Nenzing lässt grüßen. Warum mit Felsstürzen immer zu rechnen ist.

Vorarlberg / 20.08.2022 • 05:30 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Der Felssturz im Nenzinger Himmel hat für großes Aufsehen gesorgt. Laut Experte Walter Bauer können solche Ereignisse immer wieder einmal passieren. <span class="copyright">Eisele</span>
Der Felssturz im Nenzinger Himmel hat für großes Aufsehen gesorgt. Laut Experte Walter Bauer können solche Ereignisse immer wieder einmal passieren. Eisele

Landesgeologe Walter Bauer stellt trotzdem klar: “Es ist nicht gefährlicher als sonst.”

Nenzing, Bregenz Der gewaltige Felssturz im Nenzinger Himmel vor wenigen Tagen hat Fragen aufgeworfen. Ist dieses Ereignis ein Beleg für den Klimawandel? Werden Wanderwege jetzt unsicherer? Ist mit derartigen Ereignissen künftig öfters zu rechnen?

Permafrost nicht schuld

Landesgeologe Walter Bauer kann die Einschätzung einer erhöhten Gefahrenlage nicht teilen. “Grundsätzlich gibt es Felsstürze in schöner Regelmäßigkeit und sie haben auch Ursachen. Aber es ist nicht davon auszugehen, dass wir uns jetzt in einer besonders gefährlichen Situation befinden”, hält der Experte fest. Auch das Schmelzen des Permafrostes erhöhe die Gefahr nicht wirklich. “Und zwar deswegen, weil Permafrost schon jetzt kaum mehr vorhanden ist. Nur in hochalpiner Lage, zum Beispiel auf den Gletschern, kommt das noch zum Tragen.”

Risse werden größer

Bauer spricht von Kluftsystemen, die durch Frostsprengungen aufgeweitet werden. “Es ist die Frostbildung, die sich in den Spalten manifestiert und durch Frostsprengungen bereits vorhandene Risse aufweitet. Irgendwann kommt es dann zum Abbrechen eines Felsens.”

Es gebe aber auch Gesteinsarten, die sich durch große Hitze verändern, sprich kleiner werden. “Davon betroffen sind in Vorarlberg ein bis zwei Prozent des vorhandenen Gesteins.” Kleiner werdende Gesteinsformationen erzeugen ebenfalls größere Risse und erhöhen die Gefahr für Felsstürze.

Walter Bauer kennt die geologische Geschichte Vorarlbergs. Das 19. Jahrhundert war die Zeit zahlreicher Felsstürze. <span class="copyright">Shourot</span>
Walter Bauer kennt die geologische Geschichte Vorarlbergs. Das 19. Jahrhundert war die Zeit zahlreicher Felsstürze. Shourot

Instabiles Gestein

Das Gestein in Vorarlberg bezeichnet Bauer generell als “etwas instabil”. Es müsse natürlich schon klar sein, dass Felsstürze vorkommen können. Da sei dann auch niemand dafür verantwortlich zu machen. “Es hat sich bei uns ja eingebürgert, dass für jede Katastrophe jemand geklagt werden kann. Aber vieles liegt eben immer noch in der Eigenverantwortung.”

Die Zeit der großen Felsstürze sei definitiv das 19. Jahrhundert gewesen. “Damals befanden wir uns in einer kleinen Eiszeit mit viel Frost. Es kam dann entsprechend auch zu viel mehr Ereignissen dieser Art”, berichtet Bauer. Durchschnittlich werden in Vorarlberg pro Jahr ein bis vier Felsstürze registriert. Heuer waren es schon vier.