Die Ärztedynastie der jüdischen Familie Steinach aus Hohenems

Drei Generationen Hohenemser Medizingeschichte.
Hohenems Die VN-Heimat Dornbirn und das Jüdische Museum Hohenems betrachten in ihrer Biografienreihe erstmals einige Vertreter der Familie Steinach. Am Beginn steht der 1796 in Hohenems zur Welt gekommene Wilhelm Steinach, der, wie Aron Tänzer in seinem Werk zur Geschichte der Hohenemser Juden zu berichten wusste, als eines der ersten Gemeindemitglieder überhaupt studieren konnte, indem er seine Ausbildung in Kempten, München und Wien absolvierte.
Hohenemser Gemeindearzt
Dr. Steinach wurde daraufhin 1832 zum Gemeindearzt bestellt und engagierte sich in weiterer Folge auch als Wohltäter und Organisator, wie beispielsweise im Schul- und Armenwesen. Ein Jahr später vermählte er sich mit der aus Bozen stammenden Therese Levi, die am 7. April 1834 einen Sohn zur Welt brachte.

Simon Steinach, der ein Einzelkind geblieben war, konnte ab 1845 das Gymnasium in Feldkirch besuchen. Für den Sohn des Hohenemser Gemeindearztes war die Karriere gewissermaßen vorgezeichnet, und so belegte er von 1853 bis 1859 Kurse an der medizinischen Fakultät der Universität Wien, wo er nach Angaben Tänzers einen Ruf als „hervorragender Arzt und Wissenschaftler“ erwerben konnte. Bald darauf trat er in die Fußstapfen seines Vaters, der im April 1867 verstarb und am Jüdischen Friedhof in Hohenems begraben wurde. Simon Steinach heiratete bereits im März 1860 Flora Rosenthal, die Tochter des Hohenemser Textilfabrikanten Josef Rosenthal. In den Quellen blieb Simon Steinach in seiner Funktion als Gemeindearzt vor allem als „Pionier der antiseptischen Wundbehandlung“ in Erinnerung. Darüber hinaus engagierte sich der liberal gesinnte Steinach aber auch auf politischer Bühne und stand zudem in den Jahren 1869 und 1870 der Israelitengemeinde als Bürgermeister vor.
Zwei Söhne, keine Enkelkinder
Mit Eugen (1861) und Josef (1864) war Simons Familie auch Nachwuchs beschert. Während der jüngere Bruder als Fabriksdirektor der Rosenthal-Spinnerei in Rankweil im Metier der mütterlichen Vorfahren seine Berufung fand, komplettierte Eugen die väterliche Ärztedynastie.

Nach der Matura in Feldkirch zog es ihn zunächst noch zum Studium der Chemie und Zoologie nach Genf, ehe er 1880 Fachrichtung und Studienort wechselte und sich in Wien und Innsbruck der Medizin widmete. Nach der Promotion 1886 setzte er seine Universitätslaufbahn in Prag fort und habilitierte sich 1890. Dort blieb Eugen Steinach, zuletzt mit einer ordentlichen Professur ausgestattet, noch bis 1912, ehe es ihn nach Wien zog, wo im selben Jahr sein unverheirateter Bruder neben den Eltern am Zentralfriedhof bestattet worden war. Simon und Flora Steinach verbrachten nämlich ab 1893 ihren Lebensabend in der Hauptstadt, was wohl auch der Plan Eugens gewesen wäre. So leitete er nun an der Akademie der Wissenschaften die physiologische Abteilung der biologischen Versuchsanstalt und heiratete 1915 die aus Schlesien stammende Antonie Thumim.
Exil in der Schweiz
Eugen Steinach beschäftigte sich in seinen Experimenten insbesondere mit Sexualhormonen und der „Verjüngung“ des Menschen. Außerdem werden seine Forschungen heute auch als wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Anti-Baby-Pille angesehen.
Von einer längeren Italienreise zu Beginn des Jahres 1938 konnte er schließlich nicht mehr in das inzwischen nationalsozialistische Österreich zurückkehren und musste daher mit seiner Frau in der Schweiz Zuflucht suchen. Von dort versuchte das betagte Ehepaar noch vergeblich in die USA weiterzureisen.
Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebten beide nicht mehr, Antonie nahm sich sogar schon im September 1938 in Zürich das Leben. Eugen Steinach beschäftigte sich noch mit der Behandlungsforschung zur Sterilisierung von Nutztieren und verstarb schließlich am 14. Mai 1944 im Alter von 83 Jahren in Territet bei Montreux. RAE