruf” der AK gibt es seit 2020 für Kinder der fünften bis achten Schulstufe. Studenten der Lehrerausbildung West lernen dabei mit den Kindern in Einzelstunden. Vor allem Mathematik sei gefragt, sagt Isele. Derzeit gibt es das Angebot in den Semester-, Oster- und Sommerferien. “Heuer waren alle Termine ausgebucht”, erläutert die Projektleiterin die Situation.
Lernrückstände in allen Altersklassen
Auch Astrid Pinkitz vom Nachhilfeinstitut “Schülerhilfe” mit vier Standorten in Vorarlberg kann den erhöhten Nachhilfebedarf bestätigen. “Wir haben momentan auch einige Nachprüfungsschüler”, berichtet sie. Lernrückstände gebe es in allen Altersklassen. “Spitzenreiter ist das Fach Mathematik.” Vor allem auch für Schüler der ersten beiden Volksschulklassen gebe es viel aufzuholen. Online-Unterricht und Unterricht ohne Mimik seien eben nicht dasselbe wie regulärer Unterricht.
Tipps und Checklisten
Nachhilfeangebote gibt es in Vorarlberg sehr viele, sowohl ganzjährige, als auch Ferienangebote. Die Zuständigen des “aha – Jugendinfo Vorarlberg” haben auf ihrer Webseite Private Nachhilfeangebote und Nachhilfeinstitute aufgelistet, geben Tipps und bieten Checklisten an. Auch Förderungsmöglichkeiten sind dort zu finden. Was die Seitenaufrufe der aha-Nachhilfebörse betrifft, so wurde diese heuer schon 39.500 aufgerufen. Im Vergleichzeitraum 2020 waren es rund 25.000.
Eltern zahlen im Schnitt 580 Euro
Auch für die Geldtasche der Eltern kann der Bedarf an Nachhilfe sehr belastend sein. Im Schnitt kostet die Nachhilfe für Eltern pro Schüler rund 580 Euro. 2020 waren es noch 500 Euro. Dies geht aus dem AK-Nachhilfemonitoring 2022 hervor. Das Sozial- und Meinungsforschungsinstitut IFES hat dazu stichprobenartig 500 Vorarlberger Haushalte befragt. Im Schuljahr 2021/22 bzw. im Sommer 2021 hat demnach in Vorarlberg jedes sechste Schulkind Nach- oder Lernhilfe in Anspruch genommen.
Nachhilfe in Vorarlberg
Schuljahr 2021/22 (inkl. Sommer 2021)
Bezahlte Nachhilfe: rund 7400 Schüler
Private unbezahlte Nachhilfe: rund 4000 Schüler
Schulische Gratisnachhilfe: rund 2200 Schüler
(Quelle: AK Nachhilfemonitoring 2022 / Studie des Meinungsforschungsinstituts IFES)