Was Verstappens Reifen im Bildraum Bodensee macht

Vorarlberg / 26.08.2022 • 19:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Als Bildhauer nimmt Manfred Erjautz die Welt, den Planeten Erde als den größten plastischen Körper wahr.<span class="copyright"> VN/Paulitsch </span>
Als Bildhauer nimmt Manfred Erjautz die Welt, den Planeten Erde als den größten plastischen Körper wahr. VN/Paulitsch

Manfred Erjautz präsentiert mit “Heavy Sun” seine erste Einzelausstellung in Vorarlberg.

Bregenz Der Grazer Künstler Manfred Erjautz (geb. 1966) provoziert und sorgt mit seinen Arbeiten international für Aufsehen. Ein gewisses Augenzwinkern und Ironie dürfen in seinen bunten und schrillen Werken aber nicht fehlen.

Mit “Heavy Sun” präsentiert er im Bildraum Bodensee seine erste Einzelausstellung in Vorarlberg. Die meisten Werke sind überhaupt das erste Mal zu sehen und wurden eigens für die Ausstellung in der Landeshauptstadt geschaffen. Ausgestellt sind Leuchtinstallationen, Objekte und Fotografien, die der Künstler allesamt als Bildhauerei sieht. Als Bildhauer nimmt er die Welt, den Planeten Erde und seine Trabanten als den größten plastischen Körper wahr. Manfred Erjautz teilt seine Werke thematisch in drei Räumlichkeiten auf und macht sich dabei auch die in den letzten 120 Jahren entstandene Senkung des Gebäudes zunutze. Thematisiert wird die Geburt, das Sein und das Sterben. Woher kommen wir, wer sind wir und wohin gehen wir?

Dabei beschäftig sich Erjautz vorrangig mit dem menschlichen Körper und dessen Vermarktung sowie dem männlichen Blick in der Kunst auf die Frau. Ein sogenannter Slick, ein profilloser Reifen aus dem Rennstall von Formel-1-Weltmeister Max Verstappen, nimmt Bezug auf ein Werk aus der seit 2016 fortlaufenden Fotoserie „Occupied Island“, welche den menschlichen Körper als Bestandsaufnahme von scheinbaren Gegensätzen behandelt. Die Leuchtinstallation “ME”, die auf seine Initialen verweist, aber aus dem Englischen übersetzt auch als “Ich” gelesen werden kann, greift das Spannungsfeld zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft auf. Durch einen Scheinwerfer, der auf die Installation gerichtet ist, wird das Wort “We” (deutsch: “wir”) auf den Boden projiziert.

Auch die Konsumkritik greift Erjautz auf, unter anderem mit zusammengepressten Einkaufswagen – eine Hommage an Gottfried Bechtolds zusammengedrückten Porsche. Die Außenwirkung des Menschen vermittelt Erjautz mit Schaufensterpuppen. Die weibliche Figur, die in fragender Haltung mit einer Nabelschnur mit ihrem Neugeborenen verbunden ist, scheint sagen zu wollen: “Hey, was woll ihr eigentlich noch von mir?”

Zu sehen sind außerdem Bronzeobjekte, Fotoserien, eine Videoinstallation mit Bruckner-Musik sowie Zeitmesser in Form von Tischuhren. Die Zeit spielt für den Künstler jedoch keine Rolle mehr. Vielmehr sind die Zeitmesser für ihn zu Bewegungsskultpuren geworden.

Dauer der Ausstellung: bis 1. September 2022

Künstlergespräch: Donnerstag, 1. September um 19 Uhr

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