Wenn Hände Wörter bilden

Vorarlberg / 28.08.2022 • 17:29 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Gebärdendolmetscherin Annegret Franken (links) übersetzte die Geschichten von Laura Grabher-Meyer (rechts).
Gebärdendolmetscherin Annegret Franken (links) übersetzte die Geschichten von Laura Grabher-Meyer (rechts).

Die mobile Bibliothek (MoBiLu) Lustenau brachte den Kindern die Gebärdensprache näher.

Lustenau „Wenn Kinder oder Erwachsene nichts hören, unterhalten sie sich in Gebärdensprache miteinander“, erklärt Gebärdendolmetscherin Annegret Franken vom Landeszentrum für Hörgeschädigte (LZH) in Dornbirn. Während sie spricht, bilden ihre Hände gleichzeitig die Wörter, und so sehen die Kinder und deren Eltern, was es heißt, in Gebärdensprache zu sprechen. Heute ist Franken als Expertin der Einladung der mobilen Bibliothek (MoBiLu) Lustenau gefolgt und übersetzt zwei Kinderbücher in die Gebärdensprache. „,Hallo‘, zeigen sich die hörgeschädigten Menschen folgendermaßen.“ Und schon beginnt Frau Franken zu gebärden. Die anwesenden Eltern und deren Kinder verfolgen aufmerksam das Geschehen.

Bewusstsein für Hörgeschädigte

Im Garten des Kindergartens der Hannes-Grabher-Siedlung haben sich auch diese Woche interessierte Geschichtenzuhörer versammelt, die am Sommerprogramm der Bibliothek regelmäßig teilnehmen. „Wir haben in Lustenau viele Menschen, die eine zweite Sprache sprechen“, erklärt Alexandra Jank, Leiterin der Bibliothek Lustenau. Ihr und ihren Mitarbeitenden ist es deshalb ein großes Anliegen, ein Bewusstsein für die verschiedenen Sprachen zu schaffen. „Dazu zählt auch die Gebärdensprache. Die Kinder erfahren bei unserem zweisprachigen Vorleseprogramm, dass es auch Menschen gibt, die sich mit Gebärden untereinander verständigen“, so Jank. Was es heißt, nichts zu hören und von den Lippen genau ablesen zu müssen, lernten die Kinder bei dem Vorleseprogramm.

Deutliches Sprechen

„Ich spreche nun stumm ein Wort und ihr dürft erraten, was ich gemeint habe“, so Franken. Das dies gar nicht so einfach ist, wie zuerst gedacht, konnten die Kinder und Eltern am eigenen Leib erfahren. „Es ist wichtig, deutlich mit dem Mund zu sprechen und die passende Gebärde dazu anzuwenden. Nur so können die Gehörlosen das Gesprochene verstehen.“ Annegret Franken klärte auf, dass es in der Gebärdensprache unterschiedliche Dialekte gibt und in Österreich anders gebärdet wird als in Deutschland oder Italien. „Die Gebärdensprache verhält sich wie jede andere Sprache“, so Franken.

Zweisprachiges Vorlesen

In den Sommerferien bringt die Bibliothek Lustenau den Kindern zweisprachige Leseabenteuer näher und lässt sie jeden Mittwochvormittag in eine andere Welt eintauchen. Neben den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch, Kantonesisch und Gebärdensprache folgen aufgrund der hohen Nachfrage Deutsch/Türkisch sowie Deutsch/Ukrainisch. Kindern vorzulesen, ist für den Sprach­erwerb das Um und Auf, wissen die Mitarbeitenden der Bibliothek.

Diese Woche durfte Ferialpraktikantin Laura Grabher-Meyer die Geschichten auf Deutsch den Kindern vorlesen. Annegret Franken dolmetschte in die Gebärdensprache. Fasziniert von den Ausführungen von Franken applaudierten die Zuhörer im Anschluss und freuten sich, nun etwas mehr über diese besondere Sprache gelernt zu haben. Informationen zum Angebot der MoBiLu sind der Homepage der Bibliothek zu entnehmen. Bvs

Gespannt hörten die Kinder zu.
Gespannt hörten die Kinder zu.