Im Interview: Wie die Saison auf der Sarotlahütte bislang verlief

Isabel Pöschl und Fabian Beck bewirten seit heuer die Sarotlahütte. Wie es ihnen bisher ergangen ist, warum sie drei Wochen nach der Eröffnung wieder schließen mussten, welche kulinarischen Spezialitäten es bei ihnen gibt und wohin sie am liebsten wandern.
Brand Die Sarotlahütte wird seit heuer durch Isabel Pöschl und Fabian Beck bewirtet. Die Vorarlberger Nachrichten haben bereits darüber berichtet. Nun haben wir bei dem Hüttenwirtspaar nachgefragt, wie ihre erste Saison bislang verlief und vor welchen Herausforderungen sie aktuell stehen.
Wie ist die Saison bislang gelaufen?
Fabian Die Saison hat super gestartet! Die Sektion Bludenz des Alpenvereins hat uns wirklich sehr gut unterstützt und ordentlich die Werbetrommel für uns gerührt. Es hat sich schnell herumgesprochen, dass neue Pächter auf der Sarotlahütte Fuß gefasst haben. Das wollten sich viele alte, aber auch neue Gäste nicht entgehen lassen und haben uns gleich an den ersten Wochenenden besucht. Von so einem großen Ansturm und so viel positivem Feedback waren wir überwältigt.

Ihr hattet das Pech, gleich drei Wochen nach der Eröffnung der Hütte wegen einer Corona-Erkrankung wieder zu schließen. War das sehr demotivierend?
Isabel Es hat sich auf jeden Fall bemerkbar gemacht. Aber da keiner von uns einen schweren Verlauf hatte, haben wir die kurze Pause genutzt, um nochmals einiges umzuorganisieren und Abläufe zu verbessern. Zum Glück ist Chandra zu dieser Zeit gerade aus Nepal angekommen. Er hat sich nicht angesteckt und hat so in dieser Zeit auf die Hütte aufpassen und Getränke für durstige Wanderer bereithalten können. Nach dieser ungewollten Pause sind wir dann dafür umso motivierter zurück gestartet.

Viel Unterstützung bei der Eindeckung der Hütte gab es auch durch Freunde und die Familie.BI
Auf eurer Terrasse befindet sich nun ein Holzbackofen. Mehrmals wöchentlich wird frisches Brot gebacken. Wie kommt dieses Angebot bei den Besuchern an?
Fabian Der Gedanke hinter dem Ofen war eigentlich, dass wir uns so wöchentlich zwei bis drei Wege ins Tal sparen und frisches Brot einfach besser schmeckt. Das leckere und frische „Sarotlabrot“ hat sich im Tal ebenfalls rumgesprochen. Der Ofen bringt aber noch viele weitere Vorteile. Nachdem das Brot fertig ist, backen wir mit der übrigen Hitze Hefezöpfe, Kuchen und Creme Brûlée. Über Nacht kann dann noch ein Braten oder Schweinebauch zart gekocht werden. Quasi eine Win-Win-Situation für uns und die Gäste. Nach den ersten Wochen haben wir jedoch gemerkt, dass der Ofen für uns eine Nummer zu klein ist. Im Herbst werden wir ihn verkaufen und uns für die nächste Saison einen größeren zulegen.
Welche kulinarischen Spezialitäten schätzen die Gäste bei euch?
Isabel Unser Essen ist vielleicht etwas anders im Vergleich zu anderen Hütten. Bei uns gibt es auf der Karte zum Beispiel eine Blutwurst von Markus Dormayer. Er ist Blutwurstweltmeister und das schmeckt man auch. Eine vegane Variante davon gibt es auch, was wirklich sehr gut ankommt. Die Kombinationen von gewohntem und ungewohnten macht den Gästen Spaß. So gibt es bei uns neben der klassischen Bauernwurst mit Sauerkraut, Senf und Kren auch eine Neuinterpretation mit koreanischem Kimchi und knusprigem Bergkäse. Chandra bringt auch seinen nepalesischen Einfluss ein. So kocht er beinahe täglich frischen Dal Bhat, einen Linseneintopf mit Basmatireis und eingelegtem Gemüse. Aber auch typische Gerichte wie die Sarotla Brettljause mit ausschließlich regional bezogenen Produkten kann bei uns verzehrt werden.

Ihr nützt auch die Pflanzen und Kräuter der umliegenden Landschaft zum Einlegen und Fermentieren?
Fabian Wir versuchen, so viel wie möglich selbst zu produzieren. Am Anfang der Saison haben wir beispielsweise Waldmeister gesammelt, diesen zu Sirup verarbeitet und einen, wie wir finden, sehr leckeren Aperitif daraus gemacht. Jetzt ist gerade Beerenzeit. Wilde Heidelbeeren und Walderdbeeren sind eine ganz besondere Leckerei. In unserem Dachboden trocknen wir jede Menge Bergkräuter für verschiedene Tees. Auf nächstes Jahr werden wieder Bücher gewälzt, wir wollen natürlich keine geschützten Pflanzen verwenden und die Vielfalt erhalten. Die Berge haben soviel zu bieten und das soll auch noch lange so bleiben.
An welchen Tagen sind die Übernachtungen auf der Hütte besonders gut gebucht?
Isabel Die Wochenenden sind derzeit besonders stark. Bei diesem super Wetter zieht es die Leute aber auch unter der Woche in die Berge. Ich kann nur empfehlen, früh genug eine Übernachtung zu buchen. Einigen Spontananfragen für das Wochenende mussten wir leider schon absagen. Zum Glück haben wir an den Wochenenden immer Unterstützung von Freunden und der Familie. Ohne diese würden wir es nicht schaffen.

Ist auf der Sarotlahütte genügend Wasser vorhanden?
Fabian Der schöne, aber trockene Sommer bringt auch einige Hürden mit sich. Zum Glück haben wir derzeit noch keine großen Probleme mit der Trinkwasserversorgung. Wir merken allerdings, dass die Quelle um einiges weniger Wasser bringt als sonst. So mussten wir teilweise unsere Wasserturbine, welche uns normalerweise in der Nacht mit Strom versorgt, abschalten.
Welche Wanderung unternehmt ihr am liebsten?
Fabian Bei uns fallen die Wanderungen eher kürzer aus. Wir gehen natürlich mit unserem Hüttenhund Rufina spazieren. Auf die eher ausgesetzten Gipfel darf sie aber noch nicht mit. Manchmal legen wir uns irgendwo inmitten der Natur auf einen großen Felsbrocken in die Sonne, um uns zu erholen und Kraft zu tanken. Unser Tipp ist, auf Entdeckungstour zu gehen. Es gibt ganz kleine und ganz große Dinge zu sehen, wenn man sich Zeit nimmt, die Augen offenhält und genießt.

Fühlt ihr euch wohl auf der Sarotlahütte?
Isabel Auf jeden Fall! Das Hüttenleben ist zwar oft anstrengend, aber die Umgebung macht so einiges wieder gut. Bis jetzt haben wir viele nette Menschen kennengelernt und hoffen, dass es auch so bleibt. Ab und zu vermissen wir das Meer, aber darum haben wir auch einen Strandurlaub für nach der Saison geplant. BI