Herrschaftliches Haus in Lochau mit Geschichte

Vorarlberg / 25.08.2022 • 16:16 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Alpines Luftbild von 1959. Sein heutiges Aussehen mit den Zinnen erhielt der denkmalgeschützte Klausturm erst nach dem Verkauf 1862. Vorarlberger Landesbibliothek
Alpines Luftbild von 1959. Sein heutiges Aussehen mit den Zinnen erhielt der denkmalgeschützte Klausturm erst nach dem Verkauf 1862. Vorarlberger Landesbibliothek

Die denkmalgeschützte Villa Gravenreuth trohnt oberhalb des Bodensees.

Lochau Die Villa Gravenreuth befindet sich auf dem Klausberg, der Name stammt von einer hier gelegenen geografischen Engstelle (Klause), die der Klausberg zu einem Teil des östlichen Bodenseeufers hin bildet. An dieser Engstelle befanden sich mehrere militärische Sperrwerke, um Vorarlberg vor den Einfällen von Truppen aus dem schwäbischen, bayrischen und württembergischen Raum zu schützen. Über den Klausberg führt der unscheinbare Klauspass, an dem der Klausturm steht.

Bayrische Familie erwarb Klausturm

Den Klausturm und die Grundstücke darum erwarb 1852 die Familie des ehemaligen bayrischen Besatzungskommissärs Carl Ernst Freiherr von Gravenreuth. Er war ein deutscher Politiker und Diplomat. Vor 1870 befand sich neben dem Klausturm noch ein Bauernhof. Dieser musste im Zuge der Errichtung der Villa Gravenreuth weichen. Geplant wurde die Villa von Architekt Wilhelm Widmann als Sommerdomizil. Beim Klausturm wurde von den Vorarlberger Landständen zu Ehren Carl Ernst Freiherr von Gravenreuth eine Gloriette in Form eines kleinen römischen Tempels erbaut. Der Freiherr wanderte gerne hierher, um den Sonnenuntergang über dem Bodensee zu genießen. Die Gloriette wurde in den 1950er-Jahren ersatzlos abgebrochen.

Renovierung im Jahre 1862

1862 wurde der Klausturm von Carl Ernst Freiherr von Gravenreuths Sohn Maximilian renoviert. Dabei wurde das Aussehen des Turms wesentlich, durch die markanten Zinnen und einen Balkon verändert.

Von 1919 bis 1928 waren das Anwesen und der etwa 170 Meter südlich befindliche Klausturm Eigentum des Juweliers Franz Halder aus Wien. Die Firma Halder wurde im Jahr 1895 gegründet und war bekannt für Gold- und Silberarbeiten. Die exklusiven Stücke, vor allem Jagdschmuck, wurden an das österreichische Kaiserhaus und die Höfe Europas geliefert. Franz Halder starb 1927. Seit 1928 befindet sich das Haus im Eigentum der Unternehmerfamilie Huber-Sannwald, die die Villa 1928/1929 sanierte.

Hauskapelle in der Villa

Das Gebäude selbst ist etwa 15 Meter hoch, mit Turm etwa 20 Meter. Beim Hauptgebäude handelt es sich um ein freistehendes dreigeschossiges, Objekt mit Satteldach. Der Turm ist mit einem sehr flachen Zeltdach versehen. Markant für das Gebäude sind der einem historisierend-italienischen Stil angelehnte, fünfgeschossige Turm sowie der als Balkon ausgebildete, mittige Gebäudevorsprung. Dieser zweigeschossige Balkon aus Eisen im Jugendstil gibt der frontseitigen Fassade eine gewisse Leichtigkeit. In der Villa befand sich eine Hauskapelle, die vom Schrunser Maler Jakob Bertle im romanischen Stil ausgestattet wurde. Die Kapelle wurde 1928/1929 anlässlich der Renovierung aufgelassen und die Kapellenausstattung verschenkt. mec

Geplant wurde das Gebäude von Architekt Widmann als Sommerdomizil. Um den Klausturm und die Villa befindet sich ein im 19. Jahrhundert angelegter Park. F. Böhringer
Geplant wurde das Gebäude von Architekt Widmann als Sommerdomizil. Um den Klausturm und die Villa befindet sich ein im 19. Jahrhundert angelegter Park. F. Böhringer